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Platzspitz-Räumung «Nicht die Drogen sind schädlich, sondern die Illegalität»

Offener Konsum, Gewalt und immer wieder Drogentote: Der Platzspitz gleich beim Zürcher Hauptbahnhof war lange einer der grössten Drogenumschlagplätze Europas. Nach der Räumung suchte sich die Szene neue Orte. Erst die Vier-Säulenpolitik mit Heroin-Abgabe brachte die Wende.

  • Seit den 1980er Jahren wurden die Drogensüchtigen im Park geduldet.
  • 1985 waren bis zu 3000 Fixer registriert. Im gleichen Jahr wurden 118 Drogentote gezählt.
  • 1991 wurden im Park fünf Millionen Spritzen verteilt. 3600 Drogenabhängige wurden reanimiert. 21 Menschen starben im Park.
  • Am 5. Februar 1992 wurde der Platzspitz von der Polizei geräumt. Die Szene verlagerte sich zum Letten.
  • 1995 wurde auch der Letten geräumt, diesmal jedoch mit «flankierenden Massnahmen» wie der kontrollierten Drogenabgabe.

In den 1980er Jahren entwickelte sich der Zürcher Platzspitz zum Treffpunkt der Drogensüchtigen. Stetig wuchs die Szene an, da Polizei und Politik lange zuschauten ohne einzugreifen. Die Süchtigen verwahrlosten immer mehr, 1991 zählte die Stadt allein auf dem Platzspitz 21 Drogentote.

Der Handel florierte, es gab Gewalt und Schiessereien – solche Bilder aus der reichen Schweiz gingen um die Welt.

Vom Platzspitz über den Fluss zum Letten

Mit der medialen Aufmerksamkeit stieg der Druck, der damalige Regierungsstatthalter ordnete die Räumung an. Und so kam es am 5. Februar 1992 zur Schliessung des Platzspitz. Doch die offene Drogenszene verschwand nicht, sie verlagerte sich zum stillgelegten Bahnhof Letten, wenig unterhalb des Platzspitz.

Begleitung, nicht nur Repression

Bald aber begann die Zeit einer neuen Drogenpolitik: Im Februar 1995 – drei Jahre nach dem Platzspitz – wurde auch der Letten geräumt. Dieses Mal war die Aktion gut vorbereitet und wurde begleitet von zahlreichen Hilfsangeboten wie etwa einer kontrollierten Heroinabgabe, einem Methadonprogramm oder Arbeitsintegration.

Seither bildete sich in der Stadt Zürich keine offene Drogenszene mehr, auch wenn es nach wie vor Süchtige gibt. Auch wenn Drogenfahnder nach wie vor zu tun haben, ist die Situation für Bevölkerung und Polizei deutlich besser als vor 25 Jahren. Und der Platzspitz ist wieder ein «normaler» Park.

Nicht der Entzug steht im Zentrum, sondern die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten.
Autor: Thilo Beck Chefarzt der Psychiatrie bei der Arud
Audio
Die kontrollierte Heroin-Abgabe: Thilo Beck im Gespräch (5.2.2017)
14:45 min Bild: zvg
abspielen. Laufzeit 14 Minuten 45 Sekunden.

Die kontrollierte Abgabe von Heroin in sogenannten «Fixerstübli» sorgte damals für grosse Aufmerksamkeit weltweit. Heute hat sich das System etabliert. Noch immer holen sich Abhängige täglich ihre Spritze oder ihre Tablette. «Nicht die Drogen allein sind schädlich, sondern vor allem die Illegalität», betont Thilo Beck, Chefarzt bei der Arud, der Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen. Die meisten der schädlichen Folgen seien auf die Illegalität zurückzuführen. Zentral sei deshalb, dass die Süchtigen ihr Leben meistern könnten. Der Entzug sei weniger wichtig.

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