Seit 2018 erhalten Solothurner Senioren von ihren Gemeinden Geld, wenn sie eine Senioren-Tagesstätte besuchen. Die Hoffnungen waren gross, als das neue Gesetz in Kraft trat: Dank den zusätzlichen Subventionen sollte es mehr Senioren-Tagesstätten geben, und mehr Senioren sollten das Angebot nutzen.
Die Bilanz nach anderthalb Jahren ist ernüchternd: Die erhoffte Wirkung ist bislang ausgeblieben. Statt mehr Senioren-Tagesstätten gibt es sogar eine weniger. Aktuell hat es im Kanton Solothurn neun Senioren-Tagesstätten mit insgesamt ca. 70 Plätzen. Das sind gleich viele Plätze wie 2015.
Max Oser sieht vor allem zwei Gründe, weshalb das Konzept der Senioren-Tagesstätten nicht vom Fleck kommt. Oser ist im Vorstand der Gemeinschaft Solothurnischer Alters- und Pflegeheime für den Bereich «Neue Wohnformen» zuständig, und damit auch für die Senioren-Tagesstätten.
Tagesstätten wollen mehr Geld
Grund 1, warum es nicht mehr Senioren-Tagesstätten gibt: Für eine ganztägige Betreuung inklusive Mittagessen dürfen Senioren-Tagesstätten maximal 125 Franken verlangen. Das sei zu wenig, sagt Max Oser: «Wenn wir eine Vollkostenrechnung machen, sind 125 Franken nicht kostendeckend». Derzeit laufen Verhandlungen mit Kanton und Gemeinden. Die Solothurner Senioren-Tagesstätten möchten für ihre Leistungen mehr verrechnen können.
Mit Senioren-Tagesstätten liesse sich Geld sparen, ist Max Oser überzeugt. Denn wer eine Tagesstätte besuche, trete später ins Altersheim ein. Leider habe sich diese Erkenntnis in der Politik aber noch nicht ganz durchgesetzt: «Die kurzfristigen Kosten stehen halt immer noch oft im Vordergrund, obwohl die kurzfristigen Kosten eben günstiger wären als die langfristigen.»
Grund 2, weshalb es nicht mehr Tagesstätten gibt: Die Hemmschwelle, eine Senioren-Tagesstätte zu besuchen, ist für viele alte Menschen zu hoch. Daran ändert auch nichts, dass die Gemeinden den Besuch mit 10 bis 30 Franken pro Tag subventionieren. Die Alten wollen möglichst lange zu Hause leben – den Besuch in einer Senioren-Tagesstätte empfinden viele, als wären sie doch schon mit einem Bein im Altersheim.
«Es braucht wohl noch eine Generation, bis sich die Einsicht durchsetzt, dass man dank einer Senioren-Tagesstätte letztendlich länger zu Hause bleiben kann», meint Max Oser. Er leitet selber das Altersheim Blumenfeld Zuchwil, dem auch eine Senioren-Tagesstätte angegliedert ist.
Es braucht Geduld
«Jetzt gibt es ein Cüpli», lachte die Präsidentin der Grauen Panther Solothurn 2016, nachdem das Parlament einstimmig die neue Subventions-Regel beschlossen hatte. Mittlerweile dürfte vielen Senioren-Lobbyisten das Lachen vergangen sein. Bis sich Senioren-Tagesstätten als Alternative zum Altersheim wirklich etablieren, dürfte es länger gehen als anfänglich gehofft. «Es braucht seine Zeit», hat Max Oser erkannt.