Die einsame Perle des Südpolarmeeres
-
Bild 1 von 7. Im Morgengrauen taucht die Heardinsel am Horizont auf. Bildquelle: Florian Bruckner.
-
Bild 2 von 7. Das australische Eiland gilt als einer der abgelegensten Orte unseres Planeten. Die Insel wurde am 25. November 1853 vom US-Kapitän John Heard von Bord seines Schiffs Oriental gesichtet. Bildquelle: Florian Bruckner.
-
Bild 3 von 7. Ein äusserst seltenes Ereignis: Das Wetter über Heard klärt auf und die Rauchsäule über dem Vulkan Mawson Peak wird sichtbar. Bildquelle: Florian Bruckner.
-
Bild 4 von 7. ACE-Wissenschaftler staunend auf dem Helideck des Forschungsschiffes «Akademik Tryoshnikov». Bildquelle: Florian Bruckner.
-
Bild 5 von 7. «Einstein»-Redaktor Mario Nottaris im Gespräch mit Expeditionsleiter David Walton. Im Hintergrund Heard. Bildquelle: SRF.
-
Bild 6 von 7. Der britische Cambridge-Professor trägt zur Feier des Tages die Mütze der australischen Monash-Universität. Bildquelle: SRF.
-
Bild 7 von 7. Die «Akademik Tryoshnikov». bringt sich für Unterwasserarbeiten in Stellung. Bildquelle: Florian Bruckner.
Kein Wunder, hat Australien seine Forschungsstation 1955 aufgegeben.
«Die australische Heard-Insel ist einer der isoliertesten Orte dieser Erde. 1500 km vom antarktischen Festland entfernt, 3750 km von Afrika und 4000 km von Australien.
Elf Tage und Nächte dauert die Fahrt vom australischen Hobart zur Insel, wo das Wetter mindestens an 355 Tagen im Jahr schlecht ist. Und schlecht heisst in diesen Breitengraden richtig schlecht. Kein Wunder, hat Australien seine Forschungsstation 1955 aufgegeben.
Heute ist die Insel der grosse Sehnsuchtsort aller Antarktisforscher: es fahren schlicht keine Schiffe hierher. Der 71-jährige Expeditionsleiter David Walton: «Mein ganzes Leben schon wollte ich Heard sehen. Jetzt hat es wirklich noch geklappt. It's just wonderful.»
Sogar die aktive Vulkanspitze hat er gesehen. Wegen der starken Wolkenbildung um Heard ist dies den allerwenigsten Menschen vergönnt. Damit nicht genug: 150 Jahre nach der legendären HSM Challenger wird die «Akademik Tryoshnikov» als erstes Schiff erneut den Meeresboden auf dem evolutionsgeschichtlich hochspannenden Unterwasser-Plateau erforschen. Der Forschertraum geht weiter...»
x
«Neun ACE-Forschergruppen nutzen auf den Kerguelen die letzte Möglichkeit, subantarktischen Boden zu untersuchen. Am Strand sammeln die Wissenschaftler unserer Expedition Insekten ein, um mit genetischen Methoden mehr über den Einfluss des Klimawandels zu erfahren.
Seit 68 Jahren betreibt Frankreich hier eine Forschungsstation. Entdeckt wurde der Archipel bereits 1772 vom französischen Konteradmiral de Kerguelen de Trémarec auf der Suche nach dem unbekannten Südkontinent. Wohl schon damals wurden erste fremde Tierarten eingeschleppt. Heute bevölkern Rentiere, Schafe, Kaninchen, Ratten und Mäuse die Inseln.
Um die Mäuse zu dezimieren, wurden einst Katzen eingeführt. Doch diese bevorzugen bis heute junge Seevögel. Diese Nahrungsquelle ist so zahlreich vorhanden, dass die Katzen evolutionsbedingt immer grösser werden und folglich immer mehr Nahrung brauchen. Die ungefährdeten Mäuse wiederum fressen sich am Kerguelenkohl satt, der sich kaum mehr regenerieren kann. Und die Rentiere verwandeln ganz Küstenstriche in Steinwüsten. Trotzdem verhungern viele kläglich, weil ihre Zähne der rauen Nahrung nicht gewachsen sind. Frankreich sieht sich nicht in der Lage, die Situation zu ändern: Die Kerguelen sind ähnlich gross wie Korsika.
