Worum geht es? Wer wüsste nicht gerne, ob er sich bereits mit dem Coronavirus angesteckt und nichts davon gemerkt hat. Dass sich mit diesem Wunsch Geschäfte machen lässt, beweist eine kurze Recherche: Verschiedene Firmen bieten online Antikörpertests an, die sich laut Eigenwerbung «bequem und schnell» zu Hause durchführen lassen.
Wie funktionieren die Tests? Es gibt zwei Arten: Schnelltests, und solche, die in einem Labor ausgewertet werden. Bei ersteren entnimmt man sich selbst Kapillarblut (mittels Stich aus dem Finger) und gibt ihn auf einen Teststreifen. Anhand der Verfärbung des Streifens erhält man das Resultat – ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Bei den anderen Antikörpertests wird die Blutprobe an ein Labor geschickt, das dann den Test durchführt. Hier braucht es eine grössere Menge Blut aus der Vene – die Probe muss also am Arm entnommen werden.
Wie verlässlich sind sie? Wichtig ist zu wissen, dass sich Sars-CoV-2-Antikörper erst ca. 14 Tage nach Symptombeginn deutlich ausgebildet haben und bis zu sieben Wochen danach nachweisbar sind. Zudem lässt sich bei einem Teil der Infizierten keine Antikörperbildung nachweisen.
- Schnelltests: Das BAG schreibt, dass diese Tests noch nicht umfassend geprüft wurden und deshalb Aussagen über die Verlässlichkeit noch nicht möglich sind. Es rät von der Anwendung ab. Ausserdem weist es auf Anfrage darauf hin, dass nur bewilligte Laboratorien Tests und durchführen und auswerten dürfen. Selbsttests können also nur Schnelltests sein.
- Labortests: Laboratorien verwenden verschiedene Tests verschiedener Firmen für die Diagnose. Für das BAG ist auch die Aussagekraft dieser Methode nicht erwiesen – hängt sie doch auch von der Qualität der Probe ab. Für eine saubere Entnahme einer Blutprobe aus der Armvene braucht es Übung. Deshalb empfiehlt das BAG, die Blutentnahme von einer Fachperson durchführen zu lassen und rät davon ab, dass man sich selbst Blut entnimmt. Manche Laboratorien empfehlen, den Test nach ca. einer Woche zu wiederholen.
Ist man nach einer Ansteckung tatsächlich immun? Für wie lange? Bezeichnungen wie Immunitäts-Check trügen: Es ist noch nicht klar, wie lange eine allfällige Immunisierung anhält. Das bedeutet auch, dass man nicht weiss, ob Personen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, danach längerfristig vor einer Wiederansteckung geschützt sind. Insofern sagen die Tests nur aus, ob man eine Infektion durchgemacht hat oder nicht.
Zudem gibt es auch falsch positive Testresultate, bei denen fälschlicherweise Antikörper angezeigt werden. Ein falsch positiver Test könnte deshalb dazu verleiten, dass man sich nicht mehr genügend an die Schutzmassnahmen hält – und sich selbst oder andere doch noch mit dem Virus ansteckt.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Die Preise der verschiedenen Online-Anbieter variieren zwischen rund 30 Franken für Schnelltests bis zu 150 Franken. Labore verrechnen zwischen 33 und 42 Franken für die Analyse. Allerdings kommen die Konsultationskosten und die Blutentnahme beim Arzt dazu.
Wer übernimmt die Kosten? Antikörpertests werden nicht von der Krankenkasse übernommen.
Wer kann sich testen lassen? Grundsätzlich alle – was ja durch die im Internet angebotenen Tests auch möglich ist.
Wie gross ist die Nachfrage? Laut einem Labor ist die Nachfrage nach einem anfänglichen «run» auf die Tests in den letzten Wochen gesunken – sicher auch angesichts der sinkenden Ansteckungszahlen. Trotzdem berichtet ein Labor davon, dass es täglich noch immer 50 bis 100 Diagnosen durchführt.
Wer lässt sich testen? Zu den Kunden der Labors gehören Privatpersonen aber auch Personal aus dem Gesundheitswesen. Einige Firmen lassen ihre Belegschaft testen – doch das sind Ausnahmen.
Für wen ist ein solcher Test sinnvoll? Am ehesten noch für Gesundheitspersonal. Fachleute halten solche Tests aber nur für sinnvoll, wenn sie im Rahmen von Studien durchgeführt werden – diese könnten dann auch mehr Erkenntnisse über die Aussagekraft solcher Tests und dem Immunschutz nach einer Covid-19-Erkrankung bringen.