- Der extrem gefährliche Hurrikan «Irma» hat in der Karibik mindestens zehn Menschenleben gefordert und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
- «Irma» ist nach Angaben französischer Meteorologen ein absoluter Rekord-Hurrikan.
- Das gesamte Ausmass ist noch unklar.
- Die Gefahr ist noch nicht vorbei: Hinter «Irma» ziehen «José» und «Katia» auf.
«Irma» tobe schon seit mehr als 33 Stunden als Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5, erklärte der französische Wetterdienst Météo France. «Eine derartige Intensität über eine solch lange Dauer hat es weltweit seit Beginn der Satellitenära noch nicht gegeben», hiess es.
Den bisherigen Rekord hatte Super-Taifun «Haiyan» aufgestellt, der 2013 auf den Philippinen wütete. Er erreichte Windgeschwindigkeiten von rund 295 Stundenkilometern wie «Irma», dies aber nur über 24 Stunden.
Derweil wurden mehrere britische Überseegebiete in der Karibik vom Hurrikan verwüstet, wie der britische Staatssekretär im Aussenministerium, Alan Duncan, mitteilte. Am schlimmsten wütete der Sturm demnach auf der Insel Anguilla mit ihren etwa 15'000 Einwohnern.
Erhebliche Schäden auf Jungferninseln
Der BBC zufolge soll dort mindestens ein Mensch ums Leben gekommen sein. Sowohl der Hafen als auch der Flughafen der Insel blieben geschlossen. Auch auf den britischen Jungferninseln seien die Schäden erheblich, sagte Duncan im Parlament.
Weniger stark waren die Auswirkungen auf Montserrat. Für Donnerstag wurde damit gerechnet, dass der Sturm auf die ebenfalls britischen Turks-and-Caicos-Inseln treffen sollte. Der britische Aussenminister Boris Johnson versprach schnelle Hilfe für die betroffenen Menschen. Ein Schiff der Marine mit Rettungskräften und Hilfsgütern sei unterwegs in die Region.
Die Schadensbilanz werde «hart und grausam» sein
Die Zahl der Toten, die «Irma» bisher gefordert hat, ist mittlerweile auf zehn gestiegen. Ein Baby ist auf der Insel Barbuda ertrunken. Im britischen Überseegebiet Anguilla starb ein weiterer Mensch. Auf den französischen Karibikinseln Saint-Barthélemy und Saint-Martin kamen acht Personen ums Leben. 23 Menschen wurden verletzt. Das teilte der französische Innenminister Gérard Collomb mit. Allerdings könnte die Zahl der Opfer noch höher liegen.
Auch der niederländische Inselteil Sint-Maarten – der zusammen mit dem französischen Saint-Martin eine Insel bildet – ist schwer getroffen worden. Flughafen und Hafen seien nicht zugänglich, sagte ein Marinesprecher.
Die Schadensbilanz werde «hart und grausam» sein, sagte französische Staatspräsident Emmanuel Macron. «Die Schäden auf den beiden Inseln sind beträchtlich.» Nun gehe es darum, Verletzte zu versorgen und den Menschen Unterkunft und Verpflegung zu geben. Macron mahnte «nationale Solidarität» an und kündigte finanzielle Mittel sowie einen Wiederaufbau-Plan an.
Bis zu 37 Millionen Betroffene
Nach Schätzungen der UNO könnten in den nächsten Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen betroffen sein. «Es ist eine grosse Katastrophe. 95 Prozent der Insel sind zerstört», sagte der Präsident des Territorialrats von Saint-Martin, Daniel Gibbs, in Radiosender RCI. «Ich stehe unter Schock.»
Als nächstes sollte «Irma» nach Angaben des US-Hurrikanzentrums nördlich der Insel Hispaniola vorbeiziehen und dabei die Dominikanische Republik und Haiti passieren. Gegen 20.00 Uhr Ortszeit (02.00 Uhr Freitag MESZ) könnte «Irma» auf die Turks- und Caicos-Inseln, ein britisches Überseegebiet, und danach die südlichen Bahamas treffen. Die Regierung der Bahamas ordnete die Evakuierung mehrerer Inseln im Süden der Inselkette an.
Bund prüft Hilfseinsatz
Mit «Irma» ist die Gefahr aber nicht vorbei: Dahinter zieht Hurrikan «José» auf die Kleinen Antillen zu. Hurrikan «Katia» im Golf von Mexiko erreichte am Mittwoch Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde, wie das US-Hurrikanzentrum in Miami mitteilte. Die mexikanische Regierung gab eine Warnung heraus.
Auch die Schweiz prüft einen Hilfseinsatz. Am Mittwoch habe die Humanitäre Hilfe des Bundes hierzu eine erste Sitzung durchgeführt, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) schreibt. Zurzeit liefen Abklärungen in der Schweiz und in den Schweizer Vertretungen vor Ort, ob beziehungsweise wie und wo die Schweiz die betroffene Region unterstützen könne.