In Zürich feiert die Bürgerlich-Demokratische Partei ihr zehnjähriges Bestehen. Die BDP ist eine Abspaltung der SVP – entstanden in den Turbulenzen rund um die Abwahl von Christoph Blocher und dem Ausschluss von Eveline Widmer-Schlumpf aus der Partei. Nach zum Teil spektakulären Anfangserfolgen, ist die BDP seither wieder dramatisch geschrumpft. Wie könnte es nun in Zukunft weitergehen? Der Politologe Georg Lutz hat dazu einige Vermutungen.
SRF News: Hat die BDP eine Zukunft?
Georg Lutz: Sie hat sicher eine Vergangenheit. Zehn Jahre als Partei ist eine Leistung in der Schweiz. Das schaffen nicht alle. Mittlerweile ist die Euphorie der Geburtsstunde etwas verschwunden. Die Partei hat es nicht geschafft, sich breit aufzustellen. Sie ist in drei Kantonen gut präsent. Deshalb ist sie weit davon entfernt eine starke nationale Kraft zu sein.
Aber sie hat eine Zukunft?
Das werden wir sehen. Kleine Parteien haben einen schweren Stand in der Schweiz. Die mediale Aufmerksamkeit ist kaum da. Das macht es schwierig, sich thematisch zu positionieren. Dazu kommt, dass die BDP vor einer grösseren personellen Erneuerung steht. Es gibt da zwar einige interessante, neue Köpfe, die mit viel Elan an die Arbeit gehen, aber ob sie wirklich eine breite Schicht von neuen engagierten Personen anziehen können, das wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen.
Wie soll sie sich denn thematisch positionieren, damit sie in der Mitte einen Platz finden kann?
Es gibt theoretisch eine Nische in dieser Mitte. Das ist ein aufgeschlossenes, auch urbanes Publikum in den Agglomerationen der Städte. Das sind Leute, denen sind die Grüne und die SP zu links, die FDP zu liberal und die SVP zu rechts. Was aber für alle Mitte-Parteien schwierig ist, ist dieses Elektorat abzuholen. Themen zu setzen, die ansprechen. Sie sind fast auf die Fehler der grossen Parteien angewiesen.
Eine Fusion mit der CVP scheiterte vor rund vier Jahren. Wäre eine Fusion mit den Grünliberalen eine Option? Sie sind sich thematisch sehr ähnlich.
Die Mitte-Parteien haben insgesamt ein Problem. Es gibt verschiedene kleine Parteien. Wenn sich diese zusammenschliessen würden, gäbe es ein Wählerpotenzial von fast 20 Prozent, allenfalls sogar mehr. Was aber bisher gefehlt hat, ist eine gemeinsame Vision. Es gibt thematisch starke Überlappungen. Die Parteien sind aber zu stark in ihren Traditionen verhaftet und haben es deshalb nicht geschafft, eine gemeinsame Mitte-Kraft aufzubauen. Und das wird in der Schweiz wahrscheinlich erst dann gelingen, wenn es allen schlecht genug geht.
Das Gespräch führte Simone Hulliger.