Überraschungsfiguren für Playmobil: Die Farben der Verpackungen signalisieren den Kindern sehr deutlich: Pink ist für Mädchen, blau für Jungen. Auch in der Werbung werden sogenannte «Buben»-Spielzeuge – wie zum Beispiel der «Big Slime Battle» – explizit mit Buben beworben. Andererseits kleine Puppen – wie die «L.O.L. Surprise Pearls» – nur mit Mädchen.
Rollenverteilung in 15 Kinder-Sachbücher unter der Lupe
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Bild 1 von 15. Die Rollenverteilung ist bei diesem Buch ziemlich ausgewogen. Es kommen gleich viele weibliche Personen vor, wie männliche. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 15. Die männlichen Personnen machen in diesem Buch 47 Prozent aus. Beide Geschlechter haben eine fast gleich bedeutende Rolle eingenommen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 15. Auch dieses Buch ist ziemlich ausgewogen. Fast 49 Prozent der Personen sind weiblich. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 15. Beide Geschlechter werden auch in diesem Buch über den Kinderalltag fast gleich thematisiert. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 15. Etwas überraschend: Bei Pferde und Ponys, traditionellerweise Mädchenthemen, kommen gleiche viele Jungen und Männer vor. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 15. Erstaunlich: Bei den Prinzessinnen gibt es ähnlich viele weibliche wie männliche Figuren. Das Buch selber ist pink und will damit eigentlich Mädchen ansprechen. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 15. Fast 77 Prozent der Personen in diesem Buch sind männlich. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 15. Die Rollenverteilung auch hier klar männlich. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 15. In diesem Buch sind nicht viele Astronautinnen zu sehen. Knapp über 10 Prozent sind weiblich in diesem Buch. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 15. In diesem Buch sind die Rollen klar verteilt: Wir sehen auf jeder Seite den Vater mit den zwei Kindern. Die Mutter taucht seltener auf. Sie schneidet den Rosenbusch und serviert Getränke. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 15. Über 61 Prozent der Personen sind in diesem Buch männlich. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 15. Auch bei diesem Buch dominiert das männliche Geschlecht. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 15. Etwas mehr Männer als Frauen kommen in diesem Buch vor. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 15. Mit 82 Prozent Frauen-/Mädchenanteil ist hier die Rollenverteilung am stärksten zugewiesen. Bildquelle: SRF.
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Bild 15 von 15. Für Mädchen ist auch dieses Buch gedacht. Über 57 Prozent der Hauptfiguren sind weiblich. Bildquelle: SRF.
Verschiedene Einflüsse
Haben Mädchen und Buben tatsächlich so unterschiedliche Spielbedürfnisse? Moritz Daum, Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich, geht davon aus, dass nicht nur die Biologie, also die angeborenen Geschlechtshormone, die Kinder beeinflussen. Auch die Umwelt habe Einfluss, so Moritz Daum: «Das sind die Erwartungen der Eltern oder Grosseltern.» Zudem wollten Kinder meistens zu einer Gruppe gleichgeschlechtlicher Kinder gehören. Denn Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren müssten ihre geschlechtliche Identität erst festigen.
Sachbücher erklären den Kindern die Welt. «Kassensturz» hat fünfzehn viel verkaufte Sachbücher ausgesucht. Nach Geschlechtern ausgezählt und analysiert hat die Bücher Franziska Vogt, Professorin und Leiterin des Zentrums Frühe Bildung der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Bei gut der Hälfte der Bücher kommen ähnlich viele weibliche wie männliche Personen vor, bei den anderen ist die Verteilung nicht ausgeglichen. In einigen Büchern werden stereotype Rollenbilder dargestellt.
Fast nur Buben als Lokführer
Bei den Berufsbildern zeigen einige Bücher eine sehr traditionelle Rollenverteilung. Im Sachbuch «Entdecke die Eisenbahn» von Ravensburger beispielsweise gibt es ausser einer Frau im Stellwerk nur männliche Lokführer. Im Gegensatz dazu wäre für Pädagogin Franziska Vogt eine Geschlechterausgeglichenheit aber von grossem Vorteil: «Wenn ein Mädchen sich dafür interessiert, Astronautin zu werden, wäre es schön, sie würde in einem Buch auch eine Astronautin sehen.»
Der Verlag Ravensburger, der in der vorliegenden Analyse für den Grossteil der Bücher mit unausgeglichenen Rollenbildern verantwortlich ist, schreibt «Kassensturz»: «Wir legen grossen Wert darauf, in unseren Büchern Geschlechterklischees zu vermeiden. Wir haben jedoch den Anspruch, die Lebensrealität abzubilden.»
Mann und Frau sind sich ähnlich
Für Entwicklungspsychologe Moritz Daum geht die Kategorisierung in eine Buben- oder eine Mädchenwelt in die falsche Richtung. «Das führt dazu, dass wir denken, dass Mädchen und Buben komplett unterschiedlich sind. Das sind sie in Wahrheit gar nicht.»
Wie sollen nun Eltern mit stereotypen Geschenkwünschen umgehen? Für Franziska Vogt ist klar: «Das Wichtigste ist, das Interesse des Kindes zu wecken und das zu schenken, was das Kind will.» Deshalb ihr Tipp, wenn sich ein Mädchen eine Barbie wünscht: «Einen Bagger dazuschenken, damit die Barbie auch mit dem Bagger spielen kann.»