Die Urner Kantonalbank UKB will künftig nur noch in Altdorf und Andermatt mit Mitarbeitenden vor Ort tätig sein. Die anderen sieben Zweigstellen werden entweder geschlossen oder digital umfunktioniert.
Diese Pläne, die UKB Mitte Dezember angekündigt hat, stossen auf harsche Kritik.
«Wir werden an der Strategie festhalten»
Ob UKB-Kunden als Reaktion auf den angekündigten Abbau Konten gekündigt hätten, da will der Urner Kantonalbankchef Christoph Bugnon keine Auskunft geben, aber «die Umstrukturierungspläne sind praktisch bei jedem Kundenkontakt ein Thema». Man stelle sich der Kritik und suche den Dialog: «Wir wollen, dass mit der Bank und nicht über die Bank gesprochen wird». Die Bank habe volkswirtschaftliche und regionale Verpflichtungen, aber auch den Anspruch eine angemessene Rendite zu erzielen. «Wir gehen davon aus, dass wir an der geplanten Strategie festhalten müssen», sagt Christoph Bugnon.
Treiber sei das veränderte Kundenverhalten
Die UKB habe gute Abschlüsse, man handle nicht aus der Not, sondern aus der Stärke, betont Bugnon. Die Bankenbranche sei aber gefordert, «wir wollen, dass es uns 2030 auch noch gibt.» Der primäre Treiber für die Filialanpassungen seien aber das veränderte Kundenverhalten. Transaktionen an Schaltern würden stark zurückgehen. Die Umstrukturierungen seien nur ein Teil der längerfristigen Gesamtstrategie.
Gemeinden wehren sich gemeinsam
Die vom Umbau betroffenen sieben Gemeinden haben sich zusammengeschlossen. «Wir wollen, dass man mit uns spricht und eine Lösung sucht, die nicht so radikal ist, wie sie die UKB aufgegleist hat», sagt die Erstfelder Gemeindepräsidentin Pia Tresch und Sprecherin der Gruppe. Man habe eine ähnliche Situation wie mit den Poststellenschliessungen.
Parlament könnte Bankrat absetzen
Auch im Urner Landrat wirft die UKB-Strategie Fragen auf. «Die Meldung schockiert», heisst es in einem Vorstoss der FDP und will wissen, ob die Regierung Handlungsbedarf sieht. Die SP/Grünen Fraktion will wissen, ob sich die Regierung für mehr als zwei Bankstandorte einsetzen will und spricht von «sehr rigorosem» Vorgehen. Der Urner Regierungsrat hat noch nicht Stellung genommen. Im Extremfall könnte das Urner Kantonsparlament massiv in das Vorgehen der Bank eingreifen. Der Landrat hat laut Gesetz die Möglichkeit, einzelne Bankräte oder das ganze Gremium abzuberufen.
«Die Radikalität der Umsetzung fällt auf»
Andreas Dietrich ist Professor am Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern und Bankenexperte. «Mir fällt bei der UKB die Radikalität der Umsetzung auf, mit Schliessungen und dem Einrichten von Videoservices an mehreren Standorten.» Andere Banken, die den Videoservice auch kennen, hätten zuerst die Akzeptanz an einem Standort überprüft.
Dietrich beobachtet solche digitalen Modernisierungen wissenschaftlich. Bisher seien die Erfahrungen sehr unterschiedlich: « An gewissen Orten hat es relativ gut funktioniert, aber vor allem weil Berater vor Ort den Videoservice erklärt haben, an anderen Orten wurde der Service wenig genutzt.» Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Kunden durchaus bereit seien, bis zu 15 Minuten Weg auf sich zu nehmen, um ein persönliches Bankberatungsgespräch zu erhalten. Nicht nur die Urner Kantonalbank sei gefordert, den Spagat zwischen Kundennähe und rentablen Geschäftsstellen zu finden.
SRF1, Regionaljournal Zentralschweiz, 12:03 Uhr / 17:30 Uhr