- An einer Anlagestelle in Venedig rammte ein Kreuzfahrtschiff ein kleineres Flusskreuzfahrtschiff mit Touristen an Bord.
- Laut Behörden wurden dabei mindestens vier Menschen leicht verletzt. Sie seien alle zur Behandlung in Spitäler gebracht worden.
- Der Unfall befeuert die Debatte über die Daseinsberechtigung von so grossen Schiffen in der Nähe der Stadt.
- Unfallursache soll ein Motorschaden des Kreuzfahrtschiffes gewesen sein.
Auf einem Video ist zu sehen, wie das Kreuzfahrtschiff «MSC Opera» mit lautem Sirenengeheul Richtung Anlegestelle fährt und Menschen an Land davonlaufen. Das riesige Schiff rammt dabei ein kleineres Boot.
An Bord des kleineren Schiffs sollen rund 130 Menschen gewesen sein. Einige von ihnen seien aus Angst ins Wasser gesprungen, so die Zeitung «Nuova Venezia» unter Berufung auf Augenzeugen.
Leichte Prellungen
Beim Zusammenstoss wurden mindestens vier Menschen leicht verletzt. Sie haben sich Prellungen zugezogen und sind in Spitäler gebracht worden.
Ursache des Unglücks sei ein Motorschaden bei dem Kreuzfahrtschiff gewesen, sagte Davide Calderan, der Präsident der Schlepperfirma «Rimorchiatori Uniti Panfido». Der Motor der «MSC Opera», auf der mehr als 3500 Menschen Platz haben, sei blockiert gewesen, sagte Calderan. Er habe deshalb beim Anlegen selbstständig beschleunigt anstatt abzubremsen. Die Kreuzfahrtgesellschaft MSC Cruises sprach von einem «technischen Problem».
Die «MSC Opera» gehört einer in der Schweiz registrierten und in Genua ansässigen internationalen Kreuzfahrtlinie. Das 15 Jahre alte Unfallschiff fährt unter der Flagge Panamas.
Widerstand gegen Kreuzfahrtschiffe
Seit Jahren wird über die Schiffskolosse in der Unesco-Welterbestadt gestritten, die von Millionen Touristen besucht wird. Kritiker wollen die grossen Kreuzfahrtschiffe komplett aus der Lagunenstadt verbannen. Bisher fahren sie im Kanal von Giudecca in Sichtweite von Sehenswürdigkeiten wie dem Markusplatz.
Der Unfall hätte in einer Tragödie enden können, klagte der Gouverneur der Region Venetien, Luca Zaia. Der Zwischenfall gebe den Forderungen nach einem Verbot des Einlaufs grosser Schiffe in das San-Marco-Becken neue Nahrung. Man könne «nicht länger warten».
Die Vereinigung von Kreuzfahrtschiff-Gegnern «Comitato no grandi navi» organisierte nach dem «gravierenden Vorfall» einen spontanen, kleineren Protest und rief für nächsten Samstag zu einer grösseren Kundgebung auf. «Man kann nicht darauf warten, dass diese Monster erst von Toten gestoppt werden», hiess es auf Facebook.
Mögliche Lösung
Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, berief für Sonntagnachmittag eine ausserordentliche Sitzung des Ausschusses für Ordnung und Sicherheit ein. Das Unglück sei «der x-te» Beweis, dass in dem Kanal keine Kreuzfahrtriesen mehr fahren könnten, erklärte er. Auch Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli erklärte, die Stadt müsse besser geschützt werden.
Geplant ist, dass die besonders grossen Kreuzfahrtschiffe eine weniger spektakuläre Route um die Stadt fahren und in der Industriegegend Marghera anlegen. Über dieses Projekt wird allerdings auch seit Jahren debattiert. Die Unesco hat Venedig bereits gewarnt, dass die Riesenschiffe das Welterbe gefährdeten. Umweltschützer mahnen wegen Risiken für das besondere Ökosystem der Lagune. Unternehmer sehen dagegen ihr Geschäft in Gefahr.