Rettungskräfte haben in der Nacht zum Freitag mit der Bergung des in einer österreichischen Alpenhöhle verunglückten Forschers begonnen. Die Helfer hoffen, den 27-jährigen Polen bis spätestens Sonntag aus der sogenannten Jack Daniel's Höhle im Salzburger Tennengebirge herausholen zu können, sagte eine Bergrettungssprecherin.
«Der Patient ist stabilisiert und versorgt», sagte sie. Über Nacht hätten die Einsatzkräfte das Kommunikationssystem in der Höhle verbessert. So gibt es inzwischen eine Telefonleitung zum Verletzten.
Erinnerung an Unglück in Riesending-Höhle
Der Forscher war in rund 250 Metern Tiefe etwa sieben Meter abgestürzt. Er habe wahrscheinlich mehrere Brüche an den Beinen und der Hüfte erlitten, hiess es bei der Bergrettung. Erst im Juni war ein deutscher Höhlenforscher in Bayern mehr als elf Tage lang in 1000 Metern Tiefe eingeschlossen.
Der polnische Forscher war mit fünf Begleitern in der Schachthöhle unterwegs. Etwa 70 Rettungskräfte seien derzeit noch im Einsatz, erklärte die Sprecherin. Einige waren im Juni an der Rettung des Höhlenforschers Johann Westhauser aus der Riesending-Schachthöhle in Bayern beteiligt.
Glücklicherweise waren fünf Landsleute bei ihm, die umgehend den Rettungsdienst alarmieren konnten. Am Donnerstagabend gegen 19.00 Uhr erreichte ein Höhlenrettungsarzt den Verunglückten. Inzwischen ist er von einem Kollegen abgelöst worden, ebenfalls ein Mediziner mit Höhlenerfahrung.
Einstieg muss verbreitert werden
Eine Wetterberuhigung hat am Freitag die Rettungsbemühungen zunächst begünstigt. Dadurch konnte ein Hubschrauber weiteres Bergungsmaterial und Lebensmittel zur Laufener Hütte in 1726 Meter Höhe fliegen, wie die APA berichtete. Von dort wird das Material in einem rund eineinhalbstündigen Fussmarsch zum Eingang der Höhle getragen, der auf 2120 Meter Höhe nahe dem Bleikogel liegt, dem zweithöchsten Gipfel im Tennengebirge.
Zunächst waren Rettungskräfte auch noch intensiv damit beschäftigt, eine Engstelle in der Höhle mechanisch zu erweitern, hiess es beim Bergrettungsdienst. Sie sei eine Art Nadelöhr, das der Verletzte auf einer Bergtrage bei seinem Weg nach oben passieren müsse.
Der Einstiegsteil der Höhle verläuft schachtartig rund 300 Meter in die Tiefe, erläuterte der Salzburger Höhlenforscher Walter Klappacher. Forscher aus Polen würden sich seit mehreren Jahren mit der Höhle beschäftigen. Dort unten gebe es ein grosses System mit «beeindruckenden tropfsteinartigen Gebilden».