Seit heute Morgen nehmen wir Kurs auf die australische Heard-Insel. Die Forscher werden dort vom Schiff aus Luft- und Meerwasserproben nehmen: Heard dürfen wir nicht betreten. Gut so, denn die Insel ist beinahe unberührt.»
-
Bild 1 von 6. Blick vom Helideck auf das Insel-Archipel Crozet im südlichen Indischen Ozean. Sie gehören zu den Französischen Süd- und Antarktisgebieten. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 6. Danièle Rod (links) und David Walton verhandeln mit den Verantwortlichen der TAAF (Terres australes et antartiques françaises) die Zutrittsbedingungen für die ACE-Forscherteams. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 6. Ankunft des ACE-Forscherteams auf der Île de la Possession, der grössten Insel der Crozetinseln. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 6. Gedenktafel der ersten französischen Forschungsexpedition von 1961 und 1962. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 6. Blick ins Labor an Bord des Forschungsschiffs «Akademik Triaschnikov». Bildquelle: SRF.
-
Bild 6 von 6. Russische Matrosen feiern am Neujahrsmorgen nach beendeter Nachtwache Silvester. Bildquelle: SRF.
Am 31. Dezember erreichen wir den Inselarchipel Crozet. Die Zutrittsbedingungen sind äusserst streng, denn Frankreich will die einzigartige Natur unter allen Umständen schützen.
Nach langen Verhandlungen erhält das Forschungsteam ACE («Antarctic Circumnavigation Expedition») die letzten Bewilligungen. Doch bis dann ist der Akku meines Mobiltelefons leer. Ärgerlich. Ich habe weder Fotos vom Pinguinleben in der überfüllten Kolonie, noch vom Forscherleben auf der einsamen Station.
Das Südpolarmeer beeinflusst das Wetter auf der ganzen Welt.
Im neuen Jahr ist der Akku dann wieder voll. Und bis zum Mittag auch die russische Nachtwache: Die Matrosen begannen erst nach Sichtende am frühen Neujahrsmorgen mit ihrer Feier.
Die Forscherinnen und Forscher hingegen lassen sich nicht stören, konzentriert arbeiten sie auch an den Feiertagen an ihren Projekten. Für sie ist die Expedition eine einmalige Chance: Das Südpolarmeer nimmt 40 Prozent des menschgemachten CO2 auf, als produktive Planktonfabrik bildet es die Basis für die maritime Nahrungskette. Zudem beeinflusst es das Wetter auf der ganzen Welt. Es ist also essentiell, dass die Wissenschaft mehr über all diese Prozesse herausfindet.
Verschollen in der Antarktis
-
Bild 1 von 5. Logbucheintrag durch den wachhabenden Offizier Andrey Gorbik: Drei Forscher vermisst. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 5. Banges Warten auf der Brücke: Expeditonsleiter David Walton. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 5. Das Wetter bessert sich: ACE-Helis können im Morgengrauen einen Suchflug starten. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 5. Unterkühlt aber wohlauf: Schlotternde, durchnässte russische Forscher kehren zurück an Bord. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 5. Nach einer Nacht in der antarktischen Kälte warten eine herzliche Umarmung und eine heisse Dusche. Bildquelle: SRF.
Unser Schiff liegt in Sichtdistanz von der südafrikanischen Forschungsstation auf der Marion-Insel vor Anker. Sie ist Ausgangspunkt für alle ACE-Forschungsprojekte auf dem Prinz-Edward-Archipel. Der Transport von der Akademik Triaschnikov zur Station passiert nicht mit Schlauchbooten, sondern mit den zwei Bordhelis. Das will die südafrikanische Regierung so.
Gestern Abend schlug das Wetter plötzlich um. Der Wind nahm massiv zu, zwei Teams konnten nicht mehr aufs Schiff geholt werden. Sie sollen auf der Station auf Land übernachten.
Es folgen bange Stunden. Ein russisches Team bleibt verschollen. Erst am frühen Morgen kommt der lange ersehnte Funkspruch. Offenbar sind alle wohlauf – aber noch ist unklar wo die Russen sind.
Als der Helikopter wieder fliegen kann, wird das verschollene Team rasch gefunden. Die Kälte hat den Leuten zugesetzt. Zum Glück gibt es hier – im Gegensatz zur Arktis – keine Eisbären…
Die Rettung der russischen Forscher
Zum Jahresabschluss auf den Prinz-Edward-Inseln
-
Bild 1 von 9. In ihrer Grösse fast kaiserlich: Königspinguine auf den Prinz-Edward-Inseln. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 9. Ein ausgewachsenes Tier kann zwischen 85 und 95 Zentimeter gross werden. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 9. Das Schiff von Swiss Polar Institute vor Marion, der Hauptinsel der Prinz-Edward-Inselgruppe. Bildquelle: SRF/Florian Brucker.
-
Bild 4 von 9. Atmosphärendynamiker Pascal Graf und Iris Thurnheer, in der Mitte Elena Mostert von der örtlichen Forschungsstation. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 9. Fotograf und Kameramann Florian Brucker hüfttief im Schlamm. Bildquelle: SRF.
-
Bild 6 von 9. Ein Riesensturmvogel segelt über das Meer. Bildquelle: SRF/Florian Brucker.
-
Bild 7 von 9. Auch den Menschen reizt die Vogelperspektive: Helikopter werden seeklar gemacht. Bildquelle: SRF/Florian Brucker.
-
Bild 8 von 9. Fast wie aus einem Traum: Südafrikanische Forschungsstation vor Marion. Bildquelle: SRF/Florian Brucker.
-
Bild 9 von 9. Regenbogen über dem Südpolarmeer. Bildquelle: SRF/Florian Brucker.
Die Prinz-Edward-Inseln sind eine andere Welt. Eine feuchte andere Welt. Ship's Cove ist die einzige Sandbucht.
Früher Zufluchtsort für Schiffsbrüchige – fünf Schiffe sind vor den Inseln gesunken – erforschen Wissenschaftler heute hier Königspinguine: neben Kaiserpinguinen die grösste Art. Nicht besonders agil, schätzen auch sie die leichte Zugänglichkeit von der See her. Auf dem Landweg aber kämpfen wir uns durch hüfttiefe Moore.
Heute nehmen wir Abschied. Und gerne erfülle ich David Hartzenberg einen letzten Wunsch: Unter ZS8Z lädt er alle Schweizer Amateurfunker ein, ihm die nächsten 17 Monate zu verkürzen.
Uns zieht es weiter Richtung Osten – in diesem Jahr werden wir kein Festland mehr sehen.
Monsterwellen zu Weihnachten
-
Bild 1 von 9. Die hohe Wellengang ist auch aus der Kabine zu sehen. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 9. Doch das Schiff hält der rauen See stand. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 9. Das Forschungsschiff Akademik T. schlägt hart auf einer Welle auf. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 9. Doch der «Einstein»-Redaktor landet in der Messe hart auf dem Rücken. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 9. Der Stuhl ist nach dem Sturz hinüber – weil die Beine zwar festgezurrt sind, die Lehne aber den Sturmkräften nicht gewachsen ist. Bildquelle: SRF.
-
Bild 6 von 9. Einstein-Redaktor Mario Nottaris, Passagier David Hartzenberg aus Südafrika, Kameramann Florian Brucker aus Kanada und Geochemie-Professor Nicolas Cassar von der Duke Universität in den USA. Bildquelle: SRF.
-
Bild 7 von 9. Zum Znacht tischt Bordkoch Yuri Kovalnogov Weihnachtsenten auf. Bildquelle: SRF.
-
Bild 8 von 9. Im Helikopter fliegt ein Teil der Crew zu den Prinz-Edward-Inseln. Bildquelle: SRF.
-
Bild 9 von 9. Kommunikationstechniker David Hartzenberg im Glück: Endlich wieder auf der Insel, umgeben von seinen geliebten Funkanlagen. Bildquelle: SRF.
Die Wellen türmen sich neun Meter hoch
«Der erste richtige Sturm dieser Expedition wirft uns am Weihnachtsmorgen aus den Kojen. Laut Kommandobrücke türmen sich die Wellen neun Meter hoch. Gegen Abend legt sich der Sturm und auf ruhiger See feiern wir Weihnachten.
Mit Ausschlafen ist dann wieder nichts: Frühmorgens werden die Wissenschaftsteams auf Marion geflogen, die grösste Insel des Prinz-Edward-Archipels.
Entdeckt wurde die Inselgruppe bereits 1663. James Cool lief sie 1776 wieder an, doch betreten wurde sie erst im 18. Jahrhundert von Robben- und Walfängern.
Seit 50 Jahren betreibt Südafrika auf Marion eine Forschungsstation. Sie ist Ausgangspunkt für alle ACE-Forschungsprojekte auf der Inselgruppe – und ab jetzt ist sie der Wohn- und Arbeitsort von David Hartzenberg. Es ist seine vierte Mission auf Marion: ‹Es ist, als würde ich nach Hause kommen!›»
Der Eisbrecher: Forschungsschiff – und Taxi
-
Bild 1 von 3. Inselbriefing für die Wissenschaftler in der Bordmesse. Bildquelle: SRF / Mario Nottaris.
-
Bild 2 von 3. Kommunikationstechniker David Hartzenberg aus Kapstadt. Bildquelle: SRF / Mario Nottaris.
-
Bild 3 von 3. Biocheck: David Hartzenberg, Chefbiologe Steven Chown und Einstein-Redaktor Mario Nottaris. Bildquelle: SRF / Mario Nottaris.
Ohne Biocheck darf niemand von Bord. Doch erst werden wir Weihnachten feiern.
«Unser Eisbrecher ist nicht nur Forschungsschiff für 55 Wissenschaftler aus 18 Nationen, nein, die ‹Akademik T.› ist auch ein Taxi. Für einen einzigen Mann: David Hartzenberg. Im Auftrag der südafrikanischen Regierung setzen wir ihn auf den Prinz-Edward-Inseln aus.
In der dortigen Forschungsstation wird der Kommunikationstechniker sehnlichst erwartet. Dank ACE kann er fünf Monate früher als geplant antreten. Die Inselgruppe wird sonst nur ein einziges Mal im Jahr jeweils im Mai angelaufen. Abgeholt wird David im Mai 2018: ‹17 Monate sind lang, wenn die Gesellschaft aus 19 Forschern und Millionen von Seevögeln besteht.›
Um die einzigartige Flora und Fauna vor fremden Arten zu schützen, kontrolliert der Chefbiologe jedes unserer Kleidungsstücke. Ohne Biocheck darf niemand von Bord. Doch erst werden wir Weihnachten feiern.»
Der «Sturmschmöcker»
-
Bild 1 von 7. Das ist er, unser «Sturmschmöcker». Pascal Graf, der Atmosphären-Dynamiker der ETH Zürich. Und man beachte: Auch in der Antarktis scheint ab und an die Sonne. Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
-
Bild 2 von 7. ...und das ist unser Kameramann, der ihn eben in Szene setzt. Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
-
Bild 3 von 7. Von der Brücke der «Akademik Tryoshnikov» aus scheint der Helikopter-Landeplatz ganz winzig. Ein mächtiges Schiff... Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
-
Bild 4 von 7. ...das glücklicherweise von einem Profi manövriert wird. Der wachhabende Offizier Andrey Gorbik erklärt unserem «Einstein»-Redaktor Mario Nottaris, wo's langgeht. Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
-
Bild 5 von 7. Bevor Pascal, unser «Sturmschmöcker», aber so richtig zu voller Grösse auflaufen kann, gibt es einiges zu besprechen. Einmal mit dabei der wissenschaftliche Expeditionsleiter David Walton und Iris Turnheer... Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
-
Bild 6 von 7. ...und ein zweites Mal mit dem Bordmeteorologen Victor Veledin. – Und dann ist es so weit: Das Werkzeug von «Sturmschmöcker» Pascal Graf geht über Bord... Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
-
Bild 7 von 7. ...Pascals Wetterballon hebt von der «Akademik Tryoshnikov» ab. Ob die Daten, die das Gerät unter dem Ballon sammelt, vom nächsten grossen Sturm erzählen werden? Bildquelle: Mario Nottaris, SRF.
Ich weiss, in den Weiten des Südpolarmeeres ist es gut, einen Atmosphären-Dynamiker an Bord zu haben.
«Wissen Sie, was ein Atmosphärendynamiker ist? Ich auch nicht. Aber ich weiss, in den Weiten des Südpolarmeeres ist es gut, einen an Bord zu haben: Pascal Graf ist unser ‹Sturmschmöcker›.
Der Atmosphärendynamiker der ETH Zürich lässt Wetterballone steigen, informiert den wissenschaftlichen Expeditionsleiter David Walton über die Wettersituation und nimmt an der Lagebesprechung mit Bordmeteorologen teil.
Diese melden die Wettersituation an die Kommandobrücke der ‹Akademik T.›, wo der wachhabende Offizier seinen Kurs entsprechend überprüft.»
Der erste Sturm
-
Bild 1 von 4. Blick auf die aufgewühlte See durch das Bullauge der Kabine von «Einstein»-Redaktor Mario Nottaris. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 4. Alles auf dem Schiff, was sich selbständig machen könnte, ist festgezurrt... Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 4. ..und Gerätschaften sind mit Klebeband gesichert. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 4. Um den ersten Sturm an Bord der «Akademik Tryoshnikov» zu überstehen, waren Medikamente nötig. Bildquelle: SRF.
«Was der Unterschied zwischen einem Meteorologen und einem Atmosphärendynamiker ist? Sobald ich es herausgefunden habe, werde ich es Ihnen gerne erklären.
Kurz vor Abreise hat mich ein Kollege auf das Grauen der Seekrankheit aufmerksam gemacht: Das sei der Hauptgrund für Suizide auf hoher See. Er selbst sei einst auf einer einsamen Insel ausgesetzt worden – so schlimm hätte es ihn erwischt.
Also deckte ich mich beim Apotheker meines Vertrauens mit einer Familienpackung des Wirkstoffes Cinnarizin ein.
Tatsächlich wähnte ich mich in meiner ersten Sturmnacht in einer Waschmaschine: Die Koje hob, senkte, drehte und überschlug sich gefühlt gleichzeitig. Doch dank der mitgebrachten Chemie wurde ich nicht seekrank. Gut so, in zwei Tagen erwartet uns der nächste Sturm, gleich doppelt so stark wie der erste...»
Der erste Tag
-
Bild 1 von 5. Noch liegt das Forschungsschiff «Akademik Tryoshnikov» in Kapstadt vor Anker. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 5. In Kürze wird der 130 Meter lange Eisbrecher in die Antarktis aufbrechen. Mit an Bord: 55 Wissenschaftler und «Einstein»-Redaktor Mario Nottaris. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 5. Die ersten Schritte ins Abenteuer: In den nächsten 5 Wochen wird die «Akademik Tryoshnikov» das Zuhause von Mario Nottaris sein. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 5. Die 2er-Kabine: «Geräumig und zweckmässig», findet Nottaris. Bildquelle: SRF.
-
Bild 5 von 5. Der erste Tag an Bord: Einräumen, sortieren, sich zurecht finden. Bildquelle: SRF.
«Um 15.00 Uhr ist die «Akademik Tryoshnikov» in See gestochen. Auf, zu ihrer grossen Reise rund um die Antarktis. Angepriesen wurde sie mir als das grösste und modernste Forschungsschiff Russlands.
Doch so richtig modern kommt mir meine schwimmende Unterkunft für die nächsten fünf Wochen nicht vor. Im Gegenteil: Die 2er-Kabine ist zwar geräumig und zweckmässig, die biederen Farbtöne erinnern mich dann aber doch stark an meine frühe Kindheit. Und das will etwas heissen: Ich habe Jahrgang 1968.
In der Tat aber wurde die «Akademik Tryoshnikov» 2012 gebaut, sie hat also gerade mal vier Jahre auf dem Buckel. Und in diesen vier Jahren war sie fast ausschliesslich in arktischen und antarktischen Gewässern unterwegs. Zurzeit baut Russland zwar ein weiteres Forschungsschiff dieses Kalibers, aber noch ist die «Akademik Tryoshnikov» das grösste und modernste Forschungsschiff Russlands.
Zum Glück wurde für diese Expedition ein Schiff gewählt, das sich in antarktischen Gewässern bewährt hat. Denn laut den Wetterspezialisten an Bord kommt bereits morgen ein erster, heftiger Sturm auf uns zu. Nichts wie rein in diesen Sturm also. Ich möchte endlich wissen, ob ich seefest bin.»