Letzten Sommer berichtete das Regionaljournal darüber, dass das Strafgericht des Kantons Aargau 2014 eine deutlich höhere Fehlerquote hat als seine Nachbarkantone Solothurn und Bern. Neue Recherchen zeigen nun: Der Aargau ist bei genauem Hinsehen sogar im deutschschweizer Vergleich das Schlusslicht.
Verglichen wurde die Anzahl Urteile, die vom kantonalen Strafgericht ans Bundesgericht weitergezogen wurden – und von dort zur Neuberteilung zurück geschickt wurden. Dadurch ergibt sich eine Quote, die aufzeigt, wie häufig das kantonale Strafgericht vom Bundesgericht zurück gepiffen wurde.
AG: Jedes vierte Urteil wurde korrigiert
Für den Aargau ist das Verdikt besonders hart: 25 Prozent aller Urteile wurden korrigiert. Schlechter schnitt einzig Nidwalden ab, wobei diese Zahl zu relativieren ist: Im Kanton Nidwalden wurden 2014 gerade mal 3 Straffälle weitergezogen, und einer davon wurde korrigiert.
Das erklärt die hohe Quote. Ausserdem rügte das Bundesgericht in diesem Nidwaldner Fall einzig den Kostenspruch. Der Kanton Solothurn liegt übrigens im Mittelfeld: Rund elf Prozent der Urteile wurden korrigiert.
Zürcher Strafgericht: Mehr zu tun - weniger Korrekturen
Der Kanton Aargau hingegen schneidet auch im Vergleich mit den anderen grossen Deutschschweizer Kantonen schlecht ab: Die Kantone Zürich und Bern stehen mit einer Quote von 15 beziehungsweise 12 Prozent immer noch deutlich besser da als der Aargau mit seinen 25 Prozent. Es gilt anzuerkennen, dass das Aargauer Strafgericht mit 57 Weiterzügen 2014 viel zu tun hatte – mehr als der «grössere» Kanton Bern.
Allerdings beweist der Kanton Zürich, dass dies kein Grund für schlechtere Arbeit sein muss: Beim Zürcher Strafgericht wurden letztes Jahr 93 Fälle ans Bundesgericht weitergezogen, deutlich mehr als im Aargau. Dennoch korrigierte das Bundesgericht die Zürcher Richter im Verhältnis klar weniger als die Aargauer.
Basler Gerichte: Viele Fälle - bessere Quote
Und auch die Kantone, wo es ähnlich viele Weiterzüge gab wie im Aargau, schneiden besser ab: Basel-Stadt und Basel-Land hatten 43 sprich 47 Fälle und sind bevölkerungsmässig um ein mehrfaches kleiner als der Aargau. Ihre Quote liegt aber bei rund elf Prozent.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 6:32 Uhr)