- Die Ex-Partnerin des gestorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, ist wegen Sexualverbrechen an Minderjährigen schuldig gesprochen worden.
- Maxwell drohen mehrere Jahrzehnte in Haft.
- Sowohl die Verteidigung als auch Maxwells Familie kündigten nach dem Urteil Berufung an.
Maxwell nahm das Urteil laut einem Bericht der «New York Times» zunächst ungerührt hin und trank danach einen Schluck Wasser. Sie habe den Gerichtssaal ohne weitere Gespräche mit ihren Anwälten verlassen und dabei noch einen schnellen Blick auf ihre Geschwister geworfen, die bei dem Prozess im Stadtteil Manhattan anwesend waren. Maxwell hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und während des Prozesses auf eine Aussage verzichtet.
Der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger durch Epstein und Maxwell soll über Jahrzehnte auf dessen Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands stattgefunden haben. Der Fall schlug in den USA auch deshalb hohe Wellen, weil der schwerreiche Unternehmer mit Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump, Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen Andrew bekannt war. Eine frühere Anklage gegen ihn mündete in einem für Epstein sehr vorteilhaften Deal. Spätestens dadurch wurde er zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite, die mit allem durchkommt.
Sowohl die Verteidigung als auch Maxwells Familie kündigten nach dem Urteil Berufung an. «Wir glauben fest an die Unschuld unserer Schwester – wir sind sehr enttäuscht von dem Urteil», teilten die Angehörigen mit, wie die britische Nachrichtenagentur PA in der Nacht zum Donnerstag meldete. «Wir haben heute Abend bereits mit der Berufung begonnen und sind der Überzeugung, dass ihr schliesslich Gerechtigkeit widerfährt.» Auch Maxwells Anwältin kündigte Berufung an. «Wir glauben fest an Ghislaines Unschuld», sagte Bobbi Sternheim.
Staatsanwalt Damian Williams teilte angesichts des Urteils hingegen mit, dass der Gerechtigkeit Genüge getan worden sei. «Ich möchte den Mut der Mädchen – jetzt erwachsene Frauen – loben, die aus dem Schatten in den Gerichtssaal traten.» Ihre Courage habe das Urteil erst ermöglicht. Zum Zeitpunkt der Taten waren die Opfer zwischen 14 und 17 Jahre alt.
Späte Abrechnung mit Jeffrey Epstein
Die Verteidigung hatte den Fall von Beginn an als Abrechnung mit juristischen Mitteln und Stellvertreterprozess dargestellt, da die Staatsanwaltschaft Epstein selbst nicht mehr belangen konnte. Der 66-jährige Epstein war während der Vorbereitung auf den Missbrauchsprozess gegen ihn im August 2019 leblos in seiner Gefängniszelle gefunden und im Krankenhaus für tot erklärt worden. Ein Obduktionsbericht stellte Suizid fest.
Maxwells Verteidigerin Laura Menninger hatte während des Prozesses gesagt, ihre Mandantin sei «eine unschuldige Frau» und zu Unrecht für Verbrechen angeklagt worden, die sie nicht begangen habe. Die Anklage der Staatsanwaltschaft basiere auf fehlerhaften Erinnerungen.