Die Verleihung der russischen Staatsbürgerschaft an Gérard Depardieu hat in Russland Kritik und Spott nach sich gezogen.
Limonow wartet
Der französische Filmstar könne nun «eine echte historische Rolle» spielen, indem er sich am 31. Januar an einer Demonstration in Moskau beteilige, spottete ein Oppositionspolitiker.
«Jeden 31. im Monat um 18 Uhr fordern russische Bürger (...) das Recht, sich friedlich zu versammeln, wie es in Artikel 31 der Verfassung vorgesehen ist. Wir warten auf Dich, Gérard!», schrieb der Oppositionspolitiker Eduard Limonow in seinem Blog.
Der Journalist und Blogger Anton Orech schrieb auf der Website vom Moskauer Echo, Depardieus Entscheid, wegen zu hoher Steuern seiner Heimat den Rücken zuzukehren, zeige, dass er «Geld mehr liebt als das Vaterland».
«Lasst uns unsere Pässe jedem geben, der viel Geld hat und Zuhause keine Steuern zahlen will», fügte Orech sarkastisch hinzu.
Ein russischer Facebook-Nutzer schrieb über Depardieu: «Er bewundert unsere Demokratie - er hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.» Ein Nutzer des Online-Netzwerkes Live Journal lästerte: «Wegen Geld aus seinem Land abzuhauen... das ist so russisch - er ist einer von uns!»
Geschriebene Liebeserklärung
In einem Brief, den das russische Fernsehen am Donnerstag veröffentlicht hatte, hatte Depardieu geäussert, «dass ich Euren Präsidenten Wladimir Putin sehr mag und dass das auf Gegenseitigkeit beruht». Russland sei «eine grosse Demokratie».
«Ich liebe euer Land Russland abgöttisch, seine Menschen, seine Geschichte, seine Schriftsteller», schrieb der «Obelix»-Darsteller. Er erinnerte in dem Schreiben an seinen vom Kommunismus überzeugten Vater, der Radio Moskau gehört habe. «In Russland kann man gut leben», ergänzte Weinliebhaber Depardieu.
Zudem hatte er darin geäussert, «dass ich Euren Präsidenten Wladimir Putin sehr mag und dass das auf Gegenseitigkeit beruht». Russland sei «eine grosse Demokratie», heisst es in dem Schreiben.
Dazu sagte der nun Journalist Matwei Ganapolski im oppositionellen Radiosender Moskauer Echo: «Wir werden es niemals vergessen und ihm diesen Satz niemals verzeihen.»
Heftige Debatte um Steuerflucht
Depardieu liegt mit der sozialistischen Regierung seines Heimatlandes im Clinch. Nachdem der hoch bezahlte Filmstar wegen der neuen Reichensteuer von 75 Prozent im Dezember seinen Wohnsitz nach Belgien verlegt hatte, nannte ihn Premierminister Jean-Marc Ayrault «ziemlich erbärmlich».
Verärgert über die folgende öffentliche Empörung kündigte Depardieu an, die französische Staatsbürgerschaft aufzugeben. Am Donnerstag verlieh ihm dann Russlands Präsident Wladimir Putin die russische Staatsbürgerschaft.