42. So viel Grad sollen die Thermometer am heutigen Donnerstag in Paris anzeigen. Wegen der Hitzewelle haben die französischen Behörden fast im ganzen Land die zweithöchste Gefahrenstufe ausgerufen. «Wälder brennen, Fische sterben, Bahnschienen verbiegen sich, Felder verdorren. Die Probleme sind im ganzen Land gross», sagt Frankreich-Korrespondentin Alexandra Gubser.
In über 73 von 101 Departementen wurde der Wasserverbrauch rationiert. «Sorgen macht den Hydrologen vor allem der Grundwasserspiegel. Er liegt 20 Prozent unter dem normalen Niveau.» Dies, weil der vergangene Herbst und Winter bereits niederschlagsarm waren. Die Bauern dürften ihre Felder nur noch rudimentär bewässern. «Mais und Sonnenblumen verdorren», so Gubser. Weil auch die Flüsse zu warm seien, wurden nun diverse AKW heruntergefahren.
Tausende Hitzetote 2003
2003 wurde Frankreich von der Hitzewelle überrascht, man war schlecht vorbereitet. Während der zwei heissesten Wochen in diesem Jahrhundertsommer starben knapp 15'000 Menschen. «Das war ein nationales Trauma. Es waren vornehmlich betagte Menschen, die alleine lebten und die man buchstäblich vergessen hatte.» Aber Frankreich hat daraus gelernt, so die Korrespondentin.
Mit Chalex existiert ein Register, in dem sich Betagte einschreiben können. «Damit werden sie täglich angerufen, besucht und mit Wasser versorgt.» In Städten und Dörfern sind öffentliche Gebäude klimatisiert, Parks und Gärten bleiben nachts offen. Nach den Obdachlosen wird geschaut, auch ihnen wird Wasser verteilt. «Und in Städten wie Paris oder Lyon gelten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge und Autos, die vor 2006 in Verkehr gesetzt wurden.»
Angespannte Situation in Altersheimen
Die Spitäler versichern, dass sie über genügend freie Betten verfügen. Die Notaufnahmen seien hingegen überlastet, so die Korrespondentin. Das sei aber schon seit Jahren so, «weil niemand mehr zum Arzt, sondern direkt in die Notaufnahme geht». Vielerorts würde wegen der unhaltbaren Arbeitszustände auch gestreikt. Angespannt sei die Situation in Altersheimen, weil es dort ferienhalber an Personal fehlt.
Aussicht auf Hitzefrei? Mitnichten. «Im ziegelsteindicken Arbeitsrecht von Frankreich ist keine Maximaltemperatur festgehalten. Der Umgang mit Höchsttemperaturen lässt viel Spielraum für Interpretationen zu», sagt Gubser. Bei über 33 Grad ist der Chef im Büro wie auf dem Bau aber zu Massnahmen verpflichtet: Arbeitszeiten auf kühlere Randstunden verlegen, für mehr Pausen und Wasser sorgen.