- Vier Tage lang feiert das Vereinigte Königreich das 70. Thronjubiläum der Queen Elizabeth II.
- Doch der Mehrheit der Briten ist laut der Anti-Monarchie-Organisation Republic das «Jubilee» egal.
- Auch die neue australische Regierung geht auf Distanz zum Staatsoberhaupt Queen.
Eine Umfrage von der Anti-Monarchie-Organisation Republic in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Yougov zeige, dass 29 Prozent «nicht sehr» und weitere 25 Prozent «überhaupt nicht» interessiert seien. Nur 11 Prozent bekundeten «grosses» und weitere 32 Prozent «ziemliches» Interesse, wie Graham Smith von Republic sagte.
Wenn die Umfragewerte bereits zu Lebzeiten der durchaus beliebten Queen sinken, werde die Unterstützung für ihren deutlich unbeliebteren Sohn Charles weiter schwinden, hofft Smith. Sowohl der Thronfolger als auch William seien den Leuten egal. «Die Chancen, dass (Williams Sohn) George einmal auf dem Thron sitzt, sind ziemlich gering.»
Auch wirtschaftliche Argumente von Monarchie-Befürwortern wischt Smith beiseite. Es gebe keinen Gegenwert für jährliche Steuerausgaben von Hunderten Millionen Pfund. Touristen würden trotzdem kommen und Fotos von den Palästen machen. «Es macht keinen Unterschied, ob es die Monarchie gibt», behauptet Smith.
Glasgow verweigert Geld für «Jubilee»-Feier
Die Rolle der Queen als einigende Kraft für das Vereinigte Königreich zieht Kritikern zufolge nicht mehr – so streben in Schottland viele Menschen nach Unabhängigkeit. Der Stadtrat von Glasgow weigerte sich, Geld für die «Jubilee»-Feiern auszugeben. Auch in Nordirland hat kürzlich erstmals eine Partei die meisten Stimmen erhalten, die für eine Wiedervereinigung mit der zur EU gehörenden Republik Irland eintritt.
Hoffnung macht den Monarchie-Gegnern auch der Blick in den Staatenbund Commonwealth. Ende 2021 erklärte sich der Karibikstaat Barbados zur Republik, auch Jamaika verfolgt solche Pläne.
Ähnliche Entwicklungen in Kanada und Australien
Auch die neue australische Regierung geht auf Distanz zum Staatsoberhaupt Queen Elizabeth II. Das 70. Thronjubiläum der Königin sei ein Anlass, über die Zukunft der früheren britischen Kolonie nachzudenken, sagte Kabinettsmitglied Matt Thistlethwaite der britischen Nachrichtenagentur PA.
Nach dem Ende von Elizabeths Regentschaft sei die Zeit für eine ernsthafte Debatte reif. «Australien ist ein unabhängiger Staat. Wir haben unsere eigene einzigartige Identität und Kultur», sagte Thistlethwaite.
Die Queen ist wie in vielen anderen Mitgliedstaaten des Commonwealth formal Staatsoberhaupt Australiens. Thistlethwaites Ernennung zum «Assistant Minister for the Republic» schürt aber Vermutungen, dass der neue Premierminister Anthony Albanese der Labor-Partei ein Referendum zu dieser Frage anstrebt. 1999 hatte bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit der Australier, nämlich 55 Prozent, für die Beibehaltung der Monarchie gestimmt.
Auch in Kanada haben die Monarchie-Gegner Zulauf. Eine Umfrage des Angus Reid Institute im April ergab, dass 51 Prozent die Staatsform ändern wollen. «Heute sind wir eine multikulturelle Gesellschaft, deren koloniale Bindungen zu Grossbritannien ein fernes Relikt sind», kommentierte der Kolumnist Bob Hepburn kürzlich im «Toronto Star». Eine Monarchie sei «lächerlich in einem modernen Land».