Mehrere starke Erdbeben haben gestern Abend Mittelitalien erschüttert. Nur zwei Stunden nach einem ersten Erdbeben mit Stärke 5,4 kam es zu einem Nachbeben – dieses war sogar noch heftiger.
Die US-Erdbebenwarte gab eine Stärke von 6,1 an. Der erste Erdstoss ereignete sich um 19.11 Uhr und war auch in Rom deutlich zu spüren. Das zweite Erdbeben erfolgte nach 21 Uhr. Kurz vor Mitternacht bebte die Erde ein drittes Mal. Das Epizentrum lag bei allen Beben östlich von Perugia im Apennin. Die Erdstösse waren so stark, dass man sie in weiten Teilen des Landes, bis in die Po-Ebene, und auch in Rom und Neapel spürte.
Situation «weniger dramatisch als gedacht»
Der Zivilschutz schätzt die Folgen der starken Erdstösse weniger schwer als befürchtet ein. Die Situation sei «weniger dramatisch als gedacht», sagte Fabrizio Curcio, Chef des Zivilschutzes.
Nach Angaben der Behörden starb ein 73-jähriger Mann an einem Herzinfarkt, möglicherweise ausgelöst durch einen Schock. Es gab Schäden an Gebäuden in der Gegend nahe der Grenze der Regionen Marken und Umbrien.
Der Zivilschutz geht davon aus, dass mehrere hundert Personen ihr Haus verloren haben. In der Nacht suchten zwei Spezial-Teams nach möglichen Vermissten. Laut dem italienischen Zivilschutz sieht es so aus, als gebe es keine.
Der Bürgermeister von Camerino, Gianluca Pasqui, sagte, es gebe keine Berichte über Vermisste, Verschüttete, Schwerverletzte oder Tote. «Das ist, was zählt.» Rund 40 Menschen seien aber wegen leichter Verletzungen oder anderer Beschwerden aufgrund eines Schocks behandelt worden.
Nach dem ersten, schwächeren Beben hatten viele Leute nahe des Epizentrums ihre Häuser verlassen. Darum waren bei zweiten, dem stärksten der Beben, viele Häuser bereits leer.
Laut dem Zivilschutz ist die kritischste Situation in Castelsantangelo sul Nera, wo die Stromversorgung fehlt. Laut dem Bürgermeister gab es Häusereinstürze, in Marken mussten drei Krankenhäuser geräumt werden. Die Schulen in Mittelitalien bleiben heute geschlossen.
Einstürze auch in Amatrice
Erst vor zwei Monaten war Mittelitalien von einem verheerenden Erdbeben erschüttert worden. Bei dem Beben am 24. August mit einer Magnitude 6.0 kamen 298 Menschen ums Leben. Mehrere Städte wurden komplett zerstört. Das Epizentrum lag damals im Ort Amatrice in der Region Latium.
Laut dem Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, kam es auch dort erneut zu Schäden. «Es gab Einstürze, aber nur von Gebäuden, die schon beschädigt waren», sagte er der Nachrichtenagentur Ansa zufolge. «Natürlich weckt das wieder Angst.»
Auch im Süden Österreichs spürbar
Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik wurden die Erdbeben vereinzelt auch in südlichen Teilen Österreichs in höheren Stockwerken als langsames Schwanken des Gebäudes wahrgenommen.