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Schweizer bei der Nasa Forschungschef Zurbuchen erklärt: Darum suchen wir nach UFOs

Um UFOs ranken sich Legenden und Verschwörungstheorien. Nun will die US-Raumfahrtbehörde Nasa Licht ins Dunkel bringen und startet eine Studie. Dies nachdem im letzten Jahr ein Bericht des US-Verteidigungsministeriums zwar über 140 Ereignisse mit unidentifizierten Objekten am Himmel zusammentrug, letztlich aber wenig Abschliessendes herausbrachte. Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der Nasa, erklärt, warum man sich das wissenschaftlich kontroverse Forschungsfeld ausgesucht hat.

Thomas Zurbuchen

Thomas Zurbuchen

Wissenschaftsdirektor bei der Nasa

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Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger Thomas Zurbuchen ist seit 2016 Wissenschaftsdirektor bei der Nasa. Zuvor hatte er an der Universität Bern in Astrophysik doktoriert und als Professor an der Universität von Michigan gearbeitet.

SRF News: Warum startet die Nasa ausgerechnet eine Studie zu UFOs?

Thomas Zurbuchen: Von militärischer Seite gibt es wirklich interessante Beobachtungen. Es handelt sich nicht nur um verschwommene Dreiecke oder Untertassen. Die Signaturen sind breiter als bei einem blossen Bild. Zudem nimmt das Interesse an diesen Daten weltweit zu. Und es gibt keine bessere Zeit, um eine solche Studie durchzuführen.

Hunderte Satelliten beobachten unsere Erde, und jede Nacht schauen wir an den Sternenhimmel. Wir wollen uns Zeit nehmen, um zu sehen, wo diese Objekte sind. Dabei geht es nicht nur um Objekte, die heute gemeinhin als UFO bezeichnet werden, sondern ganz einfach um Objekte, die wir nicht verstehen.

Es gibt natürliche Phänomene, die wir noch nicht verstehen. Wenn wir diesen Bereich studieren, werden wir viel über die Natur lernen.

Was ist bisher über UFOs bekannt?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass wir gewisse Objekte nicht zuordnen können. Das illustriert eine Geschichte, die sich vor zehn, fünfzehn Jahren zugetragen hat. Damals wurden leuchtende Wolken beobachtet und viele Menschen waren überzeugt, dass es UFOs waren. In der Zwischenzeit wissen wir, dass es physikalische Gründe für nachtleuchtende Wolken gibt. Es gibt natürliche Phänomene, die wir noch nicht verstehen. Wenn wir diesen Bereich studieren, werden wir viel über die Natur lernen.

Video
Perlen aus dem Archiv: UFO-Sichtungen in der Schweiz
Aus Archivperlen vom 23.09.2020.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 8 Minuten 15 Sekunden.

UFOs sind auch ein gesellschaftlicher Hype. Betreiben Sie wirklich noch seriöse Wissenschaft?

Seriöse Wissenschaft hat eine Fragestellung. Unsere Forschung ist im öffentlichen Rahmen und wird mit den richtigen Mitteln vorangetrieben. Wir nutzen die gleichen Mittel, die wir brauchen, um nachtleuchtende Wolken zu beobachten oder das Wetter vorauszusagen. Wir werden absolut im Bereich der Wissenschaft bleiben. Tatsache ist aber, dass wir das Ganze auf eine Frage anwenden, die für viele etwas lächerlich scheinen mag.

UFOs geben dem US-Militär weiter Rätsel auf

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Zahlreiche Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten aus den vergangenen Jahren geben dem US-Militär weiterhin Rätsel auf. Das ging Mitte Mai bei der ersten Anhörung im US-Repräsentantenhaus seit mehr als 50 Jahren zu «nicht identifizierten Luftphänomenen» (Unidentified Aerial Phenomena, UAP) hervor – so bezeichnet das US-Militär UFOs. Der Vizedirektor des Marine-Geheimdienstes (ONI), Scott Bray, sagte, die UAP-Taskforce in seiner Behörde habe aber keine Hinweise darauf, dass unter den unerklärlichen Himmelsobjekten solche ausserirdischen Ursprungs seien.

Bray sagte: «Seit den frühen 2000er Jahren haben wir eine zunehmende Anzahl von nicht genehmigten und/oder nicht identifizierten Flugzeugen oder Objekten beobachtet.» Berichte über Sichtungen dauerten an. Die Zunahme der Meldungen sei auch auf Faktoren wie verbesserte Sensoren oder neuere Flugsysteme wie Drohnen zurückzuführen. Sie sei aber auch eine Folge der Bemühungen des Militärs, die früher mit einem Stigma belegten Meldungen über Sichtungen von unbekannten Flugobjekten einzufordern. «Die Botschaft ist nun deutlich: Wenn Sie etwas sehen, müssen Sie es melden.»

Es ist unglaublich wichtig, dass wir als Wissenschaftler den Mut und das Bedürfnis haben, alle Fragen so gut wie möglich anzugehen – mit den starken Werkzeugen der Wissenschaft. Diese haben in den letzten Jahren Millionen Menschenleben gerettet, weil wir Impfstoffe hatten. Jeden Tag retten diese Werkzeuge Leben: Wir können voraussagen, ob eine Flut oder ein Tornado kommen. Wir wenden hier die genau gleichen Werkzeuge an.

Schwingt bei der Forschung nicht eine leise Hoffnung mit, auf ausserirdisches Leben zu stossen?

Das Universum, das wir uns jeden Abend am Himmel ansehen, ist so viel mächtiger als wir denken. Es gibt sehr wenige Wissenschaftler, die denken, dass wir uns auf dem einzigen Planeten mit Leben befinden. Für mich ist es nicht die Frage, ob, sondern wann wir auf Leben stossen. Als Wissenschaftler weiss ich aber nicht abschliessend, ob es anderswo Leben gibt. Wenn wir das beweisen könnten, wäre es einer der grössten Forschungserfolge der Nasa. Mit dem James Webb Space Telescope oder dem Perseverance Rover auf dem Mars verfolgen wir grosse Ziele: Wir suchen nach Zeichen von Leben auf anderen Planeten oder auch nach Atmosphären, die Leben unterstützen können.

Das Gespräch führte Sandro Della Torre.

Radio SRF 1, Treffpunkt, 14.06.2022, 10:03 Uhr. ; 

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