Wildtiere im Visier der Politik – eine Auswahl
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Bild 1 von 9. Trotz seines majestätischen Auftretens habe der Schwan an Sympathie in der Bevölkerung verloren, meinte (Ex-)Ständerat Paul Niederberger in einer Motion. Am meisten regten sich offenbar die Bauern über verkotete Wiesen am Seeufer auf. Mit der Revision des Jagdgesetzes soll die Regulierung der Bestände nun möglich werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 9. «Denkt denn niemand an die Schafe?» Beschwerden über den Wolf sind in den Bergregionen Legion. Jetzt sucht Bundesbern nach einer nachhaltigen Lösung im Interesse des Artenschutzes – und des Tierschutzes, wie Schäfer monieren, die mitunter herbe Verluste in ihrer Herde hinnehmen müssen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 9. Er ist ein Meister der Verschleierung: Kaum ein Waldspaziergänger bekommt die grösste Raubkatze Europas jemals zu Gesicht. Obwohl der Luchs schon vor 40 Jahren wieder in der Schweiz angesiedelt wurde und es eine stabile Population gibt. JagdSchweiz hält die Bestände gar mancherorts für zu hoch – und fordert ein «nachhaltiges Management». Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 9. Ursina und Finn im Bärenpark Bern betreffen die politischen Entscheide ennet der Aare nicht. Für freilebende Braunbären, die Schweizer Boden betreten, könnte es aber künftig heissen: Fernhalten von Siedlungen und den Appetit auf Nutztiere zügeln. Per Verordnung kann das Jagdgesetz flexibel erweitert werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 9. Zwar füllt der Biber ganze Spalten von launigen Vermischt-Meldungen in den Zeitungen. Doch er kann auch anders: Nicht umsonst debattierte das Parlament schon über Biberschäden an Infrastrukturen – und ob der Bund dafür zahlen soll. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 9. Des Bauern bester Feind: das Wildschwein. Ein Fall von Selbstjustiz sorgte vor zwei Jahren für Schlagzeilen: Ein Aargauer Bauer hatte nachts mit dem Geländewagen vier Wildschweine auf seinem Feld überfahren. Er wurde zu einer bedingten 18-monatigen Haftstrafe verurteilt – für manchen Bauern sind viele der wahren «Täter» weiter flüchtig. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 9. Dort, wo sie hingehört: auf dem Kopf einer Petrus-Statue im Vatikan. Denn bei uns hat die Mittelmeermöwe eigentlich nichts zu suchen, finden manche Tierschützer: Der «fremde Fötzel» soll das fragile Gleichgewicht im Vogelreich stören und andere Arten, etwa Flussschwalben, verdrängen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 9. Auch gegen ihn richtete sich der (regional-)politische Furor: Die Krienser SVP beschwerte sich vor drei Jahren «über unzumutbare Zustände» auf einem Friedhof. Der makabre Vorwurf: Dachse würden so lange graben, bis die Leichen sichtbar würden. Der örtliche Friedhofsverantwortliche winkte in der Lokalpresse ab: 1 Meter 50 tief grabe kein Dachs. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 9. In der Schweiz starb der Fischotter im letzten Jahrhundert aus. Erstmals wieder gesichtet wurde er 2009 in Graubünden. Insgesamt konnten hierzulande bislang fünf der scheuen Jäger nachgewiesen werden – das Echo in Medien und Bevölkerung ist vornehmlich positiv. Allerdings: In Bayern etwa klagen Fischer bereits über den nimmersatten Konkurrenten. Bildquelle: Keystone.
- Stolz, elegant, majestätisch: Der Schwan ist nach dem Adler der beliebteste Vogel.
- Er sorgt aber auch für Unmut: Besonders Bauern klagen über verkotete Wiesen und Felder.
- Da es schlicht zu viele Schwäne gibt, sollen die Bestände künftig reguliert werden. Wie das geschehen soll, ist allerdings umstritten.
- In einem fünfjährigen Pilotversuch werden in den Kantonen Nid- und Obwalden frisch gelegte Schwaneneier aufgestochen. Wir waren dabei.
Vom Militärflugplatz Alpnach her dröhnen Flugzeugmotoren, ganz in der Nähe rauscht die Autobahn, aber sonst ist der Wichelsee ein Naturparadies. Wenn es schön sei, sagen die Wildhüter, seien die Bäume am Ufer voller Kormorane.
Heute sind Klaus Hurschler und Jagdverwalter Cyril Kesseli aber nicht wegen ihnen mit dem Ruderboot unterwegs, sondern wegen der Schwäne. Denen gefällt es am seichten Wichelsee (OW) ganz besonders gut.
Im Schwanenparadies
Der Ort ist attraktiv für die Schwäne, von überall her können sie zu den Wasserpflanzen am Ufer paddeln. Die Folge der paradiesischen Zustände: Die Wasservögel vermehren sich prächtig am Wichelsee. Rund 30 Tiere, darunter sechs brütende Paare, sind es mittlerweile.
Vor allem der Bauer in der Nachbarschaft beklagt sich über verkotete Wiesen. Deswegen geht es den Schwänen jetzt an den Kragen, beziehungsweise ihrem ungeborenen Nachwuchs. Im schwer zugänglichen Schilf-Dickicht bauen die Schwäne ihre Nester und legen ihre Eier.
Besser die Eier anstechen, als später lebendige Tiere abschiessen, finden die Wildhüter – und findet offenbar auch die Öffentlichkeit. Jedenfalls gab es keine Einsprachen gegen das Obwaldner Regulierungsprojekt.
Ob andere Massnahmen vielleicht nicht doch besser wären, um die Schwanenbestände zu verkleinern, werde sich zeigen, heisst es beim Bundesamt für Umwelt. Viel gewonnen wäre schon, wenn niemand mehr die Tiere füttern würde. Schliesslich seien Schwäne keine Streichel-, sondern Wildtiere.
Operation geglückt
Das merken wir wenig später. Ein aggressives Männchen verteidigt seine Brut: Bedrohlich schlägt es mit den Flügeln, faucht die Eindringlinge an, muss sich dann aber doch geschlagen geben. Aus ein paar Metern Distanz beobachtet er die Nesträuber. Die erfahrenen Wildhüter wissen: das Zeitfenster, um zuzustechen, ist klein. Denn bald sitzt der Schwan wieder auf seinem Nest.
Dort brütet er weiter, ohne zu merken, dass dieses Jahr bloss ein Küken schlüpft – genau was die Wildhüter erreichen wollten. Der Eingriff verläuft reibungslos. Für sie ist die Arbeit fürs erste getan.
In ein, zwei Wochen werden Klaus Hurschler und Cyrill Kesseli noch einmal die Schwanennester am Wichelsee kontrollieren, neu gelegte Eier anstechen und darauf hoffen, ihr Ziel so zu erreichen: den Schwanenbestand im Kanton zu halbieren.