SRF News: Auf allen Kanälen, die Fussball zeigen, sieht man das Gleiche. Das Geschehen auf und neben dem Rasen wird von den Kameras der Uefa eingefangen. Der europäische Fussballverband produziert die Bilder fürs Fernsehen mit bis zu 40 Kameras pro Spiel. Was ist Ihre Aufgabe als Regisseur?
Beni Giger: Die Uefa bringt uns ein fertiges Signal. Wir haben nur noch die Möglichkeit, Interview- und Studioszenen dazwischen zu schneiden. Wenn am Schluss des Spiels einer unserer Journalisten ein Interview mit dem Trainer macht, werden wir das hinreinschneiden und senden.
Was für Gestaltungsmöglichkeiten haben Sie noch als Regisseur, wenn Sie im Reportagewagen sitzen?
Mit Gestaltung hat das nicht viel zu tun. Man kann höchstens im Vorfeld etwas selber kreieren. Wir erhalten von der Uefa, sechs, sieben verschiedene Einspielungen, sogenannte Feeds, aus denen wir die Bilder auswählen dürfen, die wir wollen – zum Beispiel der Helikopterflug, die Ankunft des Teams. In einer anderen Feed ist die Umkleidekabine, man sieht die T-Shirts in der Garderobe. Diese Feeds kann ich nehmen und da einspielen, wo wir wollen. Diesbezüglich sind wir frei.
Wie sieht es mit SRF-eigenen Kameras im Stadion aus?
Wir haben bei den Spielen meistens eine zusätzliche Kamera. Mit dieser versuchen wir, zusätzlich Schweizer Aspekte einzufangen. Zum Beispiel richten wir die Kamera fix auf die Eltern der Xhaka-Brüder oder auf Köbi Kuhn. Was auch immer geschieht, wir versuchen, etwas Schweizerisches reinzubringen.
Ob man Ausschreitungen zeigen möchte oder nicht, ist ziemlich politisch.
Ist es auch eine Kostenfrage, dass SRF nur eine Kamera im Stadion hat?
Nicht nur, denn die Uefa liefert uns ein supergutes Produkt, und wir haben Zugriff auf alle ihre Kameras. Das heisst, wir verpassen nichts. Deshalb hat es keinen Sinn, noch mehr eigene Kameras im Stadion zu haben.
Es gab auch Kritik an der Uefa nach dem Spiel England-Russland, als es nach dem Schlusspfiff zu Krawallen im Stadion kam. Diese wurde nicht gezeigt…
Das ist ziemlich politisch. Dazu kann und möchte ich mich nicht äussern. Ob man Ausschreitungen zeigt möchte oder nicht, sind Entscheidungen, die nicht auf meiner Ebene als Regisseur gefällt werden.
Wenn also die Uefa entscheidet, dass etwas nicht gezeigt wird, haben Sie auch keinen Zugriff darauf? Oder wie funktioniert das?
Es ist so, dass die Uefa gewisse Regeln aufstellt und nicht alle Bilder bringt. Das hat der Verband in der Hand, das ist klar.
Das Gespräch führte Roger Aebli.