Nach 30 Jahren Entwicklungszeit und Kosten von zehn Milliarden Dollar sowie immer wieder verschobenen Starts dauert es am Samstag noch einmal 27 angespannte Minuten, bis endlich vor den Monitoren am europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana lauter Jubel ausbrach.
Unter den Zuschauenden im Kontrollzentrum löste sich die Anspannung, nachdem sich Sekunden zuvor das teuerste Teleskop in der Geschichte der Menschheit von seiner Trägerrakete abgekoppelt hatte.
Unter ihnen auch Daniel Neuenschwander von der Europäischen Raumfahrt-Agentur (ESA). «Der Flug war einfach unglaublich», sagt der Schweizer Ingenieur. «Die Rakete hat genau geliefert, genau die Geschwindigkeit, die wir wollten. Es war einfach unglaublich, ich bin sehr dankbar.»
Die Ariane-5-Trägerrakete durchflog in wenigen Minuten die Atmosphäre – danach wurden Teile des Antriebs und der Rakete schrittweise abgekapselt.
Der wissenschaftliche Direktor der NASA, der Schweizer Thomas Zurbuchen, ist erleichtert: «Wann immer wir auf Starts schauen, sind sie immer beides, ein Ende und ein Anfang von etwas. Ein Ende eines Ingenieur-Projekts auf dem Boden, mit vielen fantastischen Stunden und grossen Herausforderungen. Aber es ist auch ein Anfang. Ein Anfang einer der unglaublichsten Missionen der Menschheit.»
Bevorstehende jahrelange Reise
Etwa vier Wochen wird es dauern, bis das Teleskop in seinem rund 1.5 Millionen Kilometer entfernten Zielorbit ankommt. Dort soll es unter anderem mithilfe eines 25 Quadratmeter grossen Spiegels tiefer ins Universum schauen als jedes andere Fernrohr zuvor. Über zehn Jahre lang soll das Teleskop die ältesten Galaxien des Weltalls erkunden.
«Wir werden sehr tief in unseren Kosmos schauen», sagt Daniel Neuenschwander. «Wir werden zusätzliche Verständnisse kriegen.» Erste Daten und Bilder des Teleskops werden frühestens im Sommer erwartet – wenn weiter alles gut geht.