Das Wichtigste in Kürze
- Beim schweren Erdbeben in Mittelitalien mit der Stärke 6,2 sind mindestens 250 Menschen ums Leben gekommen.
- Mindestens 365 Verletzte wurden in Spitäler gebracht.
- Eine Schätzung der Zahl von Vermissten ist für den Zivilschutz derzeit unmöglich.
- Mehrere Dörfer sind teilweise oder vollständig zerstört und schwierig zu erreichen.
- Das EDA hat keine Kenntnis von Schweizern, die vom Erdbeben betroffen sind.
- Bisher bestätigten die Behörden sechs ausländische Todesopfer: Eine Spanierin und fünf Rumänen.
- Italiens Regierung hat den Notstand ausgerufen.
Angst vor steigenden Opferzahlen
Die Zahl der Todesopfer nach dem Erbeben in Italien könnte weiter steigen. Denn mit jeder Stunde sinkt die Chance, noch Überlebende zu finden. Die Opferzahlen könnten «noch schlimmere Dimensionen erreichen als jenes in L'Aquila» vor sieben Jahren. Das sagte der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio. In L'Aquila kamen damals 309 Menschen ums Leben.
Bis Donnerstagnachmittag zählte der Zivilschutz 250 Todesopfer, 215 Betroffene konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden. 365 Menschen wurden verletzt und befinden sich in Spitälern. Die meisten Todesopfer sind in den Orten Amatrice und Accumoli und in der Gegend um Pescara del Tronto zu beklagen. Unter den Todesopfern sind auch sechs Ausländer aus Spanien und Rumänien.
Inzwischen hat die Regierung den Notstand ausgerufen. Zugleich gab der Ministerrat bei einer Krisensitzung am Donnerstagabend die ersten 50 Millionen Euro für die Unterstützung der Menschen frei, die meist alles verloren haben. Mit der Massnahme soll Erdbebenopfern in den betroffenen Regionen schnell und unbürokratisch geholfen werden.
Zahlreiche Nachbeben
Für die Retter bleibt es ein Wettlauf gegen die Zeit, noch Überlebende zu finden. Laut dem Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie hat seit Mittwoch hunderte Nachbeben gegeben, was die Bergungsarbeiten zusätzlich erschwert. Am frühen Donnerstagmorgen wurde ein Nachbeben der Stärke 4,5 gemessen. Laut SRF-Korrespondent Philipp Zahn bedrohen die Beben die noch stehenden Gebäude, zum Beispiel in Amitrice.
Noch ist unklar, wie viele Menschen noch verschüttet oder vermisst sind. «Es ist unmöglich, eine Zahl der Vermissten zu nennen», sagte Zivilschutzchef Curcio. Viele seien auf der Durchreise oder in den Ferien in den betroffenen Orten gewesen.
Die Rettungsarbeiten gingen die ganze Nacht mit Taschenlampen, Baggern und Suchhunden weiter. Die Feuerwehr konnte mehr als 200 Menschen lebend aus den Trümmern bergen. «Man weiss, dass Menschen bis zu sieben Tage unter Trümmern überleben können», so SRF-Korrespondent Zahn. Darauf setzten die Rettungskräfte. Immer wieder wurden aber auch Leichen geborgen. Allein in Amatrice waren es 200 bis zum Morgen, sagte der Bürgermeister.
Wegen der alten Bausubstanz könnten die zerstörten Gebäude jederzeit weiter einstürzen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Amatrice. Der abgelegene Ort ist nur über enge Strassen zu erreichen. Eine Strasse ist wegen einer eingestürzten Brücke blockiert.
Tausende Obdachlose
In den betroffenen Orten sind tausende Menschen obdachlos. Viele verbrachten die Nacht in Zelten. «Über 3000 Betten wurden vom Zivilschutz bereitgestellt», so SRF-Korrespondent Zahn. «Aber nur 1200 Anfragen für Betten sind aus der Bevölkerung eingegangen. Viele übernachteten im Freien: mit umgehängten Decken oder in Autos. Die Temperaturen sanken teilweise bis auf zehn Grad.
Medien berichteten auch von einigen Fällen von Plünderungen. In Pescara del Tronto habe die Polizei darum ihre Kontrollen verstärkt.
Ministerpräsident Renzi lobte bei seinem Besuch in der Erdbebenregion die Effizienz der Rettungseinheiten und des Zivilschutzes. Als Soforthilfe stellte die italienische Regierung 235 Millionen Euro bereit. Zudem wurde angeordnet, die Fahnen an öffentlichen Gebäuden im Gedenken an die Opfer auf Halbmast zu setzen.
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Bild 1 von 20. Regierungschef Matteo Renzi tröstet den Bürgermeister von Arquata del Tronto während der Trauerfeier in Ascoli Piceno. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 20. Die Särge der Verstorbenen werden nach der Trauerfeier in Ascoli Piceno weggebracht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 20. Hunderte trauernde Angehörige nahmen an der Zeremonie in einer zur Kapelle umfunktionierten Turnhalle teil. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 20. Die italienischen Rettungskräfte wollen mindestens noch sieben Tage und Nächte im Einsatz stehen. Sie geben die Hoffnung nicht auf, Verschüttete lebend bergen zu können. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 20. Doch häufig muss die Feuerwehr Tote aus den Trümmern der eingestürzten Häuser bergen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 20. Zahlreichen Einwohnern der Erdbebenregion bleibt Nichts. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 20. Oft konnten sich die Einwohner nur sich selbst und ihre Haustiere retten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 20. Die offenen, einsturzgefährdeten Häuser locken Plünderer an. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 20. Zahlreiche Obdachlose aus dem Erdbebengebiet werden in Turnhallen untergebracht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 20. Auch in der Nacht laufen im Erdbebengebiet die Bergungsarbeiten der Rettungskräfte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 20. Ein Erdbeben der Stärke 6,1 hat in Italien schwere Schäden angerichtet. Wie hier in der Berggemeinde Amatrice stürzten an mehreren Orten Häuser ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 20. Die 2500-Seelen-Gemeinde Amatrice wurde vom Beben besonders getroffen. Der Bürgermeister sprach davon, dass die halbe Stadt zerstört sei. Bildquelle: Reuters.
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Bild 13 von 20. Kurz nach dem Beben um 03:30 Uhr in der Nacht blieb die Uhr am Kirchturm von Amatrice stehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 20. Diese Luftaufnahme der Feuerwehr zeigt das Ausmass der Zerstörung in Amatrice. Bildquelle: Vigili del Fuoco.
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Bild 15 von 20. Viele Zufahrtswege sind blockiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 16 von 20. Retter helfen einer Frau, ihr komplett zerstörtes Zuhause zu verlassen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 17 von 20. In Amatrice musste das Spital evakuiert werden. Auch Altersheime in der Region wurden geräumt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 18 von 20. Gewaltig ist die Zerstörung auch in Arcuata del Tronto. Bildquelle: Keystone.
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Bild 19 von 20. Nicht minder heftig traf das Beben den Ort Pescara del Tronto. Bildquelle: Keystone.
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Bild 20 von 20. Vom Beben betroffen ist vor allem die Gebirgsregion Apennin. Die Stärke des Bebens ist vergleichbar mit jenem von L'Aquila im Jahr 2009. Damals starben mehr als 300 Menschen. Bildquelle: srf.