Dauerregen im Mai in der Ostschweiz und im Glarnerland mit einem Todesopfer. In der letzten Maidekade schneite es stellenweise bis unter 1000 Meter. In der ersten Juniwoche folgten die Überschwemmungen in Deutschland.
Am vergangenen Wochenende wurden bei Rock am Ring mehr als 80 Menschen durch einen Blitz verletzt, und diese Woche führte ein Tornado über Hamburg zu grossen Schäden. Gleichzeitig gab es auch in der Schweiz lokale Überschwemmungen, so am Mittwoch im Aargau und in der Nordwestschweiz.
Sommer im Frühling
Der Frühling 2016 war in der Schweiz sehr nass. In Basel fielen rund 80 Prozent mehr Niederschläge als sonst im Frühling. Im Mai war es nördlich der Alpen so nass wie zu dieser Zeit seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Paris erlebte gleichzeitig den nassesten Mai seit Messbeginn.
So viel anders als im Vorjahr ist allerdings die Situation gar nicht: 2015 gab es anfangs Mai Überschwemmungen im Wallis, in Genf und dem Jura entlang. Viele Flüssen und Seen führten Hochwasser.
Nass war es auch 2013. In Osteuropa und an der Elbe gab es Ende Mai und anfangs Juni Überschwemmungen und in der Ostschweiz trat die Thur über die Ufer. Ganz anders allerdings vor zwei Jahren. Heute vor genau zwei Jahren wurden in der Schweiz Temperaturen bis 35 Grad gemessen. Danach war allerdings der Sommer schon zu Ende.
Auch 2011 und 2012 war eher das Gegenteil Thema: Der Frühling war viel zu trocken. 2011 gab es in Zürich im Frühling nur rund einen Drittel des aktuellen Frühlings-Niederschlages.
Weniger Westwind, weniger Westwindwetter
In den letzten Jahren scheint unser Wetter immer mehr von langanhaltenden Wetterlagen beeinfluss zu werden. Immer öfter scheinen wir über Wochen die gleiche Wetterlage zu haben. Noch sind diese stationären Wetterlagen wissenschaftlich zu wenig erfasst, es scheint aber System zu haben. Mögliche Ursache könnte die starke Erwärmung in den hohen nördlichen Breiten sein.
Die Temperaturdifferenzen zwischen den arktischen Gebieten und den mittleren Breiten wird geringer. Dies führt gemäss Theorie zu einem vermehrten Austausch der Luftmassen von Norden nach Süden und umgekehrt. Gleichzeitig wird gemäss Theorie die Westströmung immer träger. Dies bedeutet, dass die Westwindlagen, die uns das rasch ändernde Westwindwetter bringen, seltener werden.
Wie viel Wasser hat noch Platz?
Die Schweiz und ihre Nachbarländer müssen eine grössere «Durchhaltefähigkeit» erreichen. Falls der theoretische Ansatz stimmt, werden langanhaltenden Regenperioden genauso zu nehmen, wie immer längere Dürreperioden. Pflanzen müssen in der Lage sein, Trockenphasen zu überstehen und auch während grosser Trockenheit muss die Wasserversorgung gewährleistet bleiben.
Umgekehrt müssen bei Hochwässern die Kanalisationen in der Lage sein, das viele Wasser aufzufangen. Erschwerend kommt der stetige Verlust an Kulturland dazu. Auf versiegelten Böden ist der Abfluss grösser und schneller und entsprechend werden auch die Hochwasserwellen immer stärker. Die Speicherkapazität der Gewässer wird auch in den kommenden Tagen auf die Porbe gestellt, denn die Wetterlage scheint sich nicht wesentlich zu ändern.