Der 8. März ist der Weltfrauentag. In vielen Ländern gehen Frauen auf die Strasse und demonstrieren für die eigenen Rechte und für die Gleichstellung von Mann und Frau.
Gleiche Chancen in der Arbeitswelt, die Vereinbarung von Beruf und Familie – diese Themen beschäftigen auch Astrid Epiney. Sie ist ein Vorbild in der in vielen Bereichen von Männern dominierten akademischen Welt: 1994 war sie die erste Jus-Professorin an der Universität Freiburg, seit 2015 ist sie Rektorin – als erste Frau in der 130-jährigen Geschichte der Uni Freiburg. Seit Anfang Februar ist sie zudem Präsidentin der Dachkammer der universitären Hochschulen der Schweiz.
SRF News: Sie sind in der akademischen Welt ein Vorbild. Die erste Jus-Professorin, die erste Rektorin der Uni Freiburg. «Die Erste» zu sein, stört Sie das manchmal?
Astrid Epiney: Ich habe mich im Laufe der Jahre ein bisschen daran gewöhnt (lacht). Die Zeit ist manchmal einfach reif für gewisse Entwicklungen. Aus meiner Sicht ist es nicht zwingend ein persönlicher Verdienst.
Dass gerade ich die erste Rektorin der Universität Freiburg bin, ist auch den Umständen und der Zeit geschuldet.
Natürlich ist es hilfreich, wenn die Qualifikation und Motivation stimmen. Aber dass jetzt gerade ich die erste Rektorin der Universität Freiburg bin, das ist wohl auch den Umständen und der Zeit geschuldet. Aber es liegt mir viel daran, dass es für junge Frauen diese Rollenvorbilder gibt.
SRF News: Sie kamen 1994 als Professorin für Völkerrecht, Europarecht und öffentliches Recht nach Freiburg. Ein Jahr zuvor wurden Sie Mutter. Hat das beruflich eine Rolle gespielt?
Für mich persönlich nicht. Es gab ein paar organisatorische Herausforderungen. So fand beispielsweise eines der Gespräche im Umfeld der Geburt statt und das war etwas schwierig zu planen. Aber es herrschte grosses Verständnis. Und die Kollegen haben mich sehr nett aufgenommen, denen muss ich wirklich ein Kränzchen winden.
SRF News: Wenn man Ihnen zuhört, hat man das Gefühl, eine akademische Karriere und Muttersein lässt sich problemlos vereinbaren. Alle Frauen sollte das heute also schaffen können...
Ganz so ist es doch nicht. Ich hatte in verschiedener Hinsicht sicher auch ein bisschen Glück. Und eine Hundertprozentstelle mit dem Anspruch, dass man sich laufend weiterqualifiziert neben einer Familie, bedeutet natürlich auch Verzicht auf einige Dinge.
Eine Hundertprozentstelle und eine Familie bedeutet auch Verzicht.
Ausserdem bedeutet es natürlich auch ein relativ hohes Arbeitspensum. Und schlafen sollte man zwischendurch ja auch noch ein bisschen... Aber es gibt einen klaren Vorteil für Eltern in der akademischen Welt: Dass man sich die Zeit relativ flexibel einteilen kann.
Sie treten 2024, nach dem Ende Ihrer zweiten Amtszeit als Rektorin der Universität Freiburg zurück. Was sind Ihre Pläne?
Ich bin weiterhin Professorin an der Universität Freiburg und werde diese Stelle wie vor meinem Amt als Rektorin ausfüllen. Aber ich glaube es ist auch für die Institution gut, dass nach zwei Amtszeiten ein Wechsel kommt.
Das Gespräch führte Leonie Marti.