Wenn Ulrike Putz ihren Kühlschrank öffnet, klingt das so: «In unserem Kühlschrank lagern wahre Schätze, vor allem wenn man sich überlegt, was das alles so kostet: ein Kilo Zwiebeln 13.30 Singapur-Dollar (9.50 Franken, Anm. d. Red.), ein Kilo Kartoffeln 7.90 (5.65 Franken) und der Liter Milch 4 Singapur-Dollar (2.85 Franken).»
Jede Zwiebel wird importiert und kostet deshalb auch viermal so viel wie in der Schweiz, das Kilo Kartoffeln ist doppelt so teuer. Doch für Expats wie Putz, deren Mann beim Medienunternehmen Bloomberg arbeitet, kommen weitere Ausgaben dazu: Der Kindergarten an der deutschen Schule kostet pro Kind umgerechnet 1650 Franken pro Monat, die Miete für die Dreizimmerwohnung beträgt 4700 Franken.
Arbeitgeber übernimmt nicht mehr alle Kosten
Bei vielen Expats übernimmt die Firma diese Kosten, nicht aber bei der vierköpfigen Familie Putz. Das bedeutet: «Wir müssen ganz schön knapsen und können keinen Pfennig sparen.» Wer ein Auto kauft, bezahlt zudem Zehntausende von Franken für ein Zulassungszertifikat, was Singapur zum weltweit teuersten Land für Autobesitzer macht. Gleichzeitig ist es eines der wenigen Länder in Asien ohne Verkehrschaos.
Die diesjährige Rangliste des «Economist»
- Das Magazin hat die Kosten für 150 Produkte in 133 Städten verglichen.
- Am teuersten ist das Leben in Singapur, noch vor Hongkong und Zürich.
- Am günstigsten lässt es sich in Kiew, Bukarest und in Neu Delhi leben.
- Die asiatischen Städte Tokio, Osaka, Seoul liegen auf den Rängen 4 bis 6.
- Aus Europa sind unter den Top 10 noch Genf, Paris und Kopenhagen.
- New York, die Stadt, die in der Studie als Richtwert gilt, belegt Platz 9.
Immer weniger internationale Firmen sind jedoch bereit, die hohen Lebenskosten für ihre Mitarbeiter zu decken. Deshalb sind die Expats heute meist kinderlos und jünger als noch vor ein paar Jahren und somit billiger. Zudem habe Singapur vor sechs Jahren einen Trump-Moment erlebt, sagt Song Seng Wun, Direktor der Privatbank CIMB. Damals, bei den Wahlen, sei die Stimmung sehr ausländerfeindlich gewesen.
Einheimische und Expats leben in Parallelwelten
Einheimische bangten um ihre Arbeitsplätze und fürchteten, dass die Preise wegen der vielen gut bezahlten Ausländer immer mehr anstiegen. Die Regierung verschärfte deshalb ihre Bestimmungen, sodass es heute auch für qualifizierte Expats viel schwieriger ist, in Singapur zu arbeiten.
Mit seiner hohen Lebensqualität, der Rechtssicherheit und der guten Infrastruktur bleibt das Finanz- und Handelszentrum zwar weiterhin ein attraktiver Standort für ausländische Firmen in Asien. Doch die Regierung, die den Stadtstaat wie eine Firma managt, hat eine Zweiklassen-Preiswelt eingerichtet: Eine ist auf Ausländer zugeschnitten, die andere ist für die Lokalbevölkerung.
Diese wird mit staatlichen Wohnungen und Schulen von der Regierung unterstützt. Wer jedoch als Expat in der teuersten Stadt der Welt lebt, bewegt sich in einer perfekt an ihn angepassten und klimatisierten Parallelwelt.