Ein Lachs im Hochrhein beim aargauischen Rheinfelden: Als Sensation wurde dieser Fund im Mai 2012 bezeichnet. Es war das erste Mal seit über 50 Jahren, dass im Aargau ein Lachs gefunden wurde, der es aus eigener Kraft zurück in seine Heimat geschafft hatte. Lachse waren bis damals weit verbreitet in Schweizer Flüssen und wurden auch zahlreich gefischt.
Der Lachs in Rheinfelden gelangte wahrscheinlich durch Schleusen bei Wasserkraftwerken in die Schweiz. Der Zuständige des Kantons Aargau schätzte damals gegenüber SRF, dass es in zehn Jahren wieder «eine beträchtliche Anzahl» Lachse in den Flüssen geben werde.
Wie viele Lachse schwimmen 2022 nun im Rhein und anderen Schweizer Flüssen? «Der Lachs steht immer noch vor Basel an», sagt Christian Hossli, Projektleiter des Lachsprogramms beim WWF Schweiz gegenüber SRF. Die grössten Hürden für die Fische auf Wanderung bestünden weiterhin, auch wenn sie in letzter Zeit angegangen worden seien.
Diese Hürden, das sind die drei Kraftwerke im Rhein zwischen Strassburg und Basel, welche den Lachsen den ungehinderten Weg vom Meer zurück in die Schweiz versperren. Die Fische können die Wasserkraftwerke Rhinau, Marckolsheim und Vogelgrün der französischen Electricité de France (EDF) nicht passieren – noch nicht.
Bis 2025 respektive 2026 sollen in Rhinau und Marckolsheim die Fischtreppen gebaut sein. Noch keinen Zeitplan aber gibt es für das Kraftwerk Vogelgrün. «So bald wie möglich» steht im Programm «Rhein 2040», welches die Anrainerstaaten des Flusses verabschiedet haben.
Frankreich hat sich an der Rheinminsterkonferenz im Jahr 2020 zu Sanierungsmassnahmen bei den drei Wasserkraftwerken verpflichtet. Allerdings war bereits bei der Konferenz 2013 vereinbart worden, dass die Fische in sieben Jahren ungehindert bis Basel schwimmen können, ohne wirkliche Verbesserung bis heute.
Christian Hossli vom WWF ist dennoch zuversichtlich. In den letzten Jahren habe sich vor allem hinter den Kulissen viel getan. Und die EDF hätte eben mit dem Bau der ersten der drei Fischtreppen begonnen. Er rechnet damit, dass die Treppen an allen drei Kraftwerken bis 2027 fertig sind.
Damit ab dann auch tatsächlich bald wieder Lachse regelmässig in Schweizer Flüssen anzutreffen sind, werden schon seit 2006 unter anderem im Aargau Junglachse ausgesetzt, sagt Thomas Stucki, Leiter der Abteilung Jagd und Fischerei beim Kanton Aargau. Nach ihrer Wanderung ins Meer kehren diese Lachse in der Regel innerhalb von fünf Jahren an ihren «Geburtsort» zurück. Sofern der Weg bis 2027 also frei ist, würden Lachse, die heute ausgesetzt werden, dann wieder als erwachsene Tiere zurückkehren, erklärt Stucki.
In der Schweiz wird sich der Lachs wohlfühlen
Danach sei der Weg für die Lachse in Richtung Schweiz offen, so der WWF-Experte. Alle grösseren Kraftwerke hätten in den letzten Jahren Fischtreppen gebaut. Einige müsse man eventuell anpassen, weil sie nicht gross genug sind für Lachse. Aber auch da seien die Kraftwerkbetreiber dran.
Wohl fühlt sich der Lachs in der Schweiz danach in kleineren Zuflüssen von Rhein, Limmat oder Reuss. Die Birs etwa eigne sich laut Hossli gut zum Laichen, wichtig dafür seien zum Beispiel Kiesbänke. Die Fische seien nicht darauf angewiesen, bis in die Flüsse und Seen der Alpen zu wandern. Entscheidend seien aber die Qualität des Wassers und eine gute Vernetzung der Gewässer. Wenn sich der Lachs wohlfühle, dann gehe es auch anderen Wasserlebewesen gut. Der Lachs habe hohe Ansprüche und weise darum auf ein gesundes Ökosystem hin.