SRF News: Wie sieht es in Amatrice im Moment aus?
Philipp Zahn: Trostlos! Es wird immer klarer, dass die Zahl der Opfer in den nächsten Stunden noch ansteigen wird, und zwar sehr stark. Ich habe eben mit einem Mann von den Rettungskräften gesprochen. Er sagte, das Problem in der Altstadt von Amatrice seien die alten Steinhäuser, die wie Kartenhäuser in sich zusammengefallen seien. Da ist die Chance, jemanden lebendig zu retten viel geringer als bei modernen Betonbauten mit Stahlträgern.
Das Dorf liegt in einer bergigen Gegend. Eine Strasse wurde verschüttet und eine Brücke ist einsturzgefährdet. Wie beeinflusst das die Rettungsarbeiten?
Wegen der Instabilität der Trümmer können sich die Rettungskräfte im Moment nur mit wenig Instrumenten und von Hand vorarbeiten. Das dauert sehr lange, und diese Zeit fehlt den Rettern wie auch den Angehörigen. Diese starren seit der letzten Nacht auf ihre zerstörten Häuser in der Hoffnung, dass ihre verschütteten Angehörigen doch noch lebend geborgen werden. Psychologisch ist die Situation sehr schwierig und angespannt. Die Sicherheitskräfte versuchen derzeit, das historische Zentrum weiträumig abzusperren, sodass auch Journalisten nicht mehr hereinkommen. Die Behörden wollen auch eine Schutzzone für die Angehörigen einrichten, die jetzt psychologisch betreut werden.
Auch das Spital in Amatrice ist einsturzgefährdet. Was geschieht mit den Patienten und den Verletzten?
Die Patienten habe ich schon im Morgengrauen in Spitalnachthemden und teils auch mit Infusionsgeräten auf der Strasse gesehen. Sie wurden in der Nacht aufgeschreckt und mussten das Krankenhaus in Eile verlassen. Das Gebäude ist schwer beschädigt und hat tiefe Risse. Es ist kein grosses Spital, aber es hätte den Rettungskräften in dieser Notsituation jedoch enorm geholfen, wenn sie die vielen Verletzten dorthin hätten bringen können. Die Patienten sind inzwischen in andere Krankenhäuser der Region verwiesen worden.
Wie gut ist die Hilfe organisiert?
Die Italiener sind in der Lage, in Notsituationen wie der aktuellen möglichst schnell zu handeln und auch sehr effektiv zu sein. Die Rettungskräfte waren erstaunlich schnell vor Ort. Sie haben im Tal Zelte aufgebaut und versuchen nun, sich einzurichten – auch für die Nacht. Das Rote Kreuz und der Zivilschutz sind vor Ort. Kurz, man hat den Eindruck, die Hilfe geht hier koordiniert vonstatten.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.
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Bild 1 von 20. Regierungschef Matteo Renzi tröstet den Bürgermeister von Arquata del Tronto während der Trauerfeier in Ascoli Piceno. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 20. Die Särge der Verstorbenen werden nach der Trauerfeier in Ascoli Piceno weggebracht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 20. Hunderte trauernde Angehörige nahmen an der Zeremonie in einer zur Kapelle umfunktionierten Turnhalle teil. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 20. Die italienischen Rettungskräfte wollen mindestens noch sieben Tage und Nächte im Einsatz stehen. Sie geben die Hoffnung nicht auf, Verschüttete lebend bergen zu können. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 20. Doch häufig muss die Feuerwehr Tote aus den Trümmern der eingestürzten Häuser bergen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 20. Zahlreichen Einwohnern der Erdbebenregion bleibt Nichts. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 20. Oft konnten sich die Einwohner nur sich selbst und ihre Haustiere retten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 20. Die offenen, einsturzgefährdeten Häuser locken Plünderer an. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 20. Zahlreiche Obdachlose aus dem Erdbebengebiet werden in Turnhallen untergebracht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 20. Auch in der Nacht laufen im Erdbebengebiet die Bergungsarbeiten der Rettungskräfte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 20. Ein Erdbeben der Stärke 6,1 hat in Italien schwere Schäden angerichtet. Wie hier in der Berggemeinde Amatrice stürzten an mehreren Orten Häuser ein. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 20. Die 2500-Seelen-Gemeinde Amatrice wurde vom Beben besonders getroffen. Der Bürgermeister sprach davon, dass die halbe Stadt zerstört sei. Bildquelle: Reuters.
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Bild 13 von 20. Kurz nach dem Beben um 03:30 Uhr in der Nacht blieb die Uhr am Kirchturm von Amatrice stehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 20. Diese Luftaufnahme der Feuerwehr zeigt das Ausmass der Zerstörung in Amatrice. Bildquelle: Vigili del Fuoco.
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Bild 15 von 20. Viele Zufahrtswege sind blockiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 16 von 20. Retter helfen einer Frau, ihr komplett zerstörtes Zuhause zu verlassen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 17 von 20. In Amatrice musste das Spital evakuiert werden. Auch Altersheime in der Region wurden geräumt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 18 von 20. Gewaltig ist die Zerstörung auch in Arcuata del Tronto. Bildquelle: Keystone.
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Bild 19 von 20. Nicht minder heftig traf das Beben den Ort Pescara del Tronto. Bildquelle: Keystone.
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Bild 20 von 20. Vom Beben betroffen ist vor allem die Gebirgsregion Apennin. Die Stärke des Bebens ist vergleichbar mit jenem von L'Aquila im Jahr 2009. Damals starben mehr als 300 Menschen. Bildquelle: srf.