Seit dem 2. Dezember 2015 ist das wichtigste Firmen-Ansiedlungsprojekt des Kantons Solothurn unter Dach und Fach. Biogen hat den definitiven Kaufvertrag für ein 22 Hektare grosses Areal in Luterbach unterzeichnet.
Noch vor wenigen Monaten war die US-Firma den meisten Solothurnern unbekannt. Nun baut sie für eine Milliarde Franken die modernste Biotechnologie-Fabrik der Welt und schafft in einem ersten Schritt 400 hoch qualifizierte Arbeitsplätze in Luterbach.
Stolz? Befriedigung!
Dass Biogen nach Luterbach kommt, ist nicht zuletzt das Verdienst des 51-jährigen Fulenbachers Karl Brander. Seit acht Jahren arbeitet der Molekularbiologe bei der Solothurner Wirtschaftsförderung. Mit Biogen hat er den bislang grössten Fisch an Land gezogen.
Ob er darauf stolz ist? Es sei jedenfalls eine grosse Befriedigung für ihn persönlich, sagt Brander im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF.
Als er bei der Wirtschaftsförderung begonnen habe, sei gerade die Ansiedlung des grossen Biotechnologie-Unternehmens Amgen durch Europa gegeistert. «Es wäre schon noch schön, so etwas im Kanton Solothurn zu haben», habe er sich damals gesagt.
«Der Zeitdruck war enorm»
Nun hat es mit Biogen also geklappt. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte am 11. Dezember 2014 um 11:34 Uhr. Brander erhielt eine E-Mail der «Switzerland Global Enterprise», die für die Schweiz auf der ganzen Welt die Werbetrommel rührt. Ein grosses US-Unternehmen plane eine Biotech-Produktion, suche einen Standort und wolle bereits Ende 2015 mit dem Bau beginnen, hiess es in der Mail.
Ein so schneller Baustart eines so grossen Projekts ist in der Schweiz eigentlich nicht realistisch. Gerade das eigentlich Unmögliche schien den ehrgeizigen Karl Brander aber zu reizen.
Brander: «Im Gespräch mit dem Hochbauamt und der Standortgemeinde haben wir erkannt: Wenn alles richtig läuft und wir uns ganz viel Mühe geben, könnte es klappen». Von da an habe man es erst recht schaffen wollen.
Der Auftritt in Zug
Mit ihrem Dossier schaffte es die Solothurner Wirtschaftsförderung auf die «Shortlist Schweiz» von Biogen und wurde für eine Präsentation an den Schweizer Hauptsitz nach Zug eingeladen.
Am 30. Januar 2015 machte sich die Delegation mit einer Power-Point-Präsentation im Gepäck auf den Weg. Man sei durchaus nervös gewesen, gibt Karl Brander zu.
Neben Projektleiter Brander waren zwei Regierungsräte (Volkswirtschaftsdirektorin Esther Gassler und Baudirektor Roland Fürst) sowie Vertreter von Hochbauamt und Steueramt dabei. Man habe Kompetenz demonstrieren und auf alle möglichen Fragen eine Antwort geben wollen, sagt Brander.
Der diplomatische Macher
Danach folgte für Brander und sein Team eine äusserst intensive Zeit. «Sie können sich vorstellen: Wenn jemand eine Milliarde Franken investiert, da will er einfach alles wissen, restlos alles», blickt der Wirtschaftsförderer auf jene Zeit zurück, als er sieben Tage in der Woche gearbeitet und nur wenig geschlafen hat.
Erst am 20. April 2015 kam der erlösende Anruf: Biogen hat sich tatsächlich für den Kanton Solothurn entschieden.
Im Gespräch mit Karl Brander wird klar: Der Fulenbacher ist ein Macher. Die Solothurner Bescheidenheit liegt ihm nicht, Zweifler und Kleinkrämer sind ihm ein Gräuel.
Verzweifelt er denn oft an der Art und am Tempo, die am Jurasüdfuss herrschen? Brander muss sich bei der Antwort offensichtlich zusammenreissen. Er äussert sich diplomatisch: «Ab und zu denke ich schon: Hey – nur ein bisschen mehr Mut, oder etwas einfach mal durchziehen, und es würde ganz anders rauskommen. Manchmal einen etwas grösseren Geist zu zeigen würde sicher nicht schaden».