Die diesjährige Grippewelle hält an. Auch Anfang März ist die Grippe in der ganzen Schweiz immer noch weit verbreitet – in einigen Regionen steigt die Zahl der Erkrankten gar weiter an. Mehr als drei Monate geht das nun schon so. Auch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist man überrascht, wie Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten, bestätigt.
SRF News: Die Grippewelle dauert nun schon lange. Ist das normal?
Daniel Koch: Die Situation ist in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich. Erstens handelt es sich immer noch um ein B-Virus. Diese B-Viren sind eigentlich dafür bekannt, dass sie weniger heftige Grippewellen auslösen. Und zweitens dauert das Ganze nun schon länger, als wir es uns gewohnt sind. Dieses Jahr werden wir mit Sicherheit 13 bis 14 Wochen lang an einer Grippewelle leiden. Normalerweise ist so eine Grippewelle kürzer.
Wie oft kommt es vor, dass eine Grippewelle so lange anhält?
Eigentlich sehr selten – vor allem mit so einem Virus. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das jemals gesehen habe. Wobei ich natürlich nicht alle Grippekurven seit 1988 im Kopf habe. Aber es ist ungewöhnlich, besonders auch, dass es vor allem die Jüngeren getroffen hat. Das ist aber vielleicht auch das Gute. Denn Personen über 60 Jahren sind durch Komplikationen besonders gefährdet. Wir sehen auch keine aussergewöhnliche Sterblichkeit dieses Jahr.
Das Yamagata-Virus hatte wahrscheinlich noch nie einen ähnlichen Verwandten in der Bevölkerung.
Wie gross ist die Gefahr, dass die Grippewelle nochmals anzieht?
Davon gehen wir nicht aus. Aber ganz ausschliessen kann man es nicht. Denn es gibt ja noch die A-Viren. Die haben in den letzten Wochen etwas zugelegt. Aber wir rechnen nicht damit, dass diese noch einmal einen Peak verursachen. Es stagniert im Moment auf hohem Niveau. Das bedeutet, dass weiterhin sehr viele Leute mit Grippe im Bett liegen und auch noch andere anstecken. Deshalb gilt nach wie vor: Vorsichtig sein und nicht im Büro noch mehr Leute anstecken.
Lagebericht des BAG
Viele klagen, die Grippe sei dieses Jahr besonders hartnäckig. Weshalb?
Es deutet darauf hin, dass dieses B-Virus, das sogenannte Yamagata-Virus, wahrscheinlich noch nie einen ähnlichen Verwandten in der Bevölkerung hatte. Das heisst, dass die Jüngeren keinen Immunschutz gegen diesen Typ von Viren haben und viele deshalb sehr lange zum Teil sehr heftig erkranken.
Das Gespräch führte Iwan Santoro.