SRF News: Die Nasa steckt rund eine Milliarde US-Dollar in die Mission zur Erforschung des Asteroiden Bennu. Was weiss man bisher über diesen?
Olivier de Weck: Man weiss einiges: Bennu umkreist die Sonne auf einer Umlaufbahn, die etwa 20 Prozent länger ist als jene der Erde. Sein Durchmesser beträgt etwa 500 Meter und wir glauben zu wissen, dass er einen sehr hohen Kohlenstoffgehalt hat.
Ähnliche Eigenschaften haben auch andere Asteroiden. Warum wird nun genau dieser erforscht?
Dafür gibt es drei Gründe. Einerseits ist Bennu relativ einfach zu erreichen, mit verhältnismässig geringer Energie und innerhalb von zwei Jahren. Zweitens befindet er sich auf Platz drei der sogenannten Sentinel-Liste, die die «gefährlichsten» Asteroiden aufführt, die in Zukunft mit der Erde kollidieren könnten. Der dritte Grund für unser Interesse ist die angesprochene Kohlenstoffkonzentration. Aufgrund dieser glauben wir, dort Material zu finden, das noch vom Anfang des Sonnensystems stammt.
Osiris Rex wird versuchen, Proben dieses Materials zu nehmen. Was können diese aussagen?
Wir hoffen, bei der Analyse nach der Rückkehr der Raumsonde im Jahr 2023 kohlenstoffhaltige Moleküle zu finden. Diese könnten eventuell die Bausteine des Lebens, das heisst der Aminosäuren, beinhalten.
Sie sprechen auch die Gefährdung für die Erde durch Bennu an. Wie muss man sich diese vorstellen?
Anders als die Erde kreist Bennu nicht auf einer mehr oder weniger runden Umlaufbahn um die Sonne sondern auf einer elliptischen. Dadurch kommen sie sich alle sechs Jahre gefährlich nahe. Das heisst, es besteht die Möglichkeit einer Kollision, vor allem im kommenden Jahrhundert.
Und wie hoch ist dieses Risiko?
Dazu gibt es verschiedene Simulationen. Die Chance, dass irgendwann im kommenden Jahrhundert eine Kollision stattfindet, liegt demnach irgendwo zwischen 1:1400 und 1:2700. Aber diese Berechnungen sind sehr ungewiss. Diese Wahrscheinlichkeiten etwas einzugrenzen zu können ist einer der Gründe, warum wir Bennu jetzt untersuchen wollen.
Besteht die Gefahr, dass die Mission nicht gelingen könnte?
Das Risiko ist schon da, denn es ist eine sehr, sehr ambitiöse Mission. Sie ist für mich einzig mit der Stardust-Mission vergleichbar, bei der auf einem Kometen eine Probe von wenigen Gramm genommen wurde.
Es ist eine sehr, sehr ambitiöse Mission.
Mit dem Launch sowie dem Rendez-vouz mit Asteroiden und dessen Umzirkelung haben wir schon viel Erfahrung. Die risikoreichsten Manöver sind das Touch-and-Go zur Probeentnahme und dann die Rückkehr zur Erde mit der hoffentlich unversehrten Gesteinsprobe.
Das Interview führte Daniel Eisner