Die fünfte Jahreszeit beginnt an den meisten Orten am 11.11. Wegen Corona wurde der Fasnachtsauftakt in der gewohnten Form jedoch abgesagt. Trotzdem wird die Fasnacht in einigen Regionen gefeiert – Corona-konform.
Bern zügelt ins Internet
In Bern, der drittgrössten Fasnacht nach Basel und Luzern, konnte in diesem Jahr nicht wie gewohnt der Fasnachtsbär am 11.11. für seine Winterruhe in den Käfigturm gesperrt werden. Auch die grosse «Gugge-Party» fiel aus. Der Fasnachtsverein hat den Auftakt in der digitalen Welt gefeiert. Um 11 Uhr 11 publizierte er einen Film. Zu sehen ist ein Mensch im Bärenkostüm, der eingesperrt wird.
Im knapp zehnminütige Amateurfilm sieht man den Fasnachtsbären, der durch leere Gassen läuft, mit einer kleinen Gruppe feiert, unterlegt mit Guggenmusik und traurigen Klängen, die durchaus wehmütige Stimmung aufkommen lassen können. Geklickt wurde es bisher jedoch kaum.
Man habe sich schon überlegt, auch die Fasnacht im Februar digital durchzuführen, sagt Vereinspräsident Thomas Fritz. Der Aufwand, den Film zum Auftakt zu produzieren, sei aber sehr gross gewesen. Deshalb bleibe es dabei. Doch: Obwohl der Verein die Fasnacht 2021 abgesagt hat, wird im Film gemutmasst, ob nicht doch etwas möglich sein wird.
Noch drei Monate Zeit
Bis zur Fasnacht im Februar bleibt noch Zeit. Einige Fasnächtler könnten sich durchaus vorstellen, trotzdem aufzutreten. «Wir überlegen uns, kurze Auftritte im Stil eines Flashmobs zu machen», sagt Evelyne Scheiber von der Gruppe Fogo Sambajo in Bern. Auch kurze Stücke filmen und ins Internet stellen wäre denkbar. «Ich persönlich finde aber, das hat nichts mit Fasnacht zu tun», so Scheiber. Sie zweifelt, ob dies wirklich jemand schauen würde, sie selbst würde es nicht machen.
«Die Interaktion mit den Leuten fehlt online», sagt auch Martin Klaus der Fasnachtsgesellschaft Ittigen-Bolligen. Zumal seine Gruppe derzeit gar nicht proben könne.
Das Feeling, die Interaktion mit den Leuten fehlt online.
«Vielleicht müssen wir uns mit neuen Sachen anfreunden», meint hingegen Beat Keist von den Altstadt-Mutzen. Doch auch glaubt nicht, dass eine digitale Fasnacht dasselbe Gefühl auslösen kann.
Basel mit ersten Erfahrungen
Bei der letzten Fasnacht zu Beginn des Jahres konnten die Schnitzelbänggler in Basel ihre Verse für die Kameras singen, weil die Fasnacht abgesagt wurde. Dabei gab es zwei Lager: Jene, die eine Fasnacht am Bildschirm besser fanden als gar keine. Aber auch viele, die der Online-Version nicht viel abgewinnen konnten.
Wie genau die nächste Fasnacht in Basel stattfinden wird, ist noch unklar. Das Fasnachts-Comité will sich weiterhin Optionen offen halten, Umzüge in den Quartieren sei eine Idee. «Wir möchten etwas in der Schublade haben, falls die Situation Anfang Februar etwas zulässt», sagt Pia Inderbitzin vom Comité.
Unsere Fasnacht gehört auf die Strasse.
Sie könne sich durchaus digitale Varianten vorstellen: «Dass man auf der Strasse einen QR-Code einscannen und etwas hören könnte.» Die Fasnacht aber digital durchzuführen, ist für Inderbitzin keine Alternative: «Unsere Fasnacht gehört auf die Strasse.»
In der Zeitung statt im Internet
Die Luzerner Fasnächtler setzen auf Analoges. Das Lozärner Fasnachtskomitee will ein Magazin drucken lassen, weil das Fasnachtstreiben abgesagt wurde. «Wenn wir schon nicht wie gewohnt die Fasnacht geniessen können, liefern wir sie nach Hause», wird der Präsident in einer Mitteilung zitiert. 120 Seiten auf Papier sollen die abgesagte Fasnacht zumindest etwas kompensieren.