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Affenpocken: Achtsamkeit Ja, Panik Nein – die Einschätzung der Wissenschaftsredaktorin
Aus SRF 4 News aktuell vom 02.06.2022.
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Seltene Krankheit in Europa Affenpocken: Trotz WHO-Warnung kein Grund zur Panik

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in den letzten Wochen weltweit 550 Fälle von Affenpocken in 30 Ländern nachgewiesen worden, die bisher kaum betroffen waren. Der Schwerpunkt liegt in Europa. Nun warnt das WHO-Regionalbüro Europa: Vorsicht im Sommer, Vorsicht bei Festivals. Was bedeutet das? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wieso warnt man aktuell «vor dem Sommer»?

Das hat nichts direkt mit dem Sommer zu tun, sondern mit den Festivals. Dort begegnen sich viele Menschen, teils sehr nahe. Für Krankheitserreger ist das ein Paradies. Insgesamt muss man jetzt aber nicht Alarm schlagen: In Europa sind es ein paar hundert Fälle, in der Schweiz bisher eine Handvoll. Das ist neu und ungewöhnlich für Affenpocken, aber kein Grund zur Panik.

Wie ist der Übertragungsweg der Affenpocken? Hauptsächlich über Geschlechtsverkehr, heisst es oft.

Der Fokus auf Geschlechtsverkehr ist falsch. Affenpocken verbreiten sich über engen Kontakt mit Infizierten, genauer über direkten Kontakt mit den Pusteln, anderen Körperflüssigkeiten oder über Tröpfcheninfektion. Sie sind deutlich weniger ansteckend als Corona, und man geht davon aus, dass man bei Affenpocken anders als bei Corona erst ansteckend wird, wenn man sich krank fühlt. Corona ist ansteckend ohne bzw. vor Symptomen. Das war und ist viel schwerer im Zaum zu halten.

Geschlechtsverkehr spielt also keine Rolle?

Es ist noch nicht klar, ob Geschlechtsverkehr gar keine Rolle oder auch eine Rolle spielt. Es wird untersucht, ob spezifisch Samen- oder Vaginalflüssigkeiten das Virus übertragen können. Die Affenpocken sind aber anders als etwa Syphilis oder HIV keine Geschlechtskrankheit im engeren Sinn.

Ist das Stigma der Übertragung bei gleichgeschlechtlichem Geschlechtsverkehr damit auch entkräftet?

Die bisher bekannten Fälle traten in der Mehrzahl unter Männern auf, die Sex mit Männern haben. Das ist eine Tatsache. Aber das liegt vermutlich mehr an der Art der Netzwerke, also wie Kontakte gepflegt werden. Die Affenpocken können jedoch unabhängig von der sexuellen Orientierung jeden treffen. Man muss daher davon ausgehen, dass sich das Virus über kurz oder lang breiter ausbreiten wird bzw. dass dies vermutlich längst passiert ist.

Es wurde vor Affenpocken an Festivals gewarnt. Drohen jetzt wie bei Corona Versammlungsverbote und andere Massnahmen?

Affenpocken verbreiten sich schlechter und sind nach wie vor seltener als Corona. Es geht jetzt also nicht alles wieder von vorne los. Es lohnt aber trotzdem, das Risiko im Kopf zu haben und ein bisschen darauf zu achten.

Müssen wir uns an Festivals oder in einer Menge mit vielen Menschen sorgen?

So niedrig wie die Zahlen sind, braucht sich der oder die Einzelne keine grossen Sorgen machen. Wenn der Regionaldirektor der WHO Hans Kluge jetzt vor Festivals warnt, dann hat er weniger den Einzelnen als das grosse Ganze im Blick. Es will nicht, dass sich die Affenpocken in Europa festsetzen. Bei den wenigen Fällen bisher hat man die Chance, das Virus aufzuhalten und wieder auszurotten. Wenn es aber breiter streut, ist die Chance vertan. Deshalb: Jetzt vorsichtig zu sein, ist mehr ein Dienst an allen als im Eigeninteresse.

Worauf können wir achten?

Wer Symptome hat, die auf Affenpocken hindeuten, sollte zum Arzt gehen. Die Symptome sind erstmal denen einer Grippe ähnlich, also Kopf- und Gliederschmerzen. Nach ein bis drei Tagen kommen die Pusteln – oft erst im Gesicht, später am ganzen Körper. Der Arzt muss den Verdachtsfall melden. Dann wird per PCR-Test geschaut, ob es wirklich Affenpocken sind.

SRF 4 News, 01.06.2022, 20 Uhr

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