Immer wieder gibt es Studien, die teilweise ziemlich schwarz malen: Nämlich dann, wenn Roboter und Computer immer mehr Tätigkeiten von Buchhaltern, KV-Angestellten, Nachrichtensprechern oder andern übernehmen können.
Stephan Sigrist beschäftigt sich als Gründer und Leiter der Denkfabrik W.I.R.E. tagtäglich mit Szenarien, wie sich unser Leben und der Arbeitsmarkt verändern könnten. Mit einer Studie, die prognostizierte, es würden 60 Prozent aller Arbeitsplätze verloren gehen, kann er aber nichts anfangen. Das dünkt ihn zu schwarz gemalt. «Ich finde es sehr schwierig, das mit einer klaren Zahl zu beziffern – und ehrlicher gesagt auch unseriös», sagt der Trendforscher.
Die Digitalisierung kommt – aber wir werden Zeit haben, uns anzupassen.»
Das hiesse aber nicht, dass die Digitalisierung nicht komme. «Sondern, dass sie weniger dramatisch sein wird. Sie wird langsamer fortschreiten und sie wird uns mehr Zeit geben, uns anzupassen.»
Auch Roboter können nicht alles
Die Möglichkeiten der Digitalisierung im Arbeitsmarkt würden oft überschätzt, sagt der Trendforscher. «Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Algorithmen oder Roboter sehr grosse Schwierigkeiten beim Identifizieren eines komplexeren Objekts haben. Das kann beispielsweise eine Pflanze sein, die man ausreissen muss. Eine Tätigkeit, die für den Menschen auf den ersten Blick sehr einfach wirkt, ist es für den Roboter also nicht zwingend.»
Eine Tätigkeit, die für den Menschen sehr einfach wirkt, ist es für den Roboter nicht zwingend.
Oder es habe sich auch gezeigt, dass Roboter zwar im Laden leere Regale wieder auffüllen könnten, sie aber teurer wären als Arbeitskräfte aus Fleisch und Blut. Geschützt vor Robotern, welche die eigene Arbeit ganz oder teilweise übernehmen, sei aber niemand, betont Stephan Siegrist.
Auch Jobs der CEOs betroffen
Dass Jobs durch die Digitalisierung wegfallen werden, ist kein Geheimnis. Aber diese werden nicht unbedingt nur in einem bestimmten Segment sein. «Es wird zum Teil die Leute treffen, die etwas weniger gut ausgebildet sind.»
Es wird genauso Jobs der Arbeiter in der Mittelschicht treffen wie die der CEOs
Genau so werde es aber auch die Arbeiter in der Mittelschicht betreffen. «Und zum Teil sogar CEOs. Eine Studie besagt, dass bis zu 30 Prozent dieser Jobs verschwinden werden.»
Effizientere Arbeitsweisen
Von ganz unten bis ganz oben – die Digitalisierung verändert den Arbeitsmarkt enorm. Stephan Siegrist ist aber optimistisch, dass unter dem Strich Gesellschaft und Wirtschaft von der Digitalisierung profitieren werden.
«Roboter werden uns nicht nach und nach vom Arbeitsmarkt verdrängen, sondern unsere Arbeit unterstützen und so effizienter machen.» Es werden Stellen verschwinden, aber auch neue Berufe entstehen. So, wie das auch bei den letzten industriellen Revolutionen der Fall gewesen sei.