Starker Wind hat in der Sahara viel Staub aufgewirbelt. Nun ist der Saharastaub auch in der Schweiz angekommen. Wie lange begleitet uns das Phänomen? Und was bedeutet es für die Luftqualität? Jürg Ackermann von SRF Meteo liefert Antworten.
SRF News: Autos sind teils mit Staub bedeckt, Skipisten kommen im Gelbstich daher – so viel Saharastaub wie momentan, gab es das schon mal?
Jürg Ackermann: Für diesen Winter ist die jetzige Menge Saharastaub tatsächlich aussergewöhnlich. Es ist die erste grosse Ladung. Der Grund dafür: Bislang erreichte uns vor allem Luft aus westlicher oder nördlicher Richtung, ganz selten nur aus dem Süden. Das hat sich nun geändert.
Inwiefern ist Saharastaub typisch für die jetzige Jahreszeit?
Es ist ein sehr typisches Phänomen: Saharastaub kommt zwischen März und Juni sowie in den Herbstmonaten sehr häufig vor, seltener im Sommer und im Winter. Jährlich zählen wir 10 bis 30 solche Ereignisse pro Jahr. Allerdings wird erst seit 2001 systematisch gemessen. Daher lässt sich noch nichts darüber sagen, wie der Klimawandel die Häufigkeit von Saharastaub beeinflusst.
In Sitten oder Chur könnte heute die 20-Grad-Marke geknackt werden – gleichzeitig hört man, bei viel Saharastaub werde die Sonneneinstrahlung abgeschwächt. Wie ist dies einzuordnen?
Wettermodelle zeigen eher zu hohe Temperaturen an, tendenziell bis zu drei Grad. Dies, weil die Eintrübung der Sonne aufgrund des Saharastaubs nicht einkalkuliert ist. Zudem werden aufgrund des Wüstenstaubs die Wolken dichter. Langer Rede kurzer Sinn: Saharastaub kann zu Fehlprognosen führen.
Im Jura und im nördlichen Teil der Schweiz könnte es am Donnerstag Blutregen geben.
Im Gegenzug sorgt das Ereignis allerdings für spektakuläre Bilder. Am Donnerstagnachmittag und -abend könnte es im Jura und im nördlichen Teil der Schweiz sogar Niederschlag geben, womit es zum sogenannte Blutregen kommen könnte: Das Wasser im Blumentopf-Untersetzer oder in der Strassenrinne könnte rot gefärbt daherkommen.
Und wie wirkt sich der Wüstenstaub aus Nordafrika auf die Luftqualität aus?
Grundsätzlich lässt sich sagen: Saharastaub besteht aus Teilchen, die ungefähr einen Tausendstel Millimeter gross sind – er ist aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich. Gleichwohl ist dadurch die Feinstaubbelastung besonders in den Bergen, also beispielsweise beim Skifahren, deutlich höher als an anderen Wintertagen. Es fühlt sich etwa so an, als würde man im Sommer über einen staubigen Feldweg laufen.
Statt Skis anzuschnallen also besser die Joggingschuhe schnüren?
Im Flachland gibt es auf jeden Fall weniger Saharastaub in der Luft. Wer allerdings empfindliche Schleimhäute hat oder Kontaktlinsen trägt, dem sei das Tragen einer Sonnenbrille empfohlen. Dies gilt im Speziellen für Menschen mit Heuschnupfen: Die milde Luft treibt die Vegetation an, womit sich die Pollenkonzentration erhöht.
Wie lange wird uns dieses Phänomen noch begleiten?
Grundsätzlich bis und mit Freitag. Dann zieht nördlich von uns ein kräftiges Hochdruckgebiet auf, das Bise in die Schweiz bringt. Die Folge: Die Temperaturen purzeln, der Saharastaub wird weggeblasen.
Mit Fensterputzen und Autowaschen wartet man also lieber noch ein Weilchen zu?
Richtig, momentan würde ich das Auto höchstens mal nass abspritzen. Gründlich putzen besser erst am Samstag. Und keine Sorge: Die Saharastaub-Teilchen sind derart winzig, dass keine Gefahr besteht, das Fenster oder Fahrzeug zu verkratzen.
Das Gespräch führte Evelyne Fischer.