Eine Gasheizung hat gewichtige Nachteile – das ist nicht erst bekannt, seit Russland die Ukraine überfallen hat. Sie produziert CO2 und schädigt das Klima. Und doch denken sich wohl die meisten, jetzt eine erst vor zwei Jahren installierte Gasheizung rauszureissen und mit einer Wärmepumpe zu ersetzen, kann nicht gut sein. Schliesslich hat die Herstellung der Gasheizung auch Energie und Rohstoffe gebraucht.
«Trotzdem ist dieser Schluss falsch», sagt Harald Desing vom Bundesforschungsinstitut Empa. Denn über den ganzen Lebenszyklus betrachtet, von der Herstellung der Heizung über ihren CO2-Ausstoss während des Gebrauchs bis zum Recycling am Lebensende, falle der CO2-Ausstoss am meisten ins Gewicht. Darum lohne es sich, auch eine neue Gasheizung mit einer Wärmepumpe zu ersetzen.
Der erste Blick liefert oft nicht die richtige Antwort
Nachhaltig wirtschaften ist komplex, darum kümmert sich ein ganzes nationales Forschungsprogramm, das NFP73, um dieses Thema. Neben Harald Desing arbeitet Nicola Blum von der ETH Zürich mit. Auch sie nennt ein Beispiel dafür, dass der erste Blick oft nicht die richtige Antwort liefert: Der Effekt des Recyclings werde selbst von Fachleuten manchmal überschätzt: «Es gibt andere Strategien, die noch besser sind – zum Beispiel weniger Material in einem Produkt verwenden oder es länger nutzen.»
Beispiel Glasverpackungen. Zum einen gibt es Flaschen mit Depot. Gebrauchte Flaschen werden eingesammelt, zum Getränkehersteller gebracht, gewaschen und wieder gefüllt. Damit sie dies aushalten, sind Pfandflaschen dicker, brauchen also mehr Glas.
Ausserdem kosten Transport und Waschen Energie und verursachen CO2 – trotzdem ist die Bilanz deutlich besser als für Einwegflaschen, die eingeschmolzen werden, um neue Flaschen herzustellen.
Wie wir die Ökobilanz von Einwegflaschen verbessern
Aber es gibt eine Möglichkeit, um die Ökobilanz von Einwegflaschen zu verbessern, sagt Nicola Blum: «Man sammelt das Glas und fertigt daraus Glaswolle, um damit Häuser zu isolieren.» Bisher wird dafür vorwiegend das Material EPS verwendet, das aus Erdöl hergestellt wird. Wird es ersetzt, wird weniger Erdöl verbraucht.
Mit einer solchen Analyse allein ist es allerdings nicht getan. Kein Hersteller kann allein eine Kreislaufwirtschaft aufbauen. Verschiedene Firmen müssen zusammenarbeiten. Gerade in der Bauindustrie versuchten dies nun einige, beobachtet Nicola Blum, weil bekannt sei, dass der Bau einen grossen ökologischen Fussabdruck habe.
Politik soll Unternehmen in die Pflicht nehmen
Allerdings gibt es Hindernisse beim Umbau der Wirtschaft: Oft fehlen die Daten, um überhaupt entscheiden zu können, welche Art von Kreislauf die beste ist. Nicola Blum erwähnt das Beispiel Plastik. Da übt die Öffentlichkeit mittlerweile viel Druck auf die Wirtschaft aus, auf dieses Material zu verzichten. Dabei sei noch nicht in jedem Fall geklärt, ob die Alternativen tatsächlich besser seien
Die Wissenschaft könne die nötigen Daten dafür aber nicht allein bereitstellen, sagt Nicola Blum. Darum müsse die Politik den Unternehmen vorschreiben, dass sie die nötigen Analysen durchführen und öffentlich machen müssten.