- Im Norden Nicaraguas ist in der Nacht Hurrikan «Iota» auf Land getroffen.
- Er habe sich dabei nur ganz leicht abgeschwächt und sei immer noch ein Wirbelsturm der zweithöchsten Stufe, meldet das US-Hurrikanzentrum.
- Es sind zum Teil Menschen in strukturschwachen Gebieten betroffen, die sich noch nicht von den Folgen des letzten Hurrikans erholt haben.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde trifft «Iota» in Mittelamerika auf Länder, in denen schon vor zwei Wochen ein starker Wirbelsturm Tod und Verwüstung hinterlassen hatte. Neben Nicaragua sind dies Guatemala und Honduras. Dort waren durch «Eta» über 200 Menschen gestorben. Mehr als eine Million Menschen leiden noch unter den Folgen.
Manche vermissen noch ihre Angehörigen. «In San Pedro Sula stehen immer noch Dörfer und Stadtviertel unter Wasser», erklärt Sandra Weiss, Journalistin in Mexiko. Dabei sei San Pedro Sula eine Industrieregion in Honduras und im Gegensatz zu anderen Gegenden eher strukturstark.
Der dortige Flughafen musste zeitweise geschlossen werden, sodass auch keine Hilfslieferungen eingeflogen werden konnten. Dabei sind fast ein Fünftel der honduranischen Bevölkerung auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Aber auch Nicaragua und Guatemala brauchen dringend humanitäre Hilfe.
Verschlimmerung wegen Coronakrise
Die Bevölkerung der drei Länder war wegen der Corona-Pandemie schon vor den Hurrikanen in einer kritischen Lage. Unter- und Mangelernährung haben sich in den letzten Monaten ausgebreitet. «Dies hat sich jetzt verstärkt, weil viele Menschen durch die Unwetter ihre Ernten verloren haben», sagt Weiss.
Ein Problem ist auch das grosse Bevölkerungswachstum in Mittelamerika, das dazu führt, dass der Bevölkerungsdruck enorm ist und Staaten nicht hinterherkommen mit der Infrastruktur, etwa mit sozialem Wohnungsbau.
«Ärmere Menschen siedeln sich dann einfach irgendwo an, wo sie gerade ein Plätzchen finden.» Das heisst, sie leben in Gegenden, die kaum erschlossen sind, die in Risikogebieten liegen und leicht überschwemmt werden können.
«Das Problem dabei ist, dass der Staat in diesen Ländern nicht ordnend eingreift, sondern solche wilden Besiedelungen zulässt», kritisiert die Journalistin. Die Regierungen hätten zwar Nothilfe versprochen. «Aber erfahrungsgemäss kommt relativ wenig davon bei den Menschen an. Wenn sie Glück haben, reicht es für Zelte oder Nahrungsmittelpakete.»
Korruption ist allgegenwärtig
Ein weiteres Problem sei die Korruption. «Viele Hilfsgelder, die der Staat in die Finger kriegt, verschwinden einfach unterwegs und kommen nicht wirklich bei denen an, die es brauchen.» Mit Protesten rechnet die Journalistin aber nicht.
«Zum einen haben die Menschen, die alles verloren haben, andere Sorgen», sagt sie. Und zum anderen seien Guatemala, Nicaragua und Honduras sehr autoritär regiert. «Jeglicher Protest würde schon im Keim erstickt werden.»
Der bereits bestehende hohe Auswanderungsdruck aus diesen Ländern wegen wirtschaftlicher Not und Gewalt könnte nach den verheerenden Wirbelstürmen aber noch zunehmen. Davor warnen viele Nichtregierungsorganisationen. Auch die UNO beobachtet dies mit Sorge.
«Viele gehen davon aus, dass wir in den nächsten Monaten wieder eine Zunahme von Migrationskarawanen sehen werden, wie sie es schon in den letzten Jahren gab», sagt Weiss. Diese seien zwar durch die US-Regierung unter Donald Trump gestoppt worden. Wie der demokratische Joe Biden mit dieser Migrationsproblematik umgehen wird, wird sich erst noch zeigen.