- Grossbritannien soll nun doch weiter am Interrail- und Eurail-Programm teilnehmen.
- Das teilte der Verband der britischen Eisenbahngesellschaften Rail Delivery Group (RDG) mit.
- Die erst am Mittwoch verkündete Entscheidung, auszusteigen, sei nach «starken Reaktionen» revidiert worden.
Der Kehrtwende waren erneute Gespräche mit der Eurail Group vorausgegangen. «Die britischen Eisenbahngesellschaften wollten Interrail nie verlassen», hiess es in der RDG-Mitteilung.
Am Mittwoch hatte es geheissen, Interrail- und Eurail-Tickets würden von 2020 an nur noch für den Eurostar-Zug bis zum Bahnhof St. Pancras in London gültig sein. Wer Grossbritannien per Zug bereisen wolle, brauche dann zusätzlich einen BritRail-Pass. Doch das wurde nun wieder zurückgenommen.
Streit um Eurail-Ticket
Grund für das Hin und Her war eine Auseinandersetzung über das Eurail-Ticket, wie ein RDG-Sprecher sagte. Die britischen Eisenbahngesellschaften sahen darin eine Konkurrenz zu ihrem BritRail-Ticket und wollten nur noch das Interrail-Ticket anbieten.
Die Eurail Group, die das Interrail-Programm verwaltet, stellte die Briten jedoch vor die Wahl, entweder ganz oder gar nicht teilzunehmen. Die RDG entschied sich zunächst für gar nicht, unterschätzte aber wohl das Kundenecho auf die Verkündung zum Ausstieg und revidierte den Entscheid eiligst.
30 Länder mit einer Fahrkarte
Mit den Interrail- und Eurail-Tickets können Reisende in mehr als 30 Ländern mit einer einzigen Fahrkarte über einen bestimmten Zeitraum unbegrenzt viele Zugfahrten machen.
Interrail ist für die Einwohner der teilnehmenden Länder in Europa bestimmt. Für Zugreisende mit Wohnsitz in anderen Ländern gibt es das Eurail-Ticket. Grossbritannien nimmt seit dem Start des Programms 1972 an Interrail teil.
In der Schweiz besonders beliebt
Das Geschäft mit den Interrail-Bahnpässen wächst kontinuierlich an. 2018 verkauften die beteiligten Bahngesellschaften über 300'000 Pässe. In den letzten 13 Jahren habe sich die Zahl der bezogenen Interrail-Pässe verdreifacht, wie die offizielle Vertreiberin auf Anfrage schreibt.
Die Pässe sind in der Schweiz besonders beliebt. Im letzten Jahr verkaufte die SBB 50'000 Stück – so viel wie in keinem anderen Land, wie die SBB sagt. Der positive Trend setze sich auch 2019 fort, so die Bahngesellschaft weiter.
Der Boom ist auf die Klimadebatte und das Schlagwort Flugscham zurückzuführen. Für 71 Prozent der Interrail-Nutzerinnen und -Nutzer sei der tiefe CO2-Fussabdruck der Bahnreise ausschlaggebend für den Kauf des Passes gewesen, wie Interrail schreibt.