Im Südwesten Kanadas wurde letzte Woche ein Hitzerekord gebrochen. Das Thermometer kletterte auf 49.6 Grad. Diese Temperatur liegt fast 5 Grad über dem bisherigen Höchstwert. Auch der Nordwesten der USA verzeichnete Rekordtemperaturen. In Kanada starben mindestens 700 Menschen an der Hitze.
Da stellt sich die Frage: Wie hängen solche Hitzewellen mit der Klimakrise zusammen? Ein internationales Forschungsteam ist genau dieser Frage nachgegangen. Die Forscherinnen und Forscher haben mit den Hitzedaten aus Kanada und den USA über 20 Simulationen durchgerechnet und verglichen.
Eine solch extreme Hitzewelle wäre früher praktisch unmöglich gewesen.
Die Ergebnisse sind eindeutig: «Ohne Klimaerwärmung wäre eine solche Hitzewelle 150 Mal seltener aufgetreten», erklärt Sjoukje Philip vom Niederländischen Königlichen Institut für Meteorologie. Nicht nur das, die Temperaturen wären auch 2 Grad tiefer gewesen. Für die Wissenschaftlerin ist deshalb klar: «Eine solch extreme Hitzewelle wäre früher praktisch unmöglich gewesen.»
Hitzewellen bald alle fünf Jahre?
Allerdings ist ein solches Wetterereignis auch heute noch sehr unwahrscheinlich. Sehr grob geschätzt tritt so eine Hitzewelle wohl einmal alle 1000 Jahre auf. Doch mit den weiter steigenden Temperaturen könnte sich dies ändern, zeigen die Berechnungen.
Bereits bei weiteren 0.8 Grad Erderwärmung würde eine solche Hitzewelle künftig alle drei bis fünf Jahre auftreten. Sehr viele Erdregionen könnten davon betroffen sein, darunter auch die Schweiz, erklärt Philips Kollege Geert Jan van Oldenborgh.
Wir sind weit weniger sicher als noch vor zwei Wochen, wie das Klima Hitzewellen beeinflusst.
Bisher hätten Klimatologen gedacht, sie wüssten, wie sich Hitzewellen mit der ansteigenden Klimaerwärmung verhalten würden, sagt Oldenborgh. Das extreme Wetterereignis habe dies allerdings geändert: «Wir sind weit weniger sicher als noch vor zwei Wochen, wie das Klima Hitzewellen beeinflusst.»
Die Forscher befürchten, dass mit der zunehmenden Klimaerwärmung bisher unbeachtete physikalische Effekte auftreten könnten. Die aktuellen Hitzewellenprognosen könnten die künftige Gefahr also noch unterschätzen.
Das sind keine guten Nachrichten, denn solche Hitzewellen stellen eine tödliche Gefahr dar. Allein der grossen Hitzewelle von 2003 in Europa sind schätzungsweise 30'000 bis 70’000 Menschen zum Opfer gefallen.