Ein Mal mehr bodigt der Bauernverband am Sonntag eine Initiative. Die Massentierhaltungsinitiative wird von der Stimmbevölkerung wuchtig abgelehnt. Mit ein Grund für den erneuten Sieg dürfte das gute Lobbying sein. Dies wird bereits vor der Abstimmung häufig erwähnt.
Sie machen eine ausgezeichnete Arbeit. Wir müssen alle davon lernen.
Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes, meint, man könne sich davon eine Scheibe abschneiden: «Sie machen eine ausgezeichnete Arbeit. Wir müssen alle davon lernen.»
Auch SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen sieht einen grossen Einfluss des Bauernverbandes: «Ich merke manchmal, dass die Stimme stark und einflussreich ist. Es gibt aber auch viele unterschiedliche Stimmen innerhalb des Bauernverbandes.»
Rolle hat sich stark gewandelt
Einfluss sei wissenschaftlich schwierig zu messen, sagt der Leiter des Archivs für Agrargeschichte, Peter Moser. «Der Bauernverband verliert jährlich mehr Mitglieder als jede andere Organisation. Das Image des allmächtigen Bauernverbandes ist historisch in seiner 125-jährigen Geschichte stark zu relativieren.»
Hinzu komme ein Rollenwechsel. Bis vor etwa 50 Jahren hatte der Bauernverband Einfluss auf die Ausbildung der Bauern und Agronomen. Dieser sei nun weg. Es bleibe deshalb nur noch das politische Parkett als Einflussbereich. «Und dort agiert er heute in der Tendenz reaktiv. Er versucht, die ganz unterschiedlichen Erwartungen an ihn zu relativieren. Das bringt ihn in eine defensive Situation», so Moser.
Das Image des allmächtigen Bauernverbandes ist historisch in seiner 125-jährigen Geschichte stark zu relativieren.
Das Image der Landwirtschaft ist aber weiterhin gut, zeigt eine Strassenumfrage in der Stadt und auf dem Land. Die Aussagen: «Die machen das gut, die Bauern.» – «Wir wären nicht gut dran ohne die Bauern.» – «Ich bin froh, dass wir sie haben.» Kritische Stimmen gibt es fast keine. Nur ein junger Mann findet: «Die Schweizer Landwirtschaft hat noch einiges, was sie verbessern muss.»
Gemeinsam in die Zukunft?
Für die Konsumentenschützerin Sara Stalder kommt dieses gute Image nicht überraschend. Der Bauernverband könne sich gut verkaufen.
Es braucht mehr Innovation.
Von der Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz gibt es aber auch viel Kritik an der Arbeit des Bauernverbandes: «Es braucht mehr Innovation. Es stehen wichtige Themen vor der Tür, wie der Klimawandel und die ökologische Produktion. Dort sollte der Bauernverband mithelfen. Doch es wird alles blockiert.»
Wir sind aber auch offen für Neues.
Man sei sicherlich ein eher konservativer Teil der Gesellschaft, bestätigt der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, Markus Ritter. «Wir sind aber auch offen für Neues», so Ritter. Beispielsweise für das vom Bundesrat vorgeschlagene Thema Ernährungspolitik. «Da geht es nicht mehr nur um Agrarpolitik. Sondern auch um Verarbeitung, Handel, die Konsumierenden», erklärt Ritter. Man wolle, dass diese alle miteinbezogen werden.
Je mehr Positionen man jedoch miteinbezieht, desto schwieriger dürfte dann wohl die Einigung auf einen gemeinsamen Nenner werden.