Der Schrott türmt sich meterhoch auf dem Gelände der Thommen Group in Kaiseraugst. Hunderte von Tonnen werden hier jeden Tag verarbeitet bei einem der grössten Recycling-Unternehmen der Schweiz.
Jodok Huber ist schon seit Jahren im Geschäft: «Weil der Schrottpreis so hoch ist, kramen jetzt alle ihren Schrott zusammen: Landwirte schauen zum Beispiel, ob noch irgendwo was rumliegt, das sie verkaufen können.»
Denn es lohnt sich: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich der Preis verdoppelt. Im Mai hat sich die Lage zwar etwas entspannt, doch Schrott kostet weiterhin enorm viel. In Kaiseraugst wird der Schrott in erster Linie sortiert und im Schredder zerkleinert – aufbereitet für die Wiederverwertung. Wichtige Abnehmer: die beiden Schweizer Stahlwerke.
Recycling im Elektrolichtbogenofen
Sowohl in Gerlafingen als auch in Emmenbrücke entsteht aus Schrott Stahl, Recycling-Stahl also. Und zwar in einem sogenannten Elektrolichtbogenofen bei enormer Hitze. Das braucht zwar Unmengen von Strom, aber der CO₂-Ausstoss ist 80 Prozent tiefer als bei der herkömmlichen Herstellungsweise im Hochofen. Für Andreas Steffes, Geschäftsführer des Branchenverbandes Metal Suisse, ist deshalb klar: «Die Nachfrage nach Schrott wird zunehmen, weil auch Länder wie China erkannt haben, dass es einfacher und effizienter ist, aus Schrott Stahl zu produzieren.»
Die Nachfrage nach Schrott wird zunehmen.
In den letzten Monaten habe vor allem der Krieg den Schrottpreis in die Höhe getrieben, weil die Lieferanten-Ströme sich innerhalb von Europa verändert hätten: «Die Türkei – ein wichtiger Schrott-Importeur – muss sich vermehrt in Europa eindecken statt am Schwarzen Meer», sagt Steffes.
Angebot derzeit limitiert
Der grossen Nachfrage steht ein reduziertes Angebot gegenüber. Wegen globaler Lieferengpässe leidet die Autoindustrie schon seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Immer wieder steht die Produktion still. Und wenn keine Autos hergestellt werden, fällt auch kein Neu-Schrott an – ein Abfallprodukt bei der Autoproduktion.
Und auch sogenannter Alt-Schrott ist Mangelware – zum Beispiel Fahrzeug-Schrott. Denn die Leute kaufen weniger neue Autos, und lassen deshalb ihre alten auch nicht verschrotten. Zu spüren bekommt das Andreas Kaufmann, Autoverwerter aus Rickenbach bei Winterthur: «Wir haben im Moment enorm wenig Fahrzeuge – uns fehlt das Material».
Der Preis dürfte hoch bleiben
Kaufmann hat also deutlich weniger zu tun. Doch immerhin erhält er mehr für den Schrott. Das wiederum hat zur Folge, dass Kaufmann jetzt kostenlose Entsorgung anbieten kann, oder: «Je nach Zustand des Autos gibt es durchaus auch einen kleinen Betrag.» Schrott ist derzeit eben ein rares Gut und weltweit gefragt – der Preis dürfte deshalb hoch bleiben.