Es ist nicht im politischen Sinne gemeint, sondern im klimatischen: Wir leben in einer immer extremeren Welt.
Was man noch vor kurzem in einer fernen Zukunft gewähnt haben mag, manifestiert sich bereits jetzt im System Erde und es hat handfeste Auswirkungen auf unser Leben: In einer wärmeren Welt steigt nicht einfach die globale Durchschnittstemperatur, ein wärmeres Klima wirkt sich gleichzeitig an allen Ecken und Enden des Erdsystems aus.
Dürren und Sturzfluten
Wärmere Luft, zum Beispiel, kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Nicht nur aus dem Meer, sondern auch aus Äckern und Waldböden. Das kann zu Trockenheit führen. Kommt gerade noch eine Hitzewelle dazu, wird aus Trockenheit oft eine Dürre.
Ein andermal prasselt uns die zusätzliche Feuchtigkeit in der Atmosphäre als Starkregen auf den Kopf und überflutet das Haus. Und weil mit zunehmender Erwärmung solche extremen Ereignisse häufiger werden, folgt auf eine monatelange Trockenheit, die die Bauern verzweifeln lässt, manchmal kurz darauf eine Sturzflut – so wie 2018 im Tessin.
Im neuen Klimabericht warnen die Forscherinnen und Forscher, dass extreme Ereignisse künftig auch kombiniert auftreten. An den Meeresküsten kommt der gestiegene Meeresspiegel zusammen mit heftigeren Stürmen und grösseren Niederschlägen – aus einer Jahrhundert-Katastrophe wird so eine Jahrtausend-Katastrophe.
Vor Extremereignissen wappnen
Darauf müssen wir uns vorbereiten, sagt Erich Fischer von der ETH Zürich und Mitautor des IPCC-Berichts: Bisher seien wir gewohnt, uns vor einzelnen Gefahren zu wappnen, vor dem Hochwasser an einem Fluss zum Beispiel. Aber wenn künftig an vielen Orten mehrere Gefahren drohten, dann werde die Anpassung sehr anspruchsvoll und oft auch teuer.
Doch die Erfahrung zeigt: Anpassung lohnt sich. Die Schweiz hat die Hochwasser diesen Sommer auch relativ gut gemeistert, weil sie nach den grossen Flutschäden vor einigen Jahrzehnten kräftig investiert hat. Auch auf Hitzewellen kann man sich vorbereiten – und damit viele Leben retten, zeigen Studien.
Doch Anpassung hat Grenzen. Die Forscher prognostizieren, dass wir bei weiterer Erwärmung mit Extremen unbekannten Ausmasses rechnen müssen. Mit Hitze und Dürre zum Beispiel, die die Landwirtschaft an Orten an Grenzen bringen, wo das bisher nicht der Fall war. Oder in einigen Weltregionen mit feuchter Hitze, die der menschliche Körper nicht mehr mitmacht.
Warten kommt teuer zu stehen
Das Risiko für solche Ereignisse steigt mit jedem Zehntelgrad weiterer Erwärmung. Das heisst: Je länger wir damit warten, den CO2-Ausstoss wirklich zu senken, desto schwieriger und teurer wird die Anpassung. Jeder Franken, den wir in den Klimaschutz stecken, spart Geld bei der Anpassung.
Nur ist die Klimaerwärmung bereits so weit vorangeschritten, dass wir uns trotzdem auch auf stärkere Extremereignisse vorbereiten müssen. Den Zeitpunkt, an dem es ohne diese Zusatzausgaben gegangen wäre, den haben wir endgültig verpasst.