- Ab heute ist der neue Fernverkehrs-Doppelstockzug der SBB erstmals mit Passagieren unterwegs – auf den Strecken Bern-Zürich und Zürich-Chur.
- Das Bundesverwaltungsgericht hat vorerst sechs der von Bombardier produzierten Züge zugelassen.
- Dies nach einer Beschwerde des Dachverbands der Behinderten-Organisationen gegen die vom Bundesamt für Verkehr erteilte befristete Betriebsbewilligung.
- Gemäss der Behinderten-Organisationen erfüllten die neuen Züge die Anforderungen des Behindertengleichstellungsrechts im Bereich des öffentlichen Verkehrs nicht.
Die Geburt des schwarz-weiss-rot-grau lackierten Zuges der Marke Bombardier war keine einfache. Verschiedentlich war von Software-Problemen und weiteren kleineren Mängeln die Rede. Auch bei der Auslieferung kam es immer wieder zu Verzögerungen.
Kritik: zu wenig behindertengerecht
Vor zehn Tagen verfügte das Bundesverwaltungsgericht, dass vorerst sechs der neuen SBB-Doppelstockzüge in Betrieb gehen dürfen. Inclusion Handicap, der Dachverband der Behinderten-Organisationen der Schweiz, ist damit einverstanden. Der Verband hat im Januar eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht.
Unbegleitete Reisende mit einer Behinderung stossen gemäss dem Verband auf zu viele Hindernisse. Die neuen Doppelstockwagen erfüllen gemäss der Behindertenorganisation nicht die Anforderungen des Behindertengleichstellungsrechts im Bereich des öffentlichen Verkehrs.
Noch nicht entschieden hat das Bundesverwaltungsgericht in der aktuellen Zwischenverfügung, ob die aufschiebende Wirkung für die noch nicht fertig gebauten Züge entzogen wird. Grundsätzlich dürften diese bis zu einem rechtskräftigen Entscheid in dieser Sache nicht in Verkehr gesetzt werden.
Fahrwerk soll optimiert werden
Zumindest die von Medien begleitete Erstfahrt des neuen Doppelstockzugs ist nun aber reibungslos über die Bühne gegangen. «Es gab keine Verspätung, alles verlief nach Plan», sagte SBB-Mediensprecher Christian Ginsig auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Fahrt sei von den Kunden sehr positiv aufgenommen worden.
Die Erstfahrt führte vom Hauptbahnhof Zürich nach Bern und retour – auf einer Strecke, auf der der «FV-Dosto» ab sofort mit Kunden unterwegs sein wird. Auch zwischen Zürich und Chur wird der neue Doppelstöcker eingesetzt.
Ziel ist es laut der SBB, «möglichst viel Erfahrung mit den neuen Zügen zu sammeln, damit die technische Reife der Fahrzeuge sowie auch die betrieblichen Abläufe im Hinblick auf den Einsatz ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 optimiert werden können». Ginsig erwähnte etwa die Feinjustierung des Fahrwerks.
Teuerster Auftrag in der Geschichte der Bahn
Ab Ende Jahr sollen die Züge schrittweise in den Fahrplan integriert werden und mehr Sitzplätze sowie Komfort auf der ganzen Ost-West-Achse bringen. Die SBB investiert laut eigenen Angaben in Zukunft jährlich rund eine Milliarde Franken in neue und modernisierte Züge.
Die SBB hat 2010 von Bombardier 62 Fernverkehrszüge für 1,9 Milliarden Franken bestellt. Es handelte sich um den teuersten Auftrag in der Geschichte der Bahn.