Mit rund 750'000 Besuchern hatte man gerechnet. Über 1,2 Millionen sind es bis jetzt gewesen, welche die «Floating Piers» in Norditalien besucht haben. Die Installation wird am Sonntagabend geschlossen. Doch auch für den letzten Tag werden die Menschen wohl wieder zu Tausenden an den Iseo-See pilgern, um ein Mal – wie von Christo ausgeschmückt – «übers Wasser zu gehen».
Wetter bereitet Sorgen
Bereits am Donnerstag seien etwa 107'000 Menschen vor Ort gewesen, hiess es von dem zuständigen Koordinierungsbüro. Der Behördenchef zeigte sich angesichts des Ansturms mehr als zufrieden: «Die Bilanz fällt sehr, sehr positiv aus. Das ist ein aussergewöhnlicher Erfolg. Niemand hätte sich eine solche Menge an Besuchern vorgestellt», fügte er hinzu. Bis zum Abschluss des Projekts dürften es 1,5 Millionen Besucher werden, schätzt der Präfekt.
Allerdings dürfte das Wetter am Sonntag regnerisch sein, was zur vorübergehenden Schliessung der Installation führen könnte. Darauf machten die Projekt-Verantwortlichen vor Ort bereits aufmerksam.
Kilometerlang übers Wasser spazieren
Christo (81) und sein Team haben drei Kilometer lange Stege vom Ort Sulzano auf die vorgelagerte Insel Monte Isola und von dort zu dem kleineren Eiland San Paolo verlegt. Sie sind aus 220'000 Schwimmwürfeln zusammengesetzt und mit einem leuchtend gelben Stoff bezogen – und sollen das Gefühl geben, über Wasser zu wandeln. Das Werk war zwei Wochen, am 16. Juni, eröffnet worden und erlebt seitdem einen Ansturm.
Christo, der die meiste Zeit seines Lebens mit seiner 2009 gestorbenen Frau Jeanne-Claude zusammengearbeitet hat, hat auch die 15 Millionen Euro Kosten für die schwimmenden Stege wieder selbst aufgebracht – wie bereits bei seinen anderen unvergesslichen Werken, dem verhüllten Reichstag in Berlin 1995 etwa oder der verhüllten Pont Neuf in Paris 1985.
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Bild 1 von 8. Die Stege auf dem Iseo-See in Norditalien sind drei Kilometer lang. Die Farbe des Spezialstoffes aus Polyamid wechselt je nach Lichteinfall und Sonnenstärke zwischen gelb, ... Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. ... orange und ocker. Die Stege bestehen aus 220'000 miteinander verschraubten Kunststoffwürfeln. Diese sind mit 190 Bodenankern im See befestigt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Die erste Idee hatte Christo bereits 1970. Die Kosten von 15 Millionen Euro bezahlt er komplett aus der eigenen Tasche – finanziert aus dem Verkauf von Skizzen und Bildern des Projekts. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 8. Bereits am Eröffnungstag strömten 55'000 Besucher nach Sulzano – darunter viele Kunstliebhaber und Christo-Fans aus der ganzen Welt. Aus Sicherheitsgründen dürfen maximal 11'000 Besucher pro Stunde auf die «floating piers», um diese bei Unwetter rasch räumen zu können. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 8. Bereits am Eröffnungstag musste das Kunstprojekt wegen einer Gewitterwarnung komplett geräumt werden. Dank den 600 freiwilligen Helfern gelang dies Problemlos. Nach wenigen Stunden konnte die Stege wieder öffnen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 8. Bisher mussten die Besucher an allen Tagen mit zum Teil längeren Wartezeiten rechnen. Die Profiteure dieses Rückstaus sind vor allem die örtlichen Cafes, Restaurant und Geschäfte von Sulzano. Hier hofft man, dass der «Christo-Effekt» mehr als nur einen Sommer anhält. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Wer es dann aber doch auf die «floating piers» geschafft hat, der sollte das auf Empfehlung des Künstlers barfuss tun. Denn so könnten die Menschen am besten die Stege mit allen Sinnen geniessen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. «Es ist, wie auf einem Sonnenstrahl zu wandeln», umschrieb einer der Besucher das Gefühl, über die Stege zu laufen. Beim Blick aus der Luft mag man das sogar glauben, ohne selbst dagewesen zu sein. Bildquelle: Keystone.