Am Welttag für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre hat die UNO diese Woche einmal mehr auf die Verödung von fruchtbaren Landflächen aufmerksam gemacht: Ein Drittel der weltweiten Landmasse ist von Wüste bedeckt oder von Wüstenbildung bedroht. Diese Desertifikation nehme weiter zu, sagt Christina Blank von der Deza.
SRF News: Wie gross ist das Problem der Wüstenbildung?
Christina Blank: Bereits ist rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche der Erde betroffen. Jedes Jahr gehen weitere zwölf Millionen Hektar durch Wüstenbildung verloren – das ist dreimal die Fläche der Schweiz.
Eineinhalb Milliarden Menschen leben in gefährdeten Gebieten.
Die Ursachen dafür liegen vor allem beim Menschen: Übernutzung, falsche Nutzung, falsche Bewässerung oder Abholzung. Mehr als eineinhalb Milliarden Menschen leben in gefährdeten Gebieten, sie sind oft von grosser Armut betroffen.
Welche Gebiete sind am stärksten von der Desertifikation betroffen?
Es sind die Gebiete südlich der Sahara, der Nahe Osten und Zentralasien. Doch auch die USA oder europäische Länder wie Frankreich oder Spanien sind immer stärker von dem Phänomen betroffen.
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Was ist zu tun, um diese Desertifikation einzudämmen und fruchtbare Böden zu erhalten?
Es sind technische Massnahmen möglich in den Bereichen nachhaltige Land- und Wasserbewirtschaftung, um die Erosion zu vermindern. Eine Optimierung der Fruchtfolgen, eine stärkere Zufuhr von organischem Material, ein verbessertes Weidemanagement oder Aufforstung können ebenfalls viel bewirken.
Nur wer damit rechnen kann, dass ihm das Land auch morgen noch zur Verfügung steht, ist bereit, darin zu investieren.
Wichtig sind auch Landrechte: Nur wer damit rechnen kann, dass ihm das Land auch morgen noch zur Verfügung steht, ist bereit, darin zu investieren. Dabei braucht es auch eine Balance zwischen ökologischem Anspruch und der Möglichkeit für die Bauern, ein Einkommen zu erzielen. Das Problem ist also sehr komplex.
Welchen Beitrag leistet die Deza in den betroffenen Gebieten gegen die Wüstenbildung?
Kompass und Ziel ist die UNO-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung. Dort sind als Ziele formuliert: Die Produktivität der nachhaltigen Land- und Wasserbewirtschaftung und zugleich die Lebensbedingungen der betroffenen Bevölkerung zu verbessern. Die Deza setzt sich deshalb für eine Stärkung der Zivilgesellschaft und für Landnutzungsrechte ein.
Die Schweiz gibt jedes Jahr rund 70 Millionen Franken für Massnahmen gegen die Wüstenbildung aus.
Auf bilateraler Ebene sind zahlreiche Projekte am Laufen, welche Waldnutzung, Weidenutzung und Tiernutzung verbessern sollen. In der Mongolei etwa setzt sich die Deza für eine nachhaltige Weidenutzung, für gesunde Tiere und für eine erfolgreiche Vermarktung tierischer Produkte ein. Ziel ist eine langfristige Sicherung der Lebensgrundlage der Nomadenfamilien. Insgesamt gibt die Schweiz jährlich rund 70 Millionen Franken für Massnahmen gegen die Wüstenbildung aus.
Seit 25 Jahren wird jedes Jahr der Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre begangen, doch die Bodenqualität hat sich weltweit nicht verbessert. Warum nicht?
Nicht nur die Bodenqualität nimmt weiter ab, auch der Klimawandel schreitet voran und die Biodiversität ist bedroht. Von den drei Problemen wird die Desertifikation am wenigsten stark wahrgenommen – der Boden hat keine Lobby.
Es muss ein Umdenken stattfinden – und es müssen Taten folgen.
Mit dem Bodenproblem hat auch unser Produktions- und Konsumverhalten zu tun. Entsprechend war der diesjährige UNO-Tag den Lebensmitteln, Tierfuttermitteln und Textilfasern gewidmet. Es muss ein Umdenken stattfinden – und es müssen auch Taten folgen. Unser Ernährungssystem muss nachhaltiger werden.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.