Die erlösende Nachricht kam um 11.44 Uhr per SMS: «Der Verunglückte ist an die Oberfläche gebracht worden und wird notfallmedizinisch versorgt.» Sechs Tage hatte es gedauert, um den deutschen Höhlenforscher Johann Westhauser aus Deutschlands tiefster Höhle zurück an die Oberfläche zu bringen.
Mittlerweile wird Westhauser in der Unfallklinik im oberbayerische Murnau versorgt. Er hat die tagelangen Strapazen nach Angaben der Bergwacht relativ gut überstanden.
Mobile notfallmedizinische Station
In einer beispiellosen Rettungsaktion holten sie den Höhlenforscher in sechs Tagen aus 1000 Metern Tiefe nach oben. Am Höhlenausgang am Untersberg in 1800 Metern Höhe standen Ärzte bereit, um den Verunglückten zu versorgen. Eine mobile notfallmedizinische Station war eingerichtet.
Die Retter hatten die letzte Etappe in enormer Geschwindigkeit bewältigt. In der Nacht verzögerte sich der Transport dann aber noch einmal. Am Donnerstag zogen Helfer die etwa 100 Kilogramm schwere Trage mit dem Schwerverletzten über 180 Meter an Seilen frei schwebend nach oben.
Internationales Rettungsteam
Der erfahrene Höhlenforscher, der seit Jahren Deutschlands tiefste Höhle erkundete, war am Pfingstsonntag bei einem Steinschlag von einem Brocken am Kopf getroffen worden. Er erlitt dabei ein Schädel-Hirn-Trauma. Seit dem Unfall bis zur Rettung vergingen gut 274 Stunden.
Während ein internationales Team den Verletzten in der Trage schob, zog und weiterhievte, sicherten ständig Dutzende Helfer den Weg zum Ausgang mit zusätzlichen Haken und neuen Seilen. Sie räumten loses Geröll weg und hielten Gischt aus Wasserfällen mit Planen ab.
Sorge um gefährlichen Tourismus
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will den Eingang zur Höhle versiegeln lassen. Er fürchtet sich davor, dass Kletterer aus ganz Europa auf die Idee kommen sich den Unfallort anzuschauen. «Das führt dazu, dass Leute in die Höhle einsteigen, die überhaupt nicht die Fähigkeit dazu haben. Dem vorzubeugen halte ich für absolut notwendig», sagte der Innenminister.