Mit Spitzengeschwindigkeiten zogen in der Nacht Windböen über die Schweiz. Auf dem 1600 Meter hohen Chasseral im Kanton Bern wurde ein Wert von 178 Kilometer pro Stunde gemessen, wie SRF Meteo mitteilte.
Im Flachland waren vor allem die Regionen am Jurasüdfuss und die nördlichen Alpentäler von den Ausläufern der Hurrikans «Gonzalo» betroffen. Spitzenwerte wurden mit Windböen von 126 Kilometern pro Stunde im Urner Reusstal und in Grenchen (SO) mit 125 Kilometern pro Stunde gemessen. Vom Genfersee bis in den Aargau lagen die Spitzenböen bei 95 bis 115 Kilometern pro Stunde.
Verletzte nach Kollisionen mit Bäumen
Die starken Winde verursachten in weiten Teilen der Schweiz Sachschäden. Bäume stürzten um, Bauabschrankungen flogen weg, Verkehrstafeln wurden umgeweht und so manches Hausdach abgedeckt.
In der Romandie wurde die Autobahn zwischen Yverdon-West und Neuenburg vorübergehend gesperrt, weil gleich mehrere Gegenstände auf der Fahrbahn lagen. In Embrach (ZH) und Affoltern am Albis (ZH) forderten die Sturmwinde zwei Leichtverletzte: An beiden Orten kollidierten Autofahrer mit Bäumen, die auf die Strasse gestürzt waren, wie die Kantonspolizei mitteilte.
Polizei und Feuerwehr standen vielerorts im Dauereinsatz. Besonders viel zu tun hatten die Einsatzkräfte im Kanton Bern. Bei der Berner Kantonspolizei gingen am Dienstagabend rund 160 Meldungen ein. Im Kanton Zürich waren bis zum späten Dienstagabend rund 130 Feuerwehreinsätze nötig, im Lauf der Nacht auf Mittwoch gingen weitere knapp 100 Meldungen bei der Kantonspolizei ein. Im Kanton Solothurn erhielt die Polizei 70 Meldungen, im Kanton Aargau zählten die Einsatzkräfte 40 Anrufe. Viel zu tun hatten auch die Basler Kollegen. Zwischen 19 und 24 Uhr wurden Polizei und Feuerwehr 50 Mal gerufen. Im Kanton St. Gallen gingen 60 Anrufe wegen Sturmschäden ein, die Luzerner Polizei vermeldet 48 Anrufe.
Im Schienenverkehr kam es in den Kantonen Jura, Bern, Solothurn, Basel, St.Gallen, Appenzell Innerrhoden und Graubünden zu diversen Unterbrüchen auf Regionalstrecken.
Vorsicht im Wald
Auch wenn sich der Sturm gelegt hat, sind Jogging oder Spaziergänge im Wald oder in Parks noch immer gefährlich. Der Grund sind schräg stehende Bäume oder geknickte Äste, die noch in den Bäumen hängen. Laut Stefan Baeriswyl von der Beratungsstelle für Unfallverhütung stünden solche Baumstämme oder Äste teilweise unter Spannung, ähnlich wie ein Pfeilbogen. Wenn sich nun diese Spannung plötzlich löst könnten Äste oder Bäume Spaziergänger oder Jogger treffen. Deshalb sei es wichtig, Strassensperren oder Wegsperren unbedingt zu respektieren.
Wer im Garten, im Obstgarten oder in einem eigenen Waldstück sturmgeschädigte Bäume hat, soll die Aufräumarbeit unbedingt Fachleuten überlassen. In der Schweiz gibt es rund 250‘000 sogenannte Gelegenheitsholzer. Diese erleiden die schwersten Holzerunfälle, ihnen legt die BfU die Sicherheit besonders ans Herz.
12 Zentimeter Schnee in Arosa
Nun hat sich die Lage weitgehend wieder beruhigt. Mit stürmischem Wetter ist auf der Alpennordseite nicht mehr zu rechnen. «Einzig auf der Alpensüdseite können die Windgeschwindigkeiten in den Tälern noch bis zu 100 Kilometer pro Stunde erreichen, auf den Bergen gar mehr», so Thomas Kleiber von SRF Meteo.
Mit der Kaltfront der vergangenen Nacht sind die Temperaturen massiv zurückgegangen. In Arosa (GR) wurden am Mittwochmorgen 12 Zentimeter Schnee gemessen, in Andermatt (UR) 12 Zentimeter. Im Kanton Uri waren am Mittwochmorgen alle Alpenpässe in die umliegenden Kantone wegen Schnees gesperrt.
Erst am Donnerstag lassen die Schneefälle allmählich nach. Ab Freitag kommen sogar Sonnenhungrige wieder auf ihre Kosten, allerdings nur in den Bergen. Dort herrscht schönes und sonniges Herbstwetter.