Die erste Fliegerstaffel der Schweiz bestand aus acht Flugzeugen, zehn Piloten und einem Reservemotor. Aber schon damals bei der Gründung am 31. Juli 1914 kämpfte die Schweizer Luftwaffe mit den gleichen Problemen wie heute – nämlich dem Geld. Sämtlich Flugzeuge unter dem Schwyzer Hauptmann Theodor Real gehörten nicht der Armee, sondern waren in Privatbesitz.
Für die fettesten Schlagzeilen sorgte die Kampfjetbeschaffung in den 1960er-Jahren. Statt der budgetierten 871 Millionen Franken kosteten die französischen Kampfjets knapp 1,5 Milliarden. Der Mirage-Skandal sorgte für die erste Parlamentarische Untersuchungskommission PUK. Sie kostete dem damaligen Bundesrat Paul Chaudet sein Amt.
Keine Flugzeugbeschaffung ohne Nebengeräusche
Nicht nur der EMD-Vorsteher musste seinen Posten räumen, auch der damalige Luftwaffenchef und der Generalstabschef mussten den Hut nehmen. Wenig ruhmreich ist die Geschichte um die Beschaffung in den 70er-Jahren. Zur Auswahl standen der Milan aus Frankreich und der US-Kampfjet Corsair. Die jahrelange Luftschlacht im Bundeshaus endete schliesslich in einem Debakel. Für die Armee gab es weder Corsair noch den Milan.
Die Geschichte der Schweizer Luftwaffe
Parlament schmettert Kredit ab
Den Anfang macht das Parlament schon 1893. Ein Kredit von 69‘500 Franken für die Anschaffung eines Militärballons wird abgelehnt. Zu teuer. Zudem sind dem Parlament die Winde in der Schweiz zu unberechenbar. Der Aufklärer im Fesselballon hätte 500 Meter über der Erde Truppenbewegungen per Telefon bekanntgegeben.
Schweiz schafft Fesselballon an
Im Jahr 1900 war es dann doch soweit. Die Schweiz lässt ihren ersten Militärballon in den Himmel steigen. Die Fesselballone werden noch bis Mitte des Ersten Weltkrieges militärisch eine wichtige Rolle spielen.
Spenden für das erste Militär-Flugzeug
Es ist die Offiziersgesellschaft, die 1913 einen Spendenaufruf für Kampfflugzeuge lanciert. Mit Erfolg: Die Bevölkerung spendet 1,7 Millionen Franken. 1916 kauft das Militärdepartement 17 Flugzeuge. Es gibt kaum Benzin für Flüge.
Das erste Schweizer Militärflugzeug
1918 liefern die Thuner K+W-Werke der Armee das lange erwartete erste Schweizer Militärflugzeug: den Jagdeinsitzer Haefeli DH-4. Bis zum Zweiten Weltkrieg bleiben die Thuner Werke führend bei der Herstellung der Schweizer Armeeflugzeuge.
13 Millionen Franken für Nazi-Maschinen
Erst ab 1930 beginnt die Schweizer Luftwaffe, eine wichtige Rolle in der Armee zu spielen. Bundesrat und Parlament einigen sich auf einen Kredit von 13 Millionen Franken. Der Bund kauft damit 105 Flugzeuge – vor allem deutsche Messerschmitts.
Mit 36 französischen Moranes gegen Hitler
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 besitzt die Schweiz 124 moderne Flugzeuge – 88 von den Nazis gekaufte Messerschmitts und 36 französische Moranes. Die Schweizer Piloten schiessen in den ersten Kriegsmonaten verwirrte deutsche Bomber ab, die die helvetischen Messerschmitts für eigene Flugzeuge halten.
Luftsieg gegen Nazi-Deutschland
Göring reagiert und schickt zwei kleinere Geschwader zur Strafaktion in den Jura. Die Schweizer Luftwaffe schlägt sich prächtig: Insgesamt schiessen sie im 40-tägigen «Krieg» gegen Grossdeutschland elf Nazi-Bomber vom Himmel. Eigene Verluste: drei. Doch die Schweiz spielt mit dem Feuer und stellt die Kampfhandlungen rasch wieder ein.
N-20 gegen P-16
Nach dem Weltkrieg beginnt der Kampf ums erste Schweizer Kampfflugzeug. Es ist die Schlacht zwischen den staatlichen Flugzeugwerken in Emmen (LU) und der Privatfirma FFA in Altenrhein (SG). Der N-20 (aus Emmen) scheitert an der Finanzierung. Der P-16 (aus Altenrhein) stürzt in den Bodensee ab und wird anschliessend vom Bundesrat zurückgezogen.
Goldene Luftwaffen-Ära in den 50ern
In den 50er-Jahren, in der Blütezeit des Kalten Krieges, beschafft sich die Schweiz 75 Vampire-Düsenflugzeuge (GB), über 100 Venoms (GB) und schliesslich noch über 100 Hawker Hunter (GB)
Der Mirage-Skandal
1964 kommt es zum ganz grossen Skandal. Nach langem Schweigen muss das Militärdepartement zugeben, dass die 100 bestellten französischen Mirages nicht 800 Millionen Franken, sondern fast das Doppelte kosten. Die Empörung in der Bevölkerung ist gross.
Schweiz kauft nur 57 Mirages
Die erste Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) in der Geschichte der Schweiz durchleuchtet die Mirage-Affäre. Die Verantwortlichen nehmen den Hut. PUK-Chef Kurt Furgler setzt auf einen Kompromiss: Die Schweiz kauft nur 57 Mirages. Die Schweizer Mirages werden ab 1966 eingesetzt und erweisen sich über Jahrzehnte als zuverlässig.
Der Hunter wird zum «fliegenden Sarg»
Der Mirage-Schock sitzt auch in den 70er-Jahren noch tief: Der Bundesrat will nur noch billige Jets kaufen und sammelt weitere uralte Hunter Flugzeuge. Der Erfolg jedoch ist bescheiden. Die Hunter werden zu so genannt «fliegenden Särgen». Bis zur Ausmusterung stürzen 25 Stück ohne Feindberührung ab.
Der erfolgreiche Tiger kommt
Auch die Anschaffung von 72 Tiger-Flugzeugen ist ein zähes Ringen. Schliesslich genehmigt das Parlament im Jahr 1976 einen Kredit von 1,170 Milliarden Franken. 1981 werden noch 38 Maschinen dazu gekauft. Das Tiger-Kampfflugzeug steht seit mehr als dreissig Jahren im Dienst.
Massenproteste gegen F/A-18
1992 stimmt das Parlament dem Kauf von 34 Kampfflugzeugen des Typs F/A-18 zu. Der GSoA gelingt spielend das Referendum. Immerhin sprechen sich 42,9 Prozent der Bevölkerung gegen die Anschaffung aus. Der Bund investiert schliesslich 3,5 Milliarden Franken in den F/A-18. Zwei Maschinen sind seither abgestürzt.
Ueli Maurers Kampf um den Gripen
3,1 Milliarden Franken für den Gripen: Das ist dem Schweizer Stimmvolk am 18. Mai 2014 zu teuer. Das Buch «Helvetische Jäger» von Roman Schürmann zeigt, dass sich die Kosten für die Schweizer Luftwaffe mittlerweile inflationsbereinigt auf 40 Milliarden Franken belaufen.