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Mancherorts ist der Waldboden schon jetzt zu trocken
Aus SRF 4 News aktuell vom 19.05.2022. Bild: Keystone
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Zu wenig Wasser im Boden Trockenheit und Hitze als Gefahren für den Schweizer Wald

Derzeit spriesst der Wald in vollem Grün, saftig und gesund sieht er aus. Doch Messungen im Waldboden zeigen, dass sich die Wasserspeicher im Winter und Frühling mancherorts kaum aufgefüllt haben. Für die dortigen Wälder werde der Trockenstress im Sommer wohl zunehmen, sagt die Bodenforscherin Katrin Meusburger.

Katrin Meusburger

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Katrin Meusburger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Bereichen Waldböden und Biogeochemie an der Forschungsanstalt WSL in Birmensdorf.

SRF News: Sie messen die Feuchtigkeit im Waldboden mit speziellen Messgeräten. Wie muss man sich das vorstellen?

Katrin Meusburger: Über die ganze Schweiz sind 16 solcher Messgeräte verteilt. Sie stellen bis in eine Tiefe von zwei Metern den Wassergehalt im Waldboden fest. Tiefer können wir nicht gehen, weil da meist das Gestein beginnt.

Die Messstationen im Wallis zeigen bereits jetzt sehr trockene Bodenbedingungen an.

Bäume können mit ihren Wurzeln aber auch tiefere Schichten erreichen, sie zwängen sich durch die Felsklüfte weiter hinunter. Insgesamt wissen wir aber noch sehr wenig darüber, wie viel Wasser die Bäume über die Wurzeln insgesamt aufnehmen, weil wir nicht wissen, wie tief und wohin die Wurzeln reichen.

Was messen Ihre Geräte im Schweizer Wald?

Vor allem die Messstationen im Wallis zeigen bereits jetzt sehr trockene Bodenbedingungen an. Der Bodenwasserspeicher in den tieferen Schichten konnte sich im letzten Winter nicht komplett auffüllen – deshalb gehen die Wasserreserven im Boden jetzt schon wieder zurück. Man muss in den betroffenen Gebieten dieses Jahr mit vermehrtem Trockenstress für den Wald rechnen.

Derzeit alles noch im grünen Bereich

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Legende: Imago

Der Wald steht derzeit in vollem Saft, alles ist grün, alles scheint in Ordnung. «Derzeit herrschen gute Bedingungen für den Wald – es ist noch nicht zu heiss und nicht zu trocken», bestätigt der Ökophysiologe Roman Zweifel vom WSL. Zudem sei das letzte Jahr relativ kühl und nass gewesen. «Das spielt für die Wachstumsdynamik des Waldes in diesem Jahr eine wichtige Rolle.» Zweifel untersucht mit Messsonden minuziös das Wachstum der Bäume im Schweizer Wald. Er stellt denn auch fest, dass derzeit alles «im grünen Bereich» sei, was die untersuchten Baumarten angehe. Das allerdings könne sich während des Sommers ändern, sagt Zweifel. «Wir wissen aus Trocken- und Hitzejahren wie 2003 oder 2019, dass sie das Wachstum der Bäume einschränken.»

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Derzeit wachsen die Bäume so, wie sie sollten
aus SRF 4 News aktuell vom 19.05.2022. Bild: Imago
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Weshalb ist das Wasser knapp im Boden?

Sehr wichtig sind die Niederschläge im Winter, um den Wasserspeicher im Boden aufzufüllen. Entscheidend sind aber auch die Regenfälle im Frühling. Dieses Jahr fiel aber weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt – und wenn die Niederschläge schon im Frühling fehlen, trocknet der Boden sehr rasch aus. Das ist eine sehr schlechte Ausgangslage für den Sommer. Betroffen sind davon vor allem das Wallis und Teile des Juras.

Wieso sind gerade das Wallis und der Jura besonders betroffen?

Nicht alles im Boden enthaltene Wasser ist für die Pflanzen verfügbar. Eine Rolle spielt dabei die Beschaffenheit des Bodens: Wie sandig, steinig oder tonig ist er? Dabei zeigt sich etwa, dass die Wälder im Jura aufgrund der steinigen Bodenbeschaffenheit weniger Wasser verfügbar haben und aktuell vor allem im nördlichen Jura der Boden bereits sehr trocken ist.

Diesen Winter und Frühling fiel wenig Regen. Das ist eine sehr schlechte Ausgangslage für den Sommer.

Ähnlich steinig ist der Boden grundsätzlich in den Voralpen und Alpen. Aktuell ist aber etwa in Graubünden noch genügend Wasser im Boden vorhanden, trocken wird es dagegen zusehends im Tessin. Im Mittelland finden die Bäume derzeit noch genügend Wasser im Boden.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf den kommenden Sommer?

Dort, wo die tiefen Bodenschichten jetzt schon sehr trocken sind, wird sich der Boden über den Sommer nicht erholen. Die Situation wird eher schlimmer werden, denn dort gibt es keinen Puffer, keine Wasserreserve für den kommenden Sommer. Deshalb schätze ich die Situation eher negativ ein.

Das Gespräch führte Reena Thelly.

SRF 4 News aktuell vom 19.5.2022, 06:50 Uhr ; 

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