- In einem Warenhaus in Lugano ist es am Dienstagnachmittag zu einem Messerangriff gekommen.
- Wie die Tessiner Kantonspolizei mitteilt, habe eine 28-jährige Frau zwei weitere Frauen angegriffen, eine davon mit einer Stichwaffe.
- Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) vermutet hinter der Messerattacke von Lugano einen terroristischen Hintergrund.
- Die Bundesanwaltschaft hat ein Strafverfahren eingeleitet.
«Dieser Angriff überrascht mich nicht», sagte Fedpol-Direktorin Nicoletta della Valle, die der Medienkonferenz in Bellinzona per Video zugeschaltet war. Das Fedpol arbeite Hand in Hand mit der Tessiner Kantonspolizei, um den Fall zu untersuchen. «Diese Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.»
Della Valle verwies auf den anderen Fall in der Schweiz, der im Moment bezüglich eines mutmasslichen terroristischen Hintergrundes untersucht werde: die Messerattacke von Morges, bei der Mitte September ein 29-jähriger Portugiese erstochen worden war. Der Täter war dem Nachrichtendienst des Bundes bekannt.
Auch die 28-jährige Frau, die am Nachmittag kurz nach 14 Uhr in einem grossen Luganeser Kaufhaus zwei Frauen angriff, sei den Behörden bekannt gewesen, sagten sowohl della Valle als auch Matteo Cocchi, Kommandant der Kantonspolizei Tessin.
Es müsse nun geklärt werden, ob die Frau eine Verbindung zur Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) habe. Für weitere Details sei es noch zu früh.
Am Abend teilte das Fedpol per Twitter mit, dass die Frau bereits bei polizeilichen Ermittlungen im Jahr 2017 mit dschihadistischem Hintergrund aufgefallen sei:
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga telefonierte mit dem Tessiner Regierungspräsidenten Norman Gobbi, um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen für die betroffenen Frauen und die Tessiner Bevölkerung und um die Unterstützung des Bundes zuzusichern.
«Omnipräsente Bedrohung»
Gobbi sagte vor den Medien, man gehe davon aus, dass die Frau radikalisiert worden sei. «Die Situation ist von grösstem Ernst», sagte der Vorsteher des Tessiner Justiz- und Polizeidepartements.
Falls sich die vom Fedpol geäusserte Vermutung bestätigen lasse, wäre der Kanton Tessin zum ersten Mal mit einem terroristischen Akt konfrontiert. «Wir sind entschlossen, die Sicherheit unserer Bürger zu verteidigen», schloss Gobbi.
Der Kommandant der Tessiner Kantonspolizei Cocchi sagte, die Bedrohung durch den Terrorismus sei omnipräsent. Es sei wichtig, rasch zu reagieren, und das habe man getan. Die Untersuchung werde vom Fedpol geleitet.
Wien verurteilt «islamistischen Terrorismus»
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz verurteilte noch am Abend den «islamistischen Terroranschlag in Lugano». Seine Gedanken seien bei den Opfern, schrieb der Regierungschef in Wien auf Twitter und sicherte der Schweiz seine Unterstützung «in diesen schwierigen Zeiten» zu.
Man werde dem islamistischen Terrorismus in Europa gemeinsam die Stirn bieten und die eigenen Werte verteidigen.