Die katholische Kirche veröffentlicht heute erstmals in ihrer Geschichte eine gemeinsame Enzyklika zweier Päpste. Das Lehrschreiben trägt den Titel «Lumen Fidei» – zu Deutsch «Licht des Glaubens». Sie stammt aus der Feder von Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. Der im Februar zurückgetretene deutsche Papst hatte seine vierte Enzyklika nicht fertig bekommen, weshalb Franziskus sie als Co-Autor vollendet hat.
Franziskus bezeichnete das Lehrschreiben jüngst als «ein starkes Dokument», «ein grossartiges Werk.» In Fachkreisen spricht man von einer Sensation. SRF-Religionsredaktor Hansjörg Schultz aber rechnet nicht mit einer Sensation. «Das Werk ist vermutlich sehr theologisch. Es ist das Erbe von Papst Benedikt und sein Nachfolger wird es noch mit einigen Ideen erweitert haben.»
Wie viel Franziskus steckt in «Lumen Fidei»?
Mit Spannung wird deshalb darauf gewartet, welche theologischen Akzente Franziskus in seinem ersten derartigen Lehrschreiben setzt. Seit seinem Amtsantritt im März hatte der argentinische Papst Franziskus durch sein bescheidenes Auftreten, seine direkte Art und seine Betonung der Seelsorge Hoffnung auf frischen Wind in der katholischen Kirche geweckt.
Enzykliken sind die wichtigsten Schreiben, die Päpste veröffentlichen. Die Kirchenoberhäupter nehmen darin zu grundlegenden theologischen und gesellschaftlichen Fragen in verbindlicher Weise Stellung. Die Werke sollen den Gläubigen als Wegweiser dienen. In «Lumen Fidei» geht es – passend zum Jahr des Glaubens der katholischen Kirche – um Glauben.
Benedikt hatte während seines Pontifikats Lehrschreiben zur Liebe Gottes (2006), zum technischen Fortschritt (2007) und zum nachhaltigen Wirtschaften vorgelegt (2009). Letzteres war gleichzeitig seine erste Sozialenzyklika – in «Caritas in veritate» forderte Benedikt ein ethisches Bewusstsein in der Wirtschafts- und Finanzwelt.