Es ist ein ungewohnter Ort für einen grossen Laborversuch. In einer Turnhalle in Münchenstein sitzen etwa 20 Wissenschaftlerinnen und Helfer konzentriert an Tischen – darunter Fabian Rudolf von der ETH Zürich. Er ist dabei, Serum auf Tests zu pipettieren. Es sind Bluttest, die anzeigen, ob der getestete Mensch mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen ist – und entsprechende Antikörper gebildet hat.
Erscheinen zwei Striche, ist der Test positiv – wie bei einem Schwangerschaftstest. Tönt extrem praktisch, hat aber einen Haken, sagt Rudolf: «Bei den meisten Antikörpertests, die in den Apotheken verkauft werden, sind fünf bis zehn Prozent der Tests falsch positiv.» Auf hundert Menschen, die sich selber testen, sind also vielleicht fünf wirklich positiv – und damit vermutlich immun. Fünf bis zehn weitere aber wähnen sich nach dem Test zu Unrecht als immun. Diese ungenauen Tests bringen gar nichts.
Test mit sieben Antikörpertests
Die sieben Schnelltests, die hier getestet werden, haben eine weit kleinere Fehlerquote. Ziel ist, Tests auszumachen, die ähnlich gut sind wie die viel aufwändigeren, aber fast viermal so teuren Tests im Labor, sagt Thomas Büeler vom Schweizerischen Roten Kreuz: «Es würde einen riesigen Vorteil bringen, wenn wir hier einen guten Test finden.»
Möglich wurde all das, weil die Verantwortlichen in Baselland schnell geschaltet und sofort damit begonnen haben, Blutproben zu sammeln: Blut von 377 Menschen, die Mitte April erkrankt sind und von 110 Personen, die in der gleichen Zeit ähnliche Symptome hatten, aber nicht erkrankt sind. Dazu kommen 500 Blutproben aus der Grippesaison von 2017 und 2018 zum Vergleich.
«Einzigartige Datenbank»
Diese Blutdatenbank ist unterdessen Gold wert, sagt Büeler vom Roten Kreuz. Denn heute, da die Zahl der Erkrankten – zum Glück – sehr gering ist, könnte man gar nicht mehr genügend positive Blutproben sammeln: «Baselland hat glücklicherweise sehr schnell reagiert und eine solche Datenbank angelegt. Diese ist einzigartig.»
Die Tests sollen auch zeigen, wie unterschiedlich die Immunantwort der Menschen sein kann, sagt Studienleiter Miodrag Savic: «Uns hat das ganze Spektrum interessiert – auch die nur leicht erkrankten Fälle.» 80 Prozent waren nur leicht krank. Die Vermutung der Forscher: Bei ihnen war die Antikörperreaktion anders – also reagieren auch die Antikörpertests anders.
Je nach Weltregion eine andere Immunantwort
Es zeichnet sich auch ab, dass die Menschen je nach Weltregion andere Immunreaktionen haben, sagt Rudolf von der ETH: «Es gibt effektiv einen Unterschied je nach Ethnizität.» Die Resultate der Studie dürfen also mit Spannung erwartet werden – nicht nur, weil sieben Labortests geprüft werden und sich damit weisen wird, ob der viel gepriesene Roche-Test wirklich so gut ist, wie er verkauft wurde.
Die Studie soll nämlich weitergeführt werden: «Die Idee ist, dass die Teilnehmenden der Studie, um diese Biobank zu ermöglichen, immer wieder getestet werden», sagt Studienmitarbeiter Rudolf. So soll auch erforscht werden, wie sich die Zahl der Antikörper im Blut langfristig entwickelt